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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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banden.
    »Was haben sie vor, Käp'ten?« murmelte Goram Singh.
    Sigurd schüttelte den Kopf, daß der zerzauste rotgraue Bart in Bewegung geriet. »Das wissen Crom und Mitra, Kamerad!« knurrte er. Dann hob er die Stimme: »Kopf hoch, Männer, und strafft die Schultern. Zeigt diesen braunen Hunden, daß wir Männer sind, auch wenn sie uns wie die Tiere hier in unserem eigenen Dreck ersticken lassen wollen. Wenn sie uns zum Henkersblock führen, beim grünen Bart Lirs und roten Herzen Nergals, dann sollen diese stinkenden Schweine sehen, wie echte Männer sterben können, was, Leute? Steht ihr zu dem alten Sigurd bis zum letztem Atemzug?«
    Seine kurze Ansprache löste einen rauhen Beifall unter den Piraten aus. »Ja, Rotbart!« krächzten sie.
    »Ihr seid alle gute Burschen! Und vielleicht stellen sie uns auch nur auf den Sklavenblock, wer weiß? Mit ein bißchen Bruderschaftsglück sollte ich doch denken, daß ansehnliche Männer wie wir von hochgeborenen Damen für besondere Dienste in ihren Boudoirs erstanden werden!« Er zwinkerte ein wenig übertrieben.
    Die Männer gingen mit nicht ganz stubenreinen Witzen darauf ein. Sigurd grinste, aber ihm war klar, daß sie sich nur etwas vormachten und daß das auch die anderen wußten. Er ahnte in etwa, welches Geschick ihnen diese schwarzherzigen Heiden der verfluchten Inseln am Rand der Welt zugedacht hatten.
    Sigurds Ahnung sollte sich als richtig erweisen. Die Piraten, die das Sonnenlicht nicht mehr gewöhnt waren, schauten sich blinzelnd und verstört um, bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Hoch über ihnen strahlte das blaue Himmelsgewölbe wie die saphirene Kuppel eines Götterpalasts. Die Sonne stand im Zenit. Nach der langen kühlen Düsternis des stinkenden Verlieses empfanden die Piraten ihre brennende Hitze als angenehm. Sie atmeten in tiefen Zügen die frische Meeresbrise ein, die vom Hafen herbeiwehte. Wer konnte schon wissen, ob es nicht die letzte Salzluft war, die ihre Lungen in diesem Leben aufnehmen würden?
    Man hatte sie aus den Portalen der grimmigen grauen Zitadelle geführt, die hier Vestibül der Götter genannt wurde, und auf den Platz der großen rot-schwarzen Zikkurat, die sich über die Köpfe der Tausenden von Antiliern auf dem Platz erhob.
    Sigurd, der die Gruppe anführte, warf einen Blick über die Schulter auf seine Kameraden. Sie waren ein elend aussehender Haufen, in Lumpen, schmutzig, mit langen fettigen und verfilzten Haarsträhnen und nicht weniger verfilzten Bärten. Durch die in Fetzen von ihnen hängenden Hemden konnte man, dank dem knappen und wenig nahrhaften Essen, die Rippen zählen.
    Soldaten bildeten durch beidseitige Absperrung eine lange Gasse durch die Menschenmenge vom Vestibül bis zum Fuß der Stufenpyramide. Durch diese Gasse trieben die Wächter ihre Gefangenen, bis sie an eine lange Reihe nackter Antilier anschlossen.
    Priester in Federumhängen und Stelzenstiefeln, die über die Menge ragten, eilten geschäftig umher, während andere in dichten Reihen am Fuß der Pyramide standen und seltsame Standarten und Banner hielten.
    Die Zikkurat erhob sich nun hoch über sie. Peitschen knallten über die Schultern der zerlumpten Piraten, als die Soldaten sie dicht an die nackten Antilier herantrieben. Letztere schleppten sich langsam, stumm und ohne Widerstand zu leisten, die steilen Steinstufen am Rand der Zikkuratfassade hoch.
    Sigurd legte den Kopf weit zurück, um durch halbzusammengekniffene, tränende Augen zur Pyramidenspitze hochzuschauen und zu sehen, was dort im blendenden Schein der Mittagssonne geschah. Er erkannte einen riesigen Altar aus schwarzem Stein und daneben einen hohen Thron, auf dem eine Gestalt in Federumhang saß.
    Einer nach dem anderen wurden die stillen Antilier mit gebeugtem Kopf zum Tempel auf der obersten Zikkuratstufe geführt. Gefiederte Priester, die Gesichter hinter Tiermasken verborgen, faßten sie an den Armen, durchschnitten ihre Fesseln und hießen sie, sich mit dem Rücken nach unten auf dem Altarstein auszustrecken. Dann trat eine andere Gestalt herbei, in noch phantastischerem Gewand aus Federn und blitzenden Edelsteinen, soweit das aus Sigurds Sicht zu erkennen war. Dieser Priester streckte einen dünnen braunen Arm aus und beschrieb ein geheimnisvolles Zeichen über der nackten Brust des liegenden Antiliers. Dann ...
    Sigurds Augen tränten plötzlich noch stärker. Er senkte den Kopf, um mit dem Handrücken darüberzufahren. Als er wieder hochschaute, sah er, daß der Priester

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