Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
lösen. Das Flehen in Lakhmes Augen war ein schrecklicher Anblick.
Dann trat er zu Ishkala und löste ihre Fesseln. Über ihnen fraß das Monster auf, was vom Zauberer noch übrig war, von Khondemir, dem Möchte-gern-Herrscher von Turan. Conan warf die blutbespritzte Ishkala über die Schulter und stieg den Grabhügel hinab. Lakhme gönnte er keinen Blick mehr.
Am Fuß des Hügels herrschte große Verwirrung. Niemand wußte, ob er fliehen oder kämpfen sollte. Das Ungeheuer in der Höhe schien sich mit dem Zauberer zufriedenzugeben und zog sich in seine schwarze Wolke zurück. Conan nahm einem Toten den Umhang ab und wickelte Ishkala hinein. Dann lief er mit ihr zum Erdwall.
Er fand Manzur immer noch gefesselt und geknebelt, wo er den jungen Dichter zurückgelassen hatte. »Sei still!« sagte er, als er ihn von den Fesseln befreite. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg. Bartatua ist tot. Lakhme auch.«
»Und Ishkala?« keuchte Manzur, als Conan ihm den Knebel abgenommen hatte.
»Sie ist in diesem Bündel. Ihr ist nichts geschehen. Jedenfalls körperlich ist sie unversehrt. Aber jetzt schnell zu den Pferden! Im Augenblick herrscht so viel Durcheinander, daß die Flucht gelingen könnte. Aber wir müssen uns beeilen.«
Sie liefen zu den Pferden. Obwohl überall Soldaten herumliefen, beachtete sie niemand. Viele Hyrkanier kehrten aus der Stadt der Grabhügel zurück und trugen verwundete Kameraden. Schwerverwundete versuchten verzweifelt, ihr Pferd zu erreichen, damit sie nicht in der Nacht zu Fuß sterben mußten. Das Grauen des eben durchgestandenen Kampfes hatte sie halb betäubt.
Conan fand sein Pferd, das er etwas abseits von den anderen Tieren angepflockt hatte. Es war gesattelt und trug schon seine Bogen und Köcher. Daneben standen ein Packpferd und eine Reihe Reservepferde. Die beiden Männer stiegen auf. Conan hielt Ishkala vor sich im Arm. Hinter ihnen erhob sich ein großes Wehgeschrei. Das war die Klage der Steppe.
»Jemand hat den Mut besessen, den höchsten Grabhügel zu besteigen«, erklärte Conan. »Sie haben die Leiche Bartatuas gefunden. Das müßte sie eine Zeitlang beschäftigen. Los, laß uns wegreiten!« Die drei Überlebenden ritten hinein in die Dunkelheit.
Am fünften Tag ihres Rittes nach Süden sahen sie zwei Reiter, die ihnen entgegenkamen. »Wer mag das sein?« fragte Ishkala. Sie trug eine Tunika von Conan. Ihre nackten Arme und Beine waren von der Sonne gebräunt. Aus dem Umhang, in den der Cimmerier sie gewickelt hatte, hatte sie sich eine Art Kapuze gemacht.
»Das können wir erst sagen, wenn sie näher heran sind«, antwortete Conan. »Zwei Männer sind aber keine Gefahr.« Sie ritten weiter. Conan grinste, als er sah, wen sie trafen.
»Siehst du, Fawd«, sagte Rustuf zu seinem Begleiter, »ich habe es immer gesagt, daß dieser Cimmerier sich nicht von einem kleinen Sandsturm unterkriegen läßt. Wie geht's denn so, Conan?«
»Ausgezeichnet. Das heißt, daß ich noch lebe und einigermaßen gesund bin.«
»Fawd und ich sind auf dem Weg nach Westen«, erklärte Rustuf. »Ich möchte meine Brüder, die Kozaki, gern wiedersehen, und Fawd sehnt sich nach dem Anblick der Türme von Agrapur.«
»Ich reite mit euch«, sagte der Cimmerier. »Ich wollte nach Westen, als ich von den Hyrkaniern aufgehalten wurde.«
»Aber, Conan, du reitest doch zuerst mit uns nach Sogaria«, protestierte Manzur. »Der Prinz wird dich mit Ehren und Reichtümern überschütten. Du bekommst Land und ein hohes Kommando in der Armee.«
Der Cimmerier schüttelte den Kopf. »Ich habe im Augenblick genug von Monarchen, besonders von einem, der sich vielleicht an den Mann erinnert, der ihn ein Fort gekostet hat. Nein, ich reite nach Westen. Dort liegt meine Bestimmung.«
Ehe sie endgültig Abschied nahmen, zog Manzur Conan beiseite. »Ich bin dir ja so dankbar, Conan«, sagte er. »Aber es wurmt mich, daß ich die entscheidende Schlacht nicht mitgemacht habe und daß ich es nicht war, der Ishkala befreite.«
»Ich wette, daß du ihr das noch nicht erzählt hast.« Der Cimmerier grinste. »Und bestimmt wird dein Epos die Sache auch anders beschreiben. Du bist nämlich nicht der erste Poet, dem ich begegnet bin.«
Die beiden jungen Menschen ritten glücklich davon. Die drei Krieger wandten die Köpfe ihrer Pferde gen Westen.
»Bartatua ist tot«, teilte Conan den Gefährten mit.
»Kein Mensch ist unsterblich«, sagte Rustuf philosophisch. »So verschied wieder mal ein
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