Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
Himmel bersten und die Berge sich
spalten, zu Ehren SEINER Rückkehr auf die Welt der Menschen, dachte sie.
Ihr
knappes Gewand aus schwarzer Seide mit goldenem Gliedergürtel war bis hoch zu
den Hüften geschlitzt und tief ausgeschnitten. Keiner, der sie als Prinzessin
von Ophir kannte, hätte jetzt sicher sein können, daß sie es war. Ihre dunklen
Augen glitzerten, ihr schönes Gesicht schien aus Marmor gehauen zu sein, ihr
weißgoldenes Haar war in Zöpfen hochgesteckt und mit einem Reifen aus goldenen
Kettengliedern geschmückt. Von ihm ragten über der Stirn vier Hörner empor. Das
verriet den Eingeweihten, daß sie die Hohepriesterin des Gottes war, dem zu
dienen sie sich entschieden hatte. Was ihr jedoch nicht gefiel, waren die
Reifen aus schmucklosem schwarzen Eisen um beide Handgelenke, die sie tragen
mußte, denn der Gott Al’Kiir nahm nur jene als seine Diener auf, die bereit
waren, sich ihm als Sklaven zu unterwerfen.
Die
knöchellange schwarze Seide, der Saum mit Goldperlen beschwert, streifte gegen
ihre langen schlanken Beine, als sie barfuß eine seltsame Prozession tiefer in
den Berg führte, durch grobgehauene Gänge, die Fackeln in schwarzen
Eisenhaltern in der Form eines schrecklichen, viergehörnten Schädels erhellten.
Die
Gesichter der zwanzig Krieger in schwarzer Rüstung waren auf seltsame Art unter
den geschlitzten Visieren der Helme verborgen, die ebenfalls mit vier Hörnern
versehen waren: je eines aus den Seiten stoßend und die beiden anderen vorne
nach unten gebogen, so daß diese Krieger eher Dämonen denn Menschen glichen.
Die Parierstangen ihrer Breitschwerter waren aus vier Eisenhörnern geformt. Und
auf der Brust eines jeden glühte schwach im Schein der von der Decke hängenden
eisernen Feuerkörbe ein scharlachroter viergehörnter Schädel.
Noch
seltsamer jedoch war die Frau, die sie geleiteten. Sie trug ein ophireanisches
Brautkleid aus vielen Lagen schleierfeiner himmelblauer Seide, das von einer
Kordel aus Goldfäden zusammengehalten wurde. Ihr rabenschwarzes Haar, das in
Locken zu den Schultern fiel, war mit den winzigen weißen Blüten der Tarla
besteckt, dem Symbol der Reinheit, und ihre Füße waren nackt, als Zeichen ihrer
Demut. Sie stolperte, und rauhe Hände griffen nach ihr, um sie zu stützen.
»Synelle!«
rief die Schwarzhaarige benommen. Ein Hauch ihres üblichen Dünkels klang aus
der Stimme, obgleich sie dank des ihr eingegebenen Mittels nicht wirklich bei
sich war. »Wo sind wir, Synelle? Wie bin ich hierhergekommen?«
Der
Zug hielt nicht an. Synelle ließ sich nicht anmerken, daß sie gehört hatte.
Innerlich war sie erleichtert, daß die Wirkung des Mittels nachließ. Es hatte
angewandt werden müssen, um die Frau aus ihrem Palast in Ianthe zu entfuhren,
sie herzurichten und soweit zu bringen, doch für das bevorstehende Ritual mußte
sie bei klarem Verstand sein.
Macht,
dachte Synelle. In Ophir konnte eine Frau keine echte Macht haben, doch Macht
war, wonach sie dürstete. Und sie würde Macht haben! Die Leute bildeten sich
ein, sie sei zufrieden mit den Ländereien, dem Besitz, den sie geerbt hatte,
und daß sie irgendwann heiraten und die Verwaltung ihrem Gemahl überlassen
würde, so daß dann im Grund genommen alles ihm gehörte. In ihrer Beschränktheit
dachten diese Menschen nicht daran, daß königliches Blut in ihren Adern floß.
Verböten die uralten Gesetze nicht, daß eine Frau als Herrscherin die Krone
trage, so fiele der Thron nach dem Tod des jetzigen kinderlosen Königs an sie.
In seinem Wettlauf mit dem Tod bedrängte Valdric wahre Heerscharen von Ärzten
und Zauberern, ein Heilmittel gegen seine schleichende Krankheit zu finden.
Darum war er zu beschäftigt, einen Thronfolger zu ernennen, und deshalb sah er
auch nicht, wie die hohen Lords von Ophir schon jetzt um die Krone kämpften,
die durch seinen Tod frei würde.
Ein
zufriedenes, aber grausames Lächeln spielte um Synelles volle Lippen. Sollten
diese stolzen Männer sich doch in ihren Rüstungen brüsten und wie verhungerte
Wölfe übereinander herfallen! Sie würden schon noch aus ihren Machtträumen
erwachen und feststellen, daß die Gräfin von Asmark zur Königin Synelle von
Ophir geworden war, und sie würde sie lehren, ihr die Füße zu lecken wie
geschlagene Hunde.
Der
Gang weitete sich zu einem gewaltigen, hohen Gewölbe, von dem kein
Außenstehender etwas wußte. Brennende Kerzen an schmucklosen, aus dem rohen
Stein gehauenen Wänden beleuchteten den glatte Steinboden,
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