Conan-Saga 14 - Conan der Schwertkämpfer
Stoß ging die Kreatur zu Boden. Wild quakend verrenkte sie ihren Körper und entriß so Conan den Griff des Dolches, der in ihrer Brust steckte. Dann lag sie still auf den Fliesen. Conan keuchte heftig. Er wischte sich das Blut aus den Augen und blinzelte, um zu sehen, ob das Ungeheuer sich noch rührte. Aber es gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
Jetzt schaute der Cimmerier in die Öffnung unter dem Säulendach und sah, daß eine steinerne Wendeltreppe in einen tieferliegenden Raum führte. Er hatte tatsächlich den Teufel ausgeräuchert, denn noch jetzt wirbelten Rauchschwaden rings um den Turm unter dem konischen Dach und verschwanden wie durch einen Sog in der Öffnung zur Wendeltreppe.
Ohne Ahnung, was ihn erwarten mochte, kletterte Conan die steile Treppe hinunter. Die Luft im Turm war heiß und stickig, und der Rauch verbarg Teile des kreisrunden Raumes, in den er gelangte.
Hier herrschte wahrer Luxus. Der polierte Boden, der Intarsien in ungewöhnlichen Mustern aufwies, war stellenweise mit kleinen Seidenteppichen bedeckt, in die Sechsecke, Kreise und andere mystische Zeichen geknüpft waren. Schwere Behänge aus kostbarem Brokat bedeckten die runde Wand, und Conan bemerkte, daß die eingewobenen Gold- und Silberfäden in den schräg einfallenden Sonnenstrahlen durch eine geschickte Spiegelanordnung den Raum erhellten, als schiene die Sonne direkt auf ihn herab. An einer Seite stand ein Pult aus kunstvoll geschnitztem polierten Holz. Darauf lag ein aufgeschlagenes Buch mit Blättern aus uraltem Pergament. Etwas weiter entfernt stierte eine drohende Maske mit wölfischem Grinsen von der Wand.
Conan schritt hastig durch den Raum und suchte nach einer Waffe, aber er fand keine. Das runde Gemach besaß, wie er feststellte, hinter den Wandbehängen mehrere Alkoven und Nischen. Aufs Geratewohl riß er an einer Stelle den Vorhang zurück. Und erstarrte.
In der Mitte des Alkoven stand ein hochlehniger Sessel aus hellem Marmor, in den wirr verschlungene Schlangenleiber und Teufelsköpfe eingemeißelt waren. Und auf diesem Thron saß Siptah der Zauberer. Seine ausdruckslosen Augen erwiderten starr Conans Blick.
9
SKLAVE DES KRISTALLS
Conan, der sich mit angespannten Muskeln schon bereitmachte, erneut zu kämpfen, stieß plötzlich erleichtert den Atem aus. Siptah war tot. Seine Augen schimmerten stumpf, sein Gesicht war nicht mehr als ein Totenschädel, über den sich noch die fleischlose Haut spannte. Conan blähte die Nasenflügel, aber es roch nicht im geringsten nach Verwesung. Siptah mußte bereits seit Monaten tot auf seinem Thron sitzen, und seine Muskeln und Organe waren in dieser Zeit ausgetrocknet und verdörrt.
Die geschrumpfte Gestalt trug eine smaragdgrüne Robe. In ihren Knochenhänden auf dem Schoß ruhte ein riesiger ungeschliffener Kristall, der in tiefem Topasfeuer glühte. Das, dachte Conan, mußte das gefürchtete Juwel sein, das ihn und seine Kameraden zu dieser unglücklichen Insel geführt hatte.
Conan trat näher, um den Kristall genauer zu betrachten. In seinen Augen war es nur eine schimmernde Glaskugel, die von innerem Glühen erhellt wurde. Doch da so viele Menschen sie begehrten, mußte sie wohl einen schier unvorstellbaren Wert besitzen. Dämonen sollten irgendwie an diese blasse Kugel gebunden sein, und nur durch sie konnten sie auch wieder freikommen. Wie, das wußte Conan nicht. Er verstand solche Dinge nicht, und alles, was rein und wild in ihm war, scheute vor dem zurück, was mit den Mächten der Finsternis zu tun hatte.
Das Kratzen eines Krallenfußes riß Conan aus seinen Überlegungen. Er wirbelte herum. Der Geflügelte kam die Treppe nicht auf die Weise der Menschen herunter, sondern flatterte mit halbgeöffneten Schwingen den Schacht herab. Verwirrt sah Conan, daß der Pfeilschaft noch aus seiner Schulter ragte und der Dolch nach wie vor in den Brustmuskeln steckte. Trotzdem zeigte die Kreatur keine Spur von einem Nachlassen ihrer übernatürlichen Kräfte. Ein Mensch, so stark er auch sein mochte, oder auch das kräftigste und zäheste aller Raubtiere wäre durch solche Wunden zumindest in seiner Bewegungsfreiheit behindert gewesen, doch dieser Wächter von Siptahs Turm offenbar nicht.
Die Kreatur hob die klauenbewehrten Flügel und kam auf Conan zu. Verzweifelt sprang der Cimmerier nach links und packte das Pult, auf dem das uralte Werk lag. Das Buch fiel zu Boden, als Conan das schwere Möbelstück wie einen unhandlichen Prügel schwang.
Als
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