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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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andererseits aber so undeutlich, daß er die mehrmals wiederholten Worte nicht verstehen konnte.
    Er erhob sich, und als er an sich hinunterblickte, sah er, daß er nackt war. So wußte er, daß alles nur ein Traum war. Er sah auch seinen eigenen Körper, dessen Brust sich im Schlaf gleichmäßig hob und senkte, während das Kettenhemd darüber im Mondschein schimmerte, der durch das schmale Fenster fiel.
    Wieder war der gespenstische Ruf zu hören, und er klang jetzt noch drängender. Auf eine Weise, an die er sich später nicht mehr zu erinnern vermochte, verließ der König sein mondhelles Gemach und überwand die Barrieren von Raum und Zeit, bis er von wirbelndem Nebel, so grau wie sein Bart, umgeben war, der alles ringsum auslöschte. Trotzdem kam er voran, auf eine Weise so ganz verschieden von jeglicher auf der Welt der Sterblichen, immer weiter voran durch das Grau, das ihm die Sicht raubte, wie die klamme Umarmung nächtlichen Nebels.
    Aus diesem Grau erklang immer wieder der geisterhafte Ruf, der seinen Geist aus der fleischlichen Hülle in dieses Reich gespenstischer Dunkelheit und unheimlichen Nebels geholt hatte. Schließlich wurden die stetig aufs neue wiederholten Worte verständlich: CONAN VON CIMMERIEN! CONAN VON AQUILONIEN! CONAN VON DEN INSELN!
    Ja, nun vernahm er es ganz deutlich, aber es verwirrte ihn, denn was sollte ›Conan von den Inseln‹ bedeuten? Nirgendwo während seines langen abenteuerlichen Lebens hatte ihn irgend jemand so genannt.
    Endlich gelangte er an einen Ort, wo er festen Boden unter den Füßen fand. Und in seinem Traum hatte es den Anschein, als löse der graue Nebel sich auf. Ein schwaches, unirdisches Licht breitete sich aus. Er stand nun in einer riesigen Halle, deren pechschwarze Wände das hohe Kuppeldach aus der Alten Nacht selbst gehauen zu sein schien. Und das mystische Leuchten kam offenbar aus diesen Wänden, auf denen er verschwommen gewaltige Reliefs vom Boden bis zur Decke sah.
    Jeder Zoll der schwarzen Wände war mit den Abbildern winziger Figuren bedeckt, mit Millionen von kriegerischen, kämpfenden Menschen. Als er sie näher betrachten konnte, staunte Conan über die Fremdartigkeit ihrer Kleidung, ihrer Rüstungen und Waffen, die zweifellos aus fernen Reichen und längst vergangenen Tagen stammten. Es war wie das Panorama der Geschichte der Menschheit aus der vergessenen Zeit vor dem Kataklysmus, als Atlantis und Lemurien, Valusien und das alte Grondar um die Oberherrschaft über die Erde kämpften, und aus der Zeit davor, als die sich gebeugt fortbewegenden, haarigen Vorfahren der Menschen durch die Dschungel schlurften und der schwarzflügelige Ka, der Vogel der Schöpfung, aus dem unbekannten Osten flog, um der Zeit ins Leben zu verhelfen.
    Über den Abbildern längstvergessener Könige und Helden hoben sich andere Gestalten ab: mißgestaltet, unförmig und erschreckend. Irgendwie wußte Conan ganz sicher, daß dies die Namenlosen Alten waren, die eine Milliarde Äonen vor der Geburt Gayomars, des Ersten Menschen, über das sternenglitzernde Universum geherrscht hatten.
    Da wurde Conan völlig klar, daß er durch einen zeitlosen Traum schritt, in dem sein Geist von einer Urmacht gerufen worden war, die Hüter über die Menschheit war. Mit einem inneren Schauder seiner von Grund auf barbarischen Seele wußte er, daß seit unvorstellbarer Zeit keines Menschen Fuß den unspürbaren Staub auf diesem nachtschwarzen Boden aufgewirbelt hatte. Ja, all das wußte er und mehr, denn er war schon einmal hier gewesen und durch den schwarzen Schlund dieser ungeheuerlichen Halle geschritten – in einem seltsamen, magischen Traum. { 1 }
    Mehr als zwanzig Jahre waren inzwischen in der Welt der Menschen verstrichen, aber was ist Zeit für ihn, der für immer in den schwarzen Hallen des zeitlosen Golamiras schlief – im Berg der Ewigkeit.
     
    Conan kam zu einer breiten, geschwungenen Treppe, die sich in steilen Rampen in ungeahnte Höhen hob. Hier waren die klippengleichen Wände mit geheimnisvollen Zeichen einer nicht von Menschen erdachten Schrift versehen, die so uralt und bedeutsam waren, daß sie in ihm Urerinnerungen weckten aus dem Morgengrauen der Zeit, da der Mensch noch tiergleich war. Und bei diesem Erwachen von Rassenerinnerungen aus der Älteren Zeit rann ein Schauder über seine nackte Haut. Hastig wandte er den Blick von diesen beunruhigenden Glyphen ab.
    Während er die gewaltige Treppe hochstieg, bemerkte er, daß jede Stufe die abscheuliche Form Sets,

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