Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Platz an der Wand und kratz jedesmal einen Strich ein, wenn wir zu essen bekommen.«
    »Aber Sigurd«, gab ein kleiner Ophite zu bedenken, »wir wissen doch nicht, wie viele Tage inzwischen vergangen sind. Manche meinen vier, andere fünf, ein paar sogar sechs oder sieben. Wie wollen wir ...«
    Er unterbrach sich hastig, als der Vanir die gewaltigen Fäuste vor seinem Gesicht schüttelte, bis die Ketten klirrten. »Halt's Maul! Oder, bei Ahriman, ich werde eine Kette um deinen dürren Hals wickeln und sie zuziehen, bis dein lausiger Schädel herunterfällt! Jeder kann zu Yasungas Strichen so viele Tage hinzufügen, wie er für richtig hält. Als ob es überhaupt eine Rolle spielen würde! Und dem nächsten, der noch mal damit anfängt, zerschlage ich den Schädel wie ein Ei!«
    »Ah, Eier!« hauchte Artanes, der Zamorier, der unter den Piraten für seinen Appetit bekannt war. »Was würde ich für zwei Dutzend frische Hühnereier geben!«
     
    Der Schmutz erstarrte bereits an ihnen, und ihre Haare verfilzten. Ihre unbehandelten Wunden schwärten entweder oder verkrusteten und begannen zu heilen. Zwei holte der Tod. Ein stämmiger Shemit, der im Kampf auf dem Schiff einen Schädelbruch davongetragen hatte, starb schreiend und gegen unsichtbare Feinde kämpfend. Der andere war ein gleichmütiger Schwarzer aus den dampfenden Dschungeln von Südkush, dem stygische Sklavenhändler die Zunge abgeschnitten hatten, ehe es ihm gelang, zu den Barachan-Inseln zu fliehen. Er starb an Fieber. Beide Leichen wurden von den antilischen Wächtern fortgeschafft.
    Mit der Hilfe des Steuermanns Yasunga, des Bootsmanns Milo und des Meisters der Bogenschützen Yakov sorgte Sigurd dafür, daß die Männer den Mut nicht verloren und daß einigermaßen Ordnung gewahrt wurde. Das war nicht einfach, denn die Piraten waren eine buntgemischte Meute, und fast jeder einzelne brauste schnell auf, fühlte sich leicht grundlos gekränkt und neigte zu abergläubischen Ängsten, Mutlosigkeit oder Gereiztheit. Und Sigurd, der zwar ein mächtiger, respekteinflößender Mann mit gutem Namen bei den Piraten war, fehlte die Aura unschlagbaren Glücks und übernatürlicher Kraft, die von Amra dem Löwen ausging.
    Die einfachste Weise, ihr Interesse zu erregen und sie von Grübeleien und Sinnlosigkeiten abzuhalten, war, sie von ihren Abenteuern erzählen zu lassen. Und so lebten sie die Vergangenheit noch einmal durch und argumentierten über Einzelheiten gemeinsamer Kämpfe und Plünderzüge.
    Immer wieder kamen sie auf die unglaublichen Taten Conans – oder Amra des Löwen, als den die meisten ihn kannten – zu sprechen. Sie erzählten, wie er an der Seite Bêlits, seiner ersten großen Liebe, die Schwarze Küste unsicher gemacht und sich unbekannte Dschungelflüsse weit aufwärts gewagt hatte, wo die Piratin schließlich in einer Ruinenstadt den Tod gefunden hatte. { 1 } Wie er ein Jahrzehnt später scheinbar aus dem Nichts wiederaufgetaucht war, um mit ihnen, den Barachanpiraten, zu segeln { 2 } , und er eine weitere Weile später zum Kapitän einer Karracke zingaranischer Freibeuter geworden war. { 3 } Immer wieder sprachen sie von Amras phantastischen Abenteuern, dem Helden Tausender Gefahren und Sieger Tausender Kämpfe, angefangen vom Zweikampf bis zu erderschütternden Schlachten.
    Mit der Zeit verlor jedoch sogar Sigurd den Mut. Das düstere, klamme Verlies mit seinen kahlen Steinwänden und dem dämmrig roten Licht drückte auf ihr Gemüt, und ihr unsicheres Geschick, das zu den schlimmsten Vermutungen Anlaß gab, trug nicht bei, sie aufzuheitern.
    Oftmals versuchte Sigurd mit Hilfe der Stärksten unter ihnen, ihre Ketten zu sprengen. Die Glieder sahen aus, als wären sie aus zerbrechlichem Glas, doch kein Glas, das sie kannten, war so unnachgiebig wie dieses durchsichtige Material, das härter und fester als Bronze war. Es half absolut nichts, daß sie daran zerrten, es aufeinanderschlugen, darauf stampften oder es verdrehten, lediglich die schwach schillernde Oberfläche wurde dadurch stellenweise ein wenig stumpf.
    Nein, eine Flucht aus diesem Verlies war unmöglich. Sie konnten nur darauf warten, daß das Schicksal selbst eingriff. Und das tat es letztendlich auch.
     
    Das stumpfe Klirren von gläsernen Speeren auf Schilden riß Sigurd aus einem unruhigen Schlaf. Er richtete sich, auf einen Ellbogen gestützt, auf und sah, daß flachgesichtige dunkelhäutige Soldaten seine Leute mit den Zehen stupsend weckten und ihre Hände auf dem Rücken

Weitere Kostenlose Bücher