Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Oberjäger, auf ihn zukam.
Müde richtete der König sich auf, spuckte einen Knorpel aus und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Habt Ihr etwas gefunden?« fragte er. Der alte Jäger nickte und streckte einen seltsamen Gegenstand hoch.
»Das«, antwortete er.
Conan betrachtete ihn eingehend. Es handelte sich um eine Maske aus Elfenbein, die säuberlich so geschnitzt war, daß sie dicht auf einem menschlichen Gesicht mit langem schmalen Kinn und hohen Wangenknochen anliegen mußte und, von Augenschlitzen abgesehen, ein glattes, ungezeichnetes Oval bot. Conan gefiel gar nicht, was aus ihr zu schließen war.
»Zweifellos hyperboreanische Arbeit«, sagte er finster. »Sonst noch etwas?«
Der alte Jäger nickte. »Blut im Gras, das Gras zertrampelt, die Hufspuren eines jungen Ponys und – das! «
Der Glanz schwand aus Conans Augen, und er wirkte um Jahre gealtert. Was der Jäger ihm aushändigte, war das Kurzschwert, das er Conn zum zwölften Geburtstag geschenkt hatte. Die aquilonische Krone war in das Silber der Parierstange eingraviert.
»Sonst nichts?«
»Wir haben die Hunde auf die Spuren angesetzt«, antwortete Euric.
Conan nickte schwer. »Gebt das Hornsignal zum Sammeln der Männer, sobald sie die Fährte aufgespürt haben«, befahl er.
Die Sonne stand hoch am Himmel, vom hohen nassen Gras stiegen ein würziger Duft und leichter Dampf auf. Wieder erschauderte der König von Aquilonien, als wäre sein Herz ungeschützt einem eisigen Wind ausgesetzt.
Die Sonne war nur wenig weitergewandert, als sie den Toten fanden. Er lag sorgfältig am Fuß einer schmalen Klamm, unter feuchter Erde und einem Haufen aufgeweichter, welker Blätter, begraben. Aber die Hunde hatten ihn aufgespürt und mit ihrem aufgeregten Kläffen die Jäger gerufen.
Conan ritt zur Klamm hinab, um sich die Leiche näher anzusehen. Der Tote war seiner Habe und Kleidung völlig entblößt. Er war etwa sieben Fuß groß und hager, seine Haut weiß wie Pergament, sein Haar seidig weiß. Seine Kehle klaffte.
Euric beugte sich über die von der Erde beschmutzte Leiche, roch am Blut, steckte die Finger in die Wunde und rieb die blutigen Fingerspitzen überlegend zusammen. Schließlich erhob der Alte sich ein wenig steif und wischte sich die Hände ab.
»Er starb irgendwann in der vergangenen Nacht, Sire«, erklärte er.
Conans Blick haftete eine Weile an dem Gesicht mit dem langen, schmalen Gesicht und den hohen Wangenknochen. Der Tote war ein Hyperboreaner, das verrieten seine hagere, große Statur, die unnatürliche Blässe seiner Haut und das nahezu farblose Haar. Starre, katzengrüne Augen stierten zum Himmel.
»Laßt die Hunde weiterwittern, Euric«, befahl Conan. »Prospero, mahnt die Leute zu größter Vorsicht und Wachsamkeit. Die Burschen wollen uns ganz offensichtlich hinter sich herlocken.«
Sie ritten weiter. Nach einer Weile räusperte sich der poitanische General. »Du glaubst, sie haben die Maske und das Kurzschwert mit voller Absicht zurückgelassen?«
»Dessen bin ich sicher«, knurrte Conan. »Ich spüre es in den Knochen, so wie ein invalider alter Krieger einen Wetterumschwung spürt. Irgendwo vor uns ist eine Meute dieser weißen Teufel. Sie haben meinen Jungen, und sie wollen, daß wir ihnen folgen.«
»In eine Falle?« fragte Prospero. Conan überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
»Das glaube ich nicht. Wir sind bereits an drei Stellen vorbeigekommen, die für einen Hinterhalt wie geschaffen waren. Nein, sie haben etwas anderes im Sinn. Vielleicht wartet auf der Fährte eine Botschaft auf uns.«
Nachdenklich meinte Prospero: »Vielleicht wollen sie, daß wir den Prinzen auslösen.«
»Oder sie wollen ihn als Köder benutzen.« Conans Augen brannten wie die eines gereizten Raubtiers. »Ich war einmal Gefangener der Hyperboreaner. Was ich unter ihnen erlitt, trug nicht dazu bei, freundliche Gefühle für diese klapprigen Teufel zu erwecken. Und was ich bei ihnen tat, ehe ich ihre weitere Gastlichkeit ablehnte, erwärmte wohl auch nicht gerade ihre Gefühle für mich.«
»Was bedeutet diese Elfenbeinmaske?«
Conan spuckte aus und nahm einen Schluck lauwarmen Weines. »Hyperborea ist ein düsteres Land, das wohl nur solche Teufel hervorbringen konnte. Es ist ein ödes, kahles Land, immer in klammen Nebel gehüllt und von nackter, grinsender Furcht regiert. Ein unheimlicher Kult schwarzgekleideter Mordhexer übt durch seine Zauberkünste eine Schreckensherrschaft aus. Sie töten, ohne
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