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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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sich und unterdrückte die Blutlust, die beim Gedanken an den Verräter in ihm aufgewallt war. Er nahm sein Schwert und hängte sich den Waffengürtel über die Schulter.
    »Gut, bringt mich zu diesem Enosh, Mädchen«, sagte er ruhig. »Es interessiert mich, was er zu berichten weiß.«
    Zillah schritt ihm voraus aus der Zeltabteilung. Conan straffte die nackten Schultern und folgte ihr.
     
     
    6
     
    DAS UNGEHEUER AUS DEM JENSEITS
     
    Enosh kauerte über einer ausgebreiteten, vom Alter vergilbten Schriftrolle, als Zillah und Conan zu ihm traten. Dieser Teil des Zeltes war mit purpurfarbenem Stoff behangen. Dicke Teppiche lagen auf dem Boden und dämpften ihre Schritte. Auf einem Ständer aus ineinanderverschlungenen Messingschlangen hob sich ein schwarzer Spiegel von seltsamer Form. Gespenstische Lichter flackerten in seiner dunklen Tiefe.
    Enosh erhob sich und begrüßte den Cimmerier mit höflichen Worten. Er war ein hochgewachsener, älterer Mann, schmal, von gerader Haltung. Eine Kopfbedeckung aus schneeweißem Leinen krönte ein vom Alter gezeichnetes Gesicht, dessen Stirn überlegend gerunzelt war, während seine dunklen Augen Sorgen verrieten.
    Er bat seinen Gast, sich zu setzen, und bat Zillah, Wein zu bringen. Nachdem Conan sich niedergelassen hatte, fragte er abrupt: »Sagt mir, o Scheich, wie habt Ihr mich gefunden?«
    Enosh warf einen bedeutungsvollen Blick auf den schwarzen Spiegel. »Zwar bin ich kein Zauberer, mein Sohn«, antwortete er, »doch durchaus imstande, mich nicht ganz natürlicher Mittel zu bedienen.«
    »Und wie kamt Ihr dazu, nach mir Ausschau zu halten?«
    Enosh hob eine dünne, von blauen Adern durchzogene Hand, um den Argwohn des Kriegers zu besänftigen. »Habt Geduld, mein Freund, ich werde Euch alles erklären«, versprach er mit seiner ruhigen, tiefen Stimme. Er schob die Schriftrolle zur Seite und schenkte den Wein, den Zillah gebracht hatte, in zwei auf einem niedrigen Tischchen stehenden Kelche.
    Nachdem sie getrunken hatten, begann Enosh mit seiner Geschichte. »Vor langer Zeit schmiedete ein ränkesüchtiger Zauberer dieses Lands Akhlat ein Komplott gegen die uralte Dynastie, die seit dem Untergang von Atlantis hier geherrscht hatte. Mit schlauen Worten redete er den Bürgern ein, ihr Monarch – ein genußsüchtiger Schwächling – sei ihr Feind. Und so erhob sich das Volk und versenkte den törichten König im Sumpf. Der Zauberer gab sich als Priester und Prophet der Unbekannten Götter aus und täuschte göttliche Eingebung vor. Er versprach, einer der Götter werde bald zur Erde herabsteigen, um in eigener Person über Akhlat, die Heilige – wie man die Stadt damals nannte –, zu herrschen.«
    Conan brummte abfällig: »Mir scheint, ihr Akhlatim seid nicht weniger leichtgläubig als andere Völker, die ich kennengelernt habe.«
    Der Alte lächelte müde. »Es ist so leicht, etwas zu glauben, was man gern wahrhaben möchte. Doch der Plan des Schwarzen Magiers war schrecklicher, als man es nur träumen konnte. Mit abscheulichen fremdartigen Riten beschwor er eine Dämonin aus dem Jenseits in unsere Stadt. Sie sollte dem Volk Göttin sein. Angeblich als ihr Priester, in Wahrheit als ihr Herr, tat er den Menschen seinen Willen kund. Von Ehrfurcht und Angst erfüllt, stöhnten die Menschen bald unter einer Tyrannei, die bei weitem schlimmer war als alles, was die alte Dynastie ihnen zugemutet hatte.«
    Conan lächelte grimmig. »Es ist nicht neu, daß Revolutionen zu schlimmeren Regierungsformen führen als die, welche sie absetzten.«
    »Möglich. Hier war es zweifellos der Fall. Mit der Zeit wurde es immer noch ärger, denn der Zauberer verlor seine Macht über das Ungeheuer, das er aus dem Jenseits herbeigerufen hatte. Es vernichtete ihn und herrschte an seiner Stelle.« Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er leise fort: »Und es herrscht immer noch.«
    Conan zuckte zusammen. »Dann ist diese Kreatur also unsterblich? Wie lange liegt es zurück, daß sie hierherkam?«
    »Mehr Jahre sind vergangen, als diese Wüste Sandkörner hat«, antwortete Enosh. »Und immer noch unterjocht die Dämonin die bedauernswerten Bürger Akhlats. Das Geheimnis ihrer Macht ist ihre Fähigkeit, allem Lebenden die Kraft zu entziehen. Das Land ringsum war dereinst grün und fruchtbar, mit saftigen Dattelpalmen entlang der Flüsse, mit üppigem Gras auf den Hügeln, wo riesige Herden weideten. Ihr Durst nach Leben hat das Land ausgesogen. Fruchtbar ist nur noch dieses Tal geblieben, in dem

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