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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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abenteuerreiche Fahrt weit in den Westlichen Ozean anzuheuern, so weit, wie seit Menschengedenken noch nie jemand vorgestoßen war. Wer anders als Amra würde so etwas wagen?
    Mit offenen Mündern gafften sie, während seine Worte sie berauschten, denn der wilde, gesetzlose Zauber des ihm eigenen Heldengeistes war so umsichgreifend wie Feuer in einem ausgetrockneten Wald. Gold und Edelsteine versprach er ihnen, Reichtum und Ruhm und heldenhafte Abenteuer im Unbekannten, in neuen Gewässern, auf vergessenen Inseln und zwischen fremden Menschen. Weit würden sie sich aufs unerforschte Meer hinauswagen und zurückkommen, nicht als gesetzlose Ausgestoßene, sondern als berühmte Abenteurer, als Helden, deren überall bekannte Namen ihnen die Gunst schöner Frauen erringen und sie zu unvergeßlichen Recken in Balladen und Epen machen würden.
    Und im Hafen schaukelte Amras Schiff vor Anker – eine festgebaute, tiefbauchige Karracke, der Rote Löwe, nach Amras Karavelle alter Zeit genannt.
    Conan gab nicht alles preis. Er erwähnte König Ariostro von Argos nicht, dessen Juwelen das mächtige Schiff erstanden hatten. Und weshalb sollte er ihnen Angst einjagen mit der Erwähnung von roten Schatten und der unheimlichen Erscheinung Epemitreus, des schon lange toten Propheten?
     
    Genau wie das Grauen Hunderte von Conans Untertanen verschleppte, hatte es auch in Argos zugeschlagen. Ariostros Hofmagier und seine Seher hatten die Omen der Sterne gelesen. Sie hatten gewisse, lange nicht mehr aufgeschlagene Werke geöffnet und ihrem König kundgetan, daß die Roten Schatten von einem unbekannten Gebiet jenseits des Westlichen Ozeans aus ihr Unwesen trieben.
    Schiff um Schiff hatte der kluge und fähige König von Argos ins Westmeer geschickt, doch kein einziges war mit einem Hinweis zurückgekehrt. Schließlich wurden sogar die tapferen Männer seiner Flotte unruhig bei der Erwähnung weiterer Fahrten in den unerforschten Westen. Doch die Roten Schatten schlugen nach wie vor zu, und dem Königreich drohten Meuterei und Rebellion.
    Also war König Ariostro des Nachts allein und vermummt durch Messantia gezogen, auf der Suche nach tollkühnen, erfahrenen Seeleuten, die er zu diesem Abenteuer überreden könnte. Und er hatte sie in Conan, dem Cimmerier – den er schnell erkannt, aber diese Tatsache als kluger Mann für sich behalten hatte – gefunden und in Sigurd Rotbart, dem freimütigen alten Seebären aus dem fernen Vanaheim. Mit seinen Edelsteinen hatten sie die mächtige Karracke gekauft und waren im Hafen von Tortage eingelaufen, um sich unter den Barachanpiraten eine Besatzung auszusuchen.
    Einige der Gesichter in der Menge waren Conan noch bekannt aus seiner Piratenzeit. An sie wandte er sich direkt. Sein Blick fiel auf einen riesenhaften, grinsenden Schwarzen aus den Dschungeln im Süden. Conan deutete auf diesen majestätischen Kushiten, dessen nackte Arme im orangen Licht der Fackeln wie geöltes Ebenholz glänzten und dessen schwarzes Wuschelhaar mit Grau durchzogen war.
    »Du kennst mich, Yasunga!« rief Conan schallend. »Du warst noch ein Junge, als ich vor vielen, vielen Jahren an der Seite deiner verwegenen Herrin Bêlit an der Schwarzen Küste segelte. Was ist, willst du dich mir wieder anschließen?«
    Yasunga warf beide langen Arme hoch und brüllte begeistert: »Ja, Amra! Amra!«
    »Zurück, du schwarzer Hund!« knurrte eine Stimme mit eisigem Klang, als ein schlanker Mann sich vor den Schwarzen schob und ihn in die Menge zurückstieß. Der Mann drehte sich um und bedachte Conan aus verkniffenen Augen mit bösem Blick.
    Auch der Cimmerier verengte die Augen und musterte das schmale, bleiche Gesicht mit den schwarzen Brauen und dünnen Lippen und die sehnige Gestalt im Brustpanzer aus poliertem Stahl mit Goldverzierung über einem Wams aus schwarzem Samt, die Brillanten, die an den Ohren und über dem spitzenbesetzten Ärmelbund blitzten, und die schmale, aber kräftige Hand, die um den abgegriffenen Knauf eines langen Degens lag.
    Mit weicher Stimme, deren lispelnder Akzent den Zingaraner verriet, wandte der schwarzgewandete, fahlbleiche Mann sich an die Menge: »Zurück in eure Zwinger, Hunde! Hört nicht auf den wilden Traum dieses verrückten alten Narren, der aus dem Nichts gekommen ist, um euch mit großen Versprechen zu einer Wahnsinnsfahrt ins Unbekannte zu verlocken. Vielleicht ist er dieser Amra, dessen Taten unvergeßlich blieben – vielleicht aber auch nicht. Doch was spielt das schon für eine

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