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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Schatten über weißer Blume
    M it einem Krachen warf Rakul die Steine des Schicksals in die silberfarbige Schüssel des Sehers, so wie er es zu jeder Sonnenwende tat. Zufrieden sah der alte Erzmagier dem Wirbel der Steine zu, wie sie durch das glänzende Gefäß rasten. Obwohl das Ergebnis schon seit Jahrzehnten beinahe immer dasselbe war, faszinierte ihn das Schauspiel jedes Mal aufs Neue. Nachdem die Steine wieder Ruhe gefunden hatten, betrachtete er aufmerksam die Lage der großen Steine, sie lagen dort, wo er sie erwartet hatte. Doch dann stutzte er, irrte er sich oder hatten sich zwei der kleineren Steine etwas von ihrer üblichen Position entfernt?
    Unsicher sah er genauer auf die anderen kleinen Steine. Hatten sie sich auch verschoben oder spielten seine alten Augen ihm einen Streich? Adrenalin durchfuhr seinen Körper, als er die magische Kraft der drei Monde in sich aufnahm. Er musste sicher gehen, seine Position erlaubte ihm keinen Raum für Zweifel. Konzentriert wirkte er den Zauber und visualisierte das Schicksal der Welt vor seinen Augen. Drei Monde standen hell am Nachthimmel, genau wie es sein sollte, kein Hinweis auf eine andere Kraft war zu sehen. Doch dann, ganz langsam wurde es sichtbar. Ein Schatten, klein und dunkel schob sich über den Nachthimmel nach Osten, um dort zu verschwinden.
    Mit einem Schütteln beendete Rakul die Vision des Schicksals. „ Ein Schatten im Osten, was hat das zu bedeuten? “ Es war die erste Unregelmäßigkeit seit beinahe zwanzig Jahren, aber genau wie damals war er ratlos über ihre Bedeutung. Die Steine des Schicksalswirkten stets am besten, wenn die Welt im Wandel war, zu den Sonnenwenden im Sommer und Winter. So hatte er bereits vor zwanzig Jahren zur Sommersonnenwende eine erste Unregelmäßigkeit im Bild der Steine wahrgenommen, dann ein Jahr später noch mal. Er hatte die Wächter aktiviert und die Ursache der Anomalie suchen lassen, doch trotz aller Bemühungen hatten sie nichts gefunden. Einer der Seher sprach von zwei Boten des Erwachens, die er in seiner Vision sah, doch niemand konnte einen Hinweis auf sie finden. Schließlich hatte er in der Kammer der Sterne die nächste Konjunktion der Monde berechnet und mit Zufriedenheit festgestellt, dass der Karas kein Bestandteil der nächsten Konjunktion sein würde. Beruhigt hatte er Vermerke in seinen Aufzeichnungen gemacht und es beinahe schon vergessen, bis heute.
    Doch was hatte die erneute Anomalie zu bedeuten? Gedankenversunken strich der Magier über seinen langen weißen Bart, während er zum einzigen Balkon des Kristallturms ging. Kalte Luft wehte in einem rauen Wind durch die Berge und erfasste Rakul mit eisiger Kälte. Umgehend wurde er sich einmal mehr seines Alters bewusst. Bald schon würde es an der Zeit sein, einen Nachfolger zu benennen, selbst die Kraft des Turms würde ihn nicht ewig am Leben halten können. Er konnte auf ein langes Leben zurückschauen, vielleicht sogar zu lang, denn die Kraft des Turms hatte auch ihren Preis.
    Ein Blick zum Himmel zeigte ihm die drei Monde der Welt, aus denen er seine magische Kraft bezog. Grün, blau und rot standen sie am Nachthimmel und waren eine Quelle der Macht für diejenigen, die sie zu nutzen wussten. Genügend Kraft, um seine Aufgabe zu erfüllen, doch der Turm war für ihn Energiequelle und Gefängnis zugleich. Angestrengt sah er auf die drei Monde, noch immer seine Magie wirkend. War da ein Schatten,etwas Verborgenes, das langsam sichtbar wurde? Doch so sehr er sich auch konzentrierte und soviel magische Kraft er auch einsetzte, es war nichts zu erkennen. Die Barriere hielt stand und das war das Einzige, was zählte. Er würde wieder eine Notiz in seinen Aufzeichnungen machen, so wie damals auch und weiter beobachten, so wie er es schon immer getan hatte.
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    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend erwachte Kira unsanft aus ihrem Schlaf. Routiniert und ohne nachzudenken rollte sie ihren Körper in perfekter Spannung haltend nahezu geräuschlos aus ihrer Schlafposition auf die Füße und verharrte still in ihrer geduckten Position, kampfbereit wie eine Raubkatze vor ihrem Sprung. „ Was ist geschehen? “ Ihr Magen hatte sich innerlich verknotet und gab ihr dieses ungute Gefühl, das sie schon früher verspürt hatte, wenn sie sich in unmittelbarer Gefahr befand.
    Langsam sah sie sich um und nahm ihre Umgebung in sich auf, Geräusche, Gerüche, die Umrisse ihrer Kammer. Still horchte sie nach irgendetwas Ungewöhnlichem, während sich

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