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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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mit den Sternen. In seiner gewaltigen Mulde zwischen zerklüftetem Gestein erstrahlte der Piratenhafen in vollem Lichterglanz, und die laut geschmetterten Lieder schallten von den Felsen wider. Hohe Karracken und schlanke Karavellen schaukelten an den steinernen Kais und hölzernen Piers oder lagen tiefer im Hafen vor Anker. In jeder Schenke, in jedem Weinhaus, in jedem Freudenhaus ging es hoch her, denn gut die Hälfte der Piraten und Freibeuter des Westlichen Ozeans hatte sich mit prallen Beuteln im Roten Tortage eingefunden. Die bunte Menge stolzierte durch die gepflasterten Straßen oder ließ sich mit Bier und Wein vollaufen und genoß die Gesellschaft williger Mädchen.
    Aushängeschilder mit Totenschädeln, Fackeln, gekreuzten Säbeln, Drachen, Greifen, gekrönten Häuptern und allem möglichen anderen schwangen knarrend in der steifen Meeresbrise. Die Brandung donnerte gegen die Felsen, die sich hoch über die kleine Stadt hinweg den Sternen entgegenreckten.
    Gischt spülte an die Hafenanlagen und ließ sich in warmen Tropfen vom pfeifenden Wind durch die winkeligen Straßen tragen zwischen niedrigen, weißgetünchten Flachdachhäusern mit Eisengittern vor den Fenstern. Und Palmwedeln wiegten sich im Takt mit dem Wind zu Ehren der Sterne hoch über ihnen.
    Seit zweihundert Jahren und mehr war die kleine Stadt im Inseltal schon die Hauptstadt des Piratenreichs, das die Gewässer zwischen dem Piktenland und Kush unsicher machte. Hier gab es keine Gesetze, außer den einfachen Regeln der Bruderschaft, ansonsten setzten sich Faust und Klinge und die Geschicklichkeit dessen durch, der sich ihrer bediente.
    In dieser Nacht war es besonders laut in der Stadt. Immer wieder kam es zu Zweikämpfen auf den Straßen, irgendeiner vermeintlichen Kränkung oder eines versehentlichen Stoßes wegen, oder um die Gunst eines verführerischen Mädchens. Und um sie herum sammelten sich die Neugierigen, die Wetten über den Ausgang des gewöhnlich tödlichen Duells abschlossen. Ja, es war eine Nacht, an die man sich lange erinnern würde. Die Bäuche der Schiffe im Hafen waren zum Bersten mit den Schätzen gefüllt, die vor kurzem erst noch von den Kauffahrern in südlichen Gewässern befördert worden waren. Und Amra, der Löwe, war zurückgekehrt!
    Selbst dreißig lange Jahre hatten diesen berühmt-berüchtigten Namen nicht in Vergessenheit geraten lassen. Im Gegenteil, die Zeit hatte den Geschichten über ihn, über seine Gefährtin Bêlit { 1 } und andere jener Tage, wie den Roten Ortho und den grimmigen Zaporavo von Zingara, neuen Glanz hinzugefügt. Damals, als Vilerus und danach Numedides in Aquilonien geherrscht hatten, war Conan zu den Piraten gekommen. Zuerst als Bêlits Mitkapitän über eine Mannschaft schwarzer Korsaren, dann, Jahre später, als Barachanpirat und Kapitän zingaranischer Freibeuter. { 2 }
    Mit Unterbrechungen war Conan mehrere Jahre lang mit seinen Schiffen – der Galeere Tigerin, der Karavelle Roter Löwe und der Karracke Tagedieb gesegelt und hatte reiche Beute gemacht.
    Eine Zeitlang war Amra, wie manche ihn nannten, oder Conan, als den andere ihn kannten, einer der bedeutendsten Kapitäne der Roten Bruderschaft gewesen. Doch dann war er in die wenig erforschten Gebiete des südlichen Festlands verschwunden, und man hatte an der Küste nichts mehr von ihm gehört. Später drangen Geschichten über einen wilden, unbesiegbaren Kriegerkönig im nördlichen Festland auch bis zu den Barachan-Inseln vor, einen König namens Conan, doch wenige seiner alten Seefahrerkameraden – selbst unter denen, die ihn bei diesem Namen gekannt hatten – verbanden König Conan von Aquilonien mit dem cimmerischen Nordmann, dem Piraten ihrer Zeit. So war Amra zur Sagengestalt jener entschwindenden Zeit geworden.
    Nun aber stand er unter ihnen, riesenhaft im orangen Flackerschein von vielen Fackeln, und der salzige Wind zupfte an seiner grauen Mähne und dem eisenfarbigen Bart. Das Feuer spiegelte sich auf dem Kettenhemd, und die Brise bauschte den schwarzen Umhang auf, daß es gerade aussah, als setze ein mächtiger Vogel zum Flug ab.
    Conan stand auf einer Steinbank in der Mitte des Hauptplatzes, und seine Stimme hob sich wie Donnerhall über das Murmeln der Menge. Sie füllte ihre gesetzlosen Herzen mit den Echos großer Taten und tollkühner Seeschlachten und dem Versprechen gewaltiger Unternehmen, die ihrer harrten. Denn Amra, der Löwe, war aus den Schleiern der Sagen getreten, um eine Mannschaft für eine

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