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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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Schatten so fahl und dünn wie Nebelschwaden, aber von schwach rötlichem Ton. Schatten des – Grauens!
    In Herzschlagschnelle schwärmten sie um den schwankenden Poitanen. Wie durch rot angehauchte Schleier sahen die Menschen in der Halle sein weißes, in unbeschreiblichen Qualen erstarrtes Gesicht. Es schien, als wäre eine Horde Geistervampire aus dem Himmel getaucht, um ihn seiner Kraft zu berauben.
    Einen schrecklichen Augenblick lang hüllten die Schatten ihr Opfer in fahlrosa Schleier. Dann waren mit einemmal sowohl sie als auch Trocero verschwunden.
    Immer noch standen die Anwesenden wie erstarrt, und aus ihren Gesichtern war zu lesen, daß sie nicht glaubten, was ihre Augen wahrgenommen hatten. Es war einfach unmöglich, daß der alte Graf von Poitain, der ein Vierteljahrhundert an Conans Seite gestanden und für ihn gekämpft hatte, sich in dünne Luft aufgelöst haben sollte!
    »Vater! Vater ...«, stammelte der junge Gonzalvio in der drückenden Stille.
    »Bei Croms eisernem Herzen!« donnerte Conan. »Schwarze Magie an meinem Hof? Das kostet den Schuldigen den Kopf! He, Wachen! Steht nicht wie gaffende Dummköpfe herum! Schlagt Alarm!«
    Des Königs wütendes Brüllen brach die Erstarrung. Frauen wimmerten und fielen in Ohnmacht. Männer fluchten, rieben sich die Augen und blickten kopfschüttelnd auf die Stelle, wo der höchste Edle von Aquilonien gestanden hatte. Über den Tumult erhob sich das Schrillen der Kriegshörner. Trommeln dröhnten, und die grimmigen Gardisten von Conans Schwarzen Dragonern drängten durch die verstörte Menge, mit den blanken Schwertern in den Händen, um das Löwenbanner Aquiloniens zu verteidigen, das wie ein Baldachin über dem Thronpodest hing. Doch da war nirgendwo ein Feind, gegen den sie ihre Waffen hätten einsetzen können – kein heimtückischer Attentäter, kein schleichender Spion, zumindest keiner, der als solcher erkennbar gewesen wäre.
    Umgeben von seinen gerüsteten Leibgardisten, suchte König Conan mit dem scharfen Blick des majestätischen Löwen die Halle ab. Schmerz drang wie Klingen in seine Seele, und das Gefühl großen Verlusts quälte ihn. Trocero von Poitain war der erste gewesen, der Conan als Führer des Aufstands gegen König Numedides vorgeschlagen hatte. Er hatte die weite Schiffsreise zu den fernen Küsten des Piktenlands nicht gescheut, um den ehemaligen General der aquilonischen Streitkräfte zurückzuholen, der vor der tödlichen Eifersucht des wahnsinnigen Monarchen hatte fliehen müssen.
    Bald darauf war Conan an der Spitze einer Handvoll trutziger Recken von der Küste südlich von Aquilonien, wo sie gelandet waren, aufgebrochen. Immer mehr Anhänger schlossen sich ihm an, als er sich den Weg quer durch Aquilonien nach Tarantia, bis zu den Stufen des Throns, kämpfte. Dort hatte er den erbärmlichen Numedides eigenhändig erwürgt und sich selbst die Krone auf den schwarzhaarigen Kopf gesetzt ...
    Und nun trauerte Conan tiefinnerlich um seinen alten und getreuesten Freund, das erste Opfer des Grauens.
     
    In den folgenden zwei Wochen schlug das Grauen immer und immer wieder zu, bis siebenhundert Aquilonier – Edle und Handwerker, Hofdamen und Freudenmädchen, Priester und Bauern – in der unheimlichen Umarmung der rötlichen Schatten verschwunden waren.
     

2. Das schwarze Herz Golamiras
    2
     
    DAS SCHWARZE HERZ GOLAMIRAS
     
     
    Der Phoenix, der meine Gruft bewacht,
    in deren düsterem Gewölb ich bin,
    sah eine Ewigkeit vorüberziehn,
    doch heute ist das Ende meiner Nacht.
    Aus Die Gesichter des Epemitreus
     
    Allein und wohlbewacht schlief Conan in seinem Gemach mit der goldenen Kuppel. Obwohl er in den vergangenen drei Nächten kein Auge zugetan hatte – denn verzweifelt versuchte er, eine Abhilfe gegen das Grauen zu finden, das sein Reich heimsuchte –, schlief er unruhig und von Alpträumen geplagt. Tage und Nächte endloser Besprechungen hatte er den Rat der weisesten Männer des Landes erbeten. Er hatte sich an die Priester Mitras, Ischtars und Asuras um Erleuchtung gewandt. Er hatte die Berichte von Spionen und geheimen Staatshütern studiert. Er hatte die Hilfe von Magiern und Hexern gesucht. Doch alles vergebens.
    Nun hatte die Müdigkeit selbst an seinen eisernen Kräften gezehrt. Der hagere alte Grauwolf lag im Kettenhemd lang ausgestreckt auf den Seidendecken, das Breitschwert in Griffweite.
    Er träumte.
    Conan war, als vernehme er eine ferne Stimme. Der widerhallende Ruf war laut genug, ihn aufzurütteln,

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