Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
sich den Weg weiter zu verfolgen, weil ihm dies klüger erschien.
Er gürtete sich den Khalat über das Kettenhemd, schlang das Schwert über die Schulter und stapfte dahin, während der Wasserbeutel auf seinem Rücken auf und ab hüpfte.
Immerfort stand die Sonne an einem Himmel aus brennendem Messing. Sie funkelte herab wie das feurige Auge in der Stirn eines titanischen Zyklopen, starrte auf das winzige Menschlein, das sich durch die heiße Hölle des roten Sandes schleppte. Eine Ewigkeit dauerte es, bis dieses Glutauge die leere Himmelskuppe allmählich hinabglitt, um als Totenfeuer im Westen zu ersterben. Dann stahl sich purpurner Abend auf Schattenschwingen über das Firmament, und ein Hauch gnädiger Kühle streifte mit schwacher Brise die Dünen.
Die Muskeln von Conans Beinen schmerzten nicht mehr. Erschöpfung hatte sie taub gemacht, und er stolperte nun auf Gliedmaßen dahin, die ihm wie durch Zauber belebte Steinsäulen vorkamen. Sein Kopf pendelte fast auf die Brust herab. Immer weiter schleppte er sich, obgleich er dringend einer Rast bedurfte. Aber er wußte, daß in der Kühle des Abends mit weniger Mühe schneller voranzukommen war.
Seine Kehle war staubverkrustet, sein Gesicht eine ziegelrote Maske aus Wüstensand. Vor einiger Zeit hatte er einen Schluck getrunken. Einen weiteren würde er sich erst wieder gönnen, wenn es so dunkel war, daß er Vardanes' Spur nicht mehr sehen konnte.
Seine Träume während des nächtlichen Schlafs waren aufreibend und verwirrend, voll von zotteligen Alptraumwesen mit einem funkelnden Auge in der tierischen Stirn, die seinen nackten Körper mit rotglühenden Ketten peitschten.
Als er blinzelnd erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel, und ein weiterer unerträglich heißer Tag lag vor ihm. Aufzustehen war schon eine Qual. Jeder Muskel schmerzte, als stieße jemand winzige Nadeln tief ins Gewebe. Aber er erhob sich, trank ein wenig und machte sich wieder auf den Weg.
Bald verlor er jedes Gefühl für die Zeit. Nur sein eiserner Wille trieb ihn weiter, Schritt um taumelnden Schritt. Immer wieder wanderte sein Geist in das schattenhafte Reich der Selbsttäuschung ab, doch selbst dorthin verfolgten ihn drei Gedanken, nach denen er sich ausrichtete: auf der Spur der Huffährte zu bleiben; Wasser nur sparsam zu sich nehmen; sich auf den Beinen zu halten. Würde er einmal fallen – das wußte er –, wäre er nicht mehr in der Lage, sich aufzurichten. Und stürzte er während des sengenden heißen Tages, blieben seine Gebeine bleichend für eine Unendlichkeit in dieser scharlachroten Wüste liegen.
4
DIE UNSTERBLICHE KÖNIGIN
Vardanes von Zamora hielt am Hügelkamm an und starrte auf einen so ungewöhnlichen Anblick hinab, daß er nur heftig schlucken konnte. Seit dem mißlungenen Hinterhalt, der statt die Zuagir die Turaner das Leben gekostet hatte, waren fünf Tage vergangen, an denen er wie ein Wahnsinniger geritten war und nicht gewagt hatte, sich und seiner Stute mehr als ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Eine Angst, wie er sie nie zuvor erlebt hatte, trieb ihn immer weiter.
Nur zu gut kannte er das Gesetz der Wüstenbanditen. Selbstquälerisch malte er sich aus, was mit ihm geschähe, fiele er je in ihre Hände. Als er sah, daß der Hinterhalt mißglückt war, hatte er sich nur in die Wüste zu retten gewußt, denn er zweifelte keinen Augenblick daran, daß dieser Teufel Conan herausfände, wer sie verraten hatte, und wenn er Boghra Khan bei lebendem Leib die Haut abziehen müßte. Und dann würde er ihm mit seiner bluthungrigen Meute von Zuagirn nachjagen. Die Burschen würden die Suche nach ihrem verräterischen Kameraden auch nicht so leicht aufgeben.
Seine einzige und nur geringe Chance war es gewesen, in die weglose Weite der Shan-e-Sorkh zu reiten. Obgleich Vardanes ein kultivierter, in der Stadt aufgewachsener Zamorier war, hatten die Umstände seiner Zeit ihn zu den Wüstenbanditen verschlagen, und er kannte die Burschen gut. Er wußte deshalb auch, daß allein der Name der Roten Wüste ihnen einen Schauder über den Rücken jagte und sie sich in ihrem Aberglauben einbildeten, alle nur erdenklichen Ungeheuer und Teufel trieben dort ihr Unwesen. Was für diese Furcht verantwortlich war, wußte er nicht, und es war ihm auch gleichgültig, solange es seine ehemaligen Kameraden davon abhielt, ihm allzu weit in diese glühende Öde zu folgen.
Aber sie waren nicht umgekehrt. Sein Vorsprung war so gering, daß er Tag um Tag
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