Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Ushi-Kagan war blutüberströmt, aber unverwundet. Er starrte mit der gleichen Mischung aus Angst und Ehrfurcht nach oben wie Conan.
»Khondemir ist da oben«, erklärte Conan. »Er wirkt einen schrecklichen Zauber. Offenbar beschwört er ein Alptraumwesen aus einer anderen Welt herauf, das uns alle vernichten soll. Lakhme ist auch bei ihm.«
Das Gesicht Bartatuas verzerrte sich vor Wut. »Er treibt sein schmutziges Handwerk auf dem Grab unseres ersten Ahnen! Komm, Conan! Für uns ist das Töten noch nicht vorbei.«
Schnell liefen die beiden Männer zum Grabhügel und stiegen hinauf. Die schwarze Wolke wurde dunkler, der rote Schleier verzog sich, so daß man das Wesen dahinter erkennen konnte. Über riesigen Fangarmen funkelten Schlitzaugen, größer als Schilde. Es war ein unvorstellbar großer Kopffüßler mit einem spiralförmigen Körper.
Der Geruch eines uralten Meeresbodens hüllte den Grabhügel ein. Die mächtigen Fangarme schoben gegen den roten Schleier und suchten Zugang zur Welt der Menschen. Als Conan und der Ushi-Kagan oben angelangt waren, sahen sie die schwarzen Silhouetten zweier Menschen vor der Röte. Eine dritte Gestalt lag davor. Die größere der beiden Gestalten hob die Hand. Ein Dolch blitzte auf.
Conan riß sein Schwert aus der Scheide und warf es waagrecht durch die Luft.
Im scheidenden Licht blickte Lakhme auf das Gemetzel unter ihr. »Schnell, Khondemir!« rief sie. »Oder du hast keine Armee mehr, mit der du in Agrapur einziehen kannst.«
»Es wird gleich vorüber sein«, beruhigte sie der Zauberer. Er hatte stundenlang Zauberlieder von sich gegeben, für welche die menschliche Stimme nie geschaffen worden war. »Nur noch eine Formalität, dann habe ich unseren Besucher voll im Griff.«
Lakhme lief es kalt über den Rücken, als das widerliche Monster über ihnen Gestalt annahm. Sie wußte nicht, ob es ein Gott oder ein Dämon war. Doch ängstigte sie die Kraft, die es ausstrahlte. Die junge Frau auf dem Altar hatte zuerst voll Schrecken das Ding über ihr angestarrt. Dann aber hatte eine wohltätige Ohnmacht sie entrückt.
»In der nächsten Minute werde ich ihr das Herz herausreißen und dieser Herr der Tiefe wird mir gehorchen. Bartatua und all seine Horden werde ich zu Sklaven machen!« rief Khondemir triumphierend. Er hob den Dolch, als der Dämon gegen die letzten Reste des Schleiers preßte.
Der Zauberer betrachtete die nackte junge Frau, die ausgestreckt auf dem Altar vor ihm lag. Ein Schnitt unterhalb der linken Brust, dann konnte er das immer noch schlagende Herz herausreißen und dem dunklen Gott dort oben darbieten.
»Für dich, o Herr aller Macht!« rief er und senkte die Hand.
Da schwirrte etwas an ihm vorbei. Im nächsten Augenblick starrte er fassungslos auf seinen rechten Arm. Er hielt keinen Dolch mehr in der Hand. Er hatte überhaupt keine rechte Hand mehr! Blut spritzte aus dem Stumpf über Ishkalas weiße Haut. Dann wand sich der erste Fangarm um seine Mitte.
Lakhme sah ihre Hoffnung dahinschwinden, als der Zauberer hoch in die Lüfte gerissen wurde. Er schrie und stieß grauenvoll gurgelnde Laute aus, als das Monster ihm einen Arm abriß und in ein mit spitzen Zähnen besetztes Maul stopfte.
Dann stand Bartatua vor ihr. »O Geliebter«, rief sie verzweifelt. »Es war der Magier! Er hat einen Zauber über mich geworfen. Jetzt, da er tot ist, bin ich wieder bei Sinnen. Laßt uns schnell diesen scheußlichen Ort verlassen!«
Da legte sich die Hand des Kagans um ihren schlanken Hals. Der Daumen bohrte sich in ihre Luftröhre. Ihr wurde schwindlig, als die Blutzufuhr des Gehirns unterbrochen wurde. Bartatuas Gesicht war grimmig und haßerfüllt. Trotzdem las Conan den Schatten eines gewissen Zweifels in seinen Augen. Mit Leichtigkeit hätte er ihr das Genick brechen können, aber er konnte diesen letzten, unwiderruflichen Schritt nicht tun.
Lakhme geriet in Panik, als sie nach Luft rang. Sie griff nach dem kleinen Dolch im Lendenschurz und stieß ihn bis zum Heft Bartatua in die Seite. Seine Augen weiteten sich und wurden starr, als er zu Boden stürzte. Er riß sie mit sich, da seine Hand immer noch ihren Hals umklammerte. Sie versuchte verzweifelt, die Finger zu öffnen. Da sah sie den Cimmerier. Er war nun ihre einzige Hoffnung. Bittend streckte sie die Hand zu ihm empor.
Conan blickte auf seinen toten Freund und das treulose Weib an seiner Seite herab. Er wußte, daß er Lakhme noch retten konnte. Er war stark genug, um Bartatuas Todesgriff zu
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