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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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um Conan an die keuchende Kehle zu springen. Der Cimmerier war schon fast gefühllos. Seine Arme waren taub und schwer wie Blei, und die Säulen seiner weitgespreizten Beine erschienen ihm aus kaltem Eisen zu sein. Mit der Linken griff er nach dem pelzigen Körper, als die Ratte ihre spitzen Krallen zwischen die Glieder des Kettenhemds bohrte und seine Halsschlagader zu erreichen versuchte. Aber Conans Kraft ließ nach. Es gelang ihm nicht, die Ratte loszureißen, auch nicht, als ihre scharfen Nagezähne die Haut unter seinem Bart aufschlitzten.
    Er trat nach einer anderen Ratte, die seinen Stiefel angriff, dabei stolperte er, weil er sie verfehlte, und taumelte rückwärts, bedrängt von der dichtgeschlossenen Meute. Um sich wieder zu fangen, suchte er stampfend Halt. Das war zuviel für den nicht sehr dicken Steg. Mit lautem Krachen löste sich der mittlere Teil, auf dem Conan stand, und fiel mit gewaltigem Platschen in den Wildbach.
    Conans Kettenhemd zog ihn unter das Wasser. Die riesenhafte Ratte, die seine Kehle bereits erreicht gehabt hatte, war verschwunden. Dafür sah Conan sich nunmehr der Gefahr gegenüber, sein Leben nicht im Kampf auszuhauchen, sondern jämmerlich zu ertrinken.
    Mit den Füßen stieß er sich vom Bachbett ab und kämpfte sich an die Wasseroberfläche, um die Lunge mit Luft zu füllen, ehe Kettenhemd und Waffen ihn wieder in die Tiefe zogen. Die heftige Strömung warf ihn immer wieder auf Felsbrocken und anderen Unebenheiten des Bachbetts und wirbelte ihn ständig herum. Er war zwar immer ein erstklassiger Schwimmer gewesen, doch jetzt war das Kettenhemd, das viele Bisse der Ratten abgewehrt hatte, zu seinem Verhängnis geworden.
    Noch einmal kämpfte er sich an die Wasseroberfläche hoch. Noch einmal füllte er die schmerzende Lunge mit Luft. Und wieder zog das Kettenhemd ihn unerbittlich in die Tiefe. Das Bewußtsein verließ ihn, als sänke er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     

15. Das Verlies
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    DAS VERLIES
     
     
    Vergeblich wehrte der Löwe sich.
    Die Mannschaft blickte der Hölle ins Angesicht ...
    Der Weg Amras
     
    Sigurd von Vanaheim war ergrimmt. Als der mutige alte Vanir, genau wie der Rest der Besatzung des Roten Löwen, von den betäubenden Gasen der Krieger aus dem antilischen Drachenschiff gefällt wurde, hatte er nicht erwartet, je das Tageslicht wiederzusehen. Aber der Tod hatte die Knochenfinger von ihm zurückgezogen. Das Ende war Sigurd noch nicht bestimmt.
    Statt dessen war der alte Pirat benommen und verwirrt aufgewacht, mit dem Geruch würziger Dämpfe in der Nase. Er befand sich in dem geräumigen Bauch des antilischen Schiffes zwischen seinen barachanischen Kameraden, die ebenfalls nach und nach zu sich kamen. Braunhäutige, grinsende Krieger in seltsamer Glasrüstung bewachten sie.
    Als Sigurd wieder einigermaßen klar zu denken vermochte, sah er, daß das Drachenschiff nicht wirklich aus Gold oder einem anderen, goldähnlichen Metall erbaut, sondern lediglich dünn damit beschichtet war. Die Planken unter den Füßen waren aus gutem, festem Holz, so hart wie Eiche, doch von dunklerer Tönung. Hölzerne Schotten und Außenplanken umgaben sie. Das gedämpfte Branden von Wellen gegen den geschwungenen Schiffsrumpf drang an sein Ohr, und Sigurd ahnte, was geschehen war.
    Sein Blick wanderte über die Gesichter seiner Mannschaft. Einige waren blutig, und ein paar wiesen schlimme Wunden auf. Aber es fehlte offenbar keiner, und alle lebten. Das war schon etwas, auch wenn sie sich in der Hand der Antilier befanden.
    Da plötzlich gab es dem alten Freibeuter einen Stich mitten ins Herz. Besorgt überflog sein Blick erneut die Anwesenden. Conan war nicht unter ihnen. Das vertraute narbige Gesicht unter der eisengrauen Mähne fehlte.
    Sein Herz verkrampfte sich, und ein Schatten zog über sein Gesicht. Er kannte den Mut des alten Cimmeriers nur zu gut. Nur wenige konnten sich rühmen, Conan während seines langen Lebens in ihre Gewalt bekommen zu haben. So wie er an seiner Freiheit hing, hatte der graue Wolf wohl vorgezogen, im Kampf zu fallen, denn sich von diesen puppenhaften, braunhäutigen Männern überwältigen zu lassen. Und wenn Conan tatsächlich unter den Gefallenen war, dann lastete die schwere Verantwortung für seine Männer auf Sigurd.
    »Verliert den Mut nicht, Freunde«, brummte er. »Immerhin leben wir noch, selbst wenn wir Gefangene sind. Und solange auch nur ein Hauch von Leben in uns ist, besteht immer noch die Chance, daß wir uns die

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