Congo
Zwar war die Menschheit an eine mechanisierte Kriegführung gewöhnt, doch würde ein zukünftiger Krieg in einem verwirrend neuen Sinne ein Krieg der Maschinen: in jedem Augenblick würden Maschinen den Verlauf einer bewaffneten Auseinandersetzung bestimmen, die vom Anfang bis zum Ende nur Minuten dauerte.
1956, zu der Zeit, als die Epoche der strategischen Fernbomber sich dem Ende zuneigte, gingen die militärischen Planer von der Vorstellung aus, ein von allen Großmächten geführter Atomkrieg werde zwölf Stunden dauern. Bis 1963 war diese Zeit durch die interkontinentalen Raketen auf drei Stunden zusammengeschrumpft.
1974 sprachen Militärtheoretiker von einem Krieg, der nur dreißig Minuten dauern würde.
Allerdings war dieser »Halbstundenkrieg« weit komplexer als jeder frühere Krieg in der Geschichte der Menschheit.
In den fünfziger Jahren wären, wenn Amerikaner und Sowjets gleichzeitig alle ihre Bomber hätten aufsteigen und ihre Raketen abfeuern lassen, höchstens zehntausend Flugkörper — angreifende und abwehrende — in der Luft gewesen. Dabei wäre mit fünfzehntausend Berührungen in der zweiten Stunde ein Höhepunkt erreicht worden — immerhin vier pro Sekunde, und zwar auf der ganzen Welt: eine eindrucksvolle Zahl.
Durch den Einsatz diversifizierter Waffensysteme in einem taktisch geführten Krieg würde die Zahl der Waffen und »Systemelemente« astronomische Werte erreichen. Neuere Schätzungen gingen von insgesamt vierhundert Millionen im Feld eingesetzter Computer aus, was in der ersten halben Stunde des Krieges zu fünfzehn Milliarden Waffenbegegnungen führen würde. Das bedeutete, es würde acht Millionen Waffenbegegnungen in der Sekunde geben, in einem verwirrenden, ultraschnellen Konflikt, an dem Flugzeuge, Raketen, Panzer und Bodentruppen beteiligt waren.
Ein solcher Krieg war nur mit Hilfe von Maschinen denkbar, da der Mensch einfach zu langsam reagierte. Ein dritter Weltkrieg würde kein Knopfdruckkrieg sein, denn wie General Martin sagte: »Es dauerte viel zu lange, bis jemand den Knopf gedrückt hat — mindestens 1,8 Sekunden, und das ist in der modernen Kriegführung eine halbe Ewigkeit.«
Dieser Umstand schuf etwas, das Martin das »Felsproblem« nannte, denn verglichen mit einem Schnellrechner waren die Reaktionen des Menschen von geologischer Langsamkeit. »Ein moderner Computer führt in der Zeit, in der ein Mensch einmal blinzelt, zwei Millionen Rechenvorgänge durch. Daher werden, wenn man davon ausgeht, daß Computer den nächsten Krieg führen, Menschen im wesentlichen fixierte und unveränderliche Elemente sein, wie Felsen. Die Kriege, die der Mensch führte, haben nie so lange gedauert, daß man im Vergleich dazu die Geschwindigkeit geologischer Veränderungen in Rechnung stellen könnte. Computer-Kriege der Zukunft werden nicht einmal so lange dauern, daß man die Veränderungen des Menschen in Rechnung stellen kann.«
Da Menschen zu langsam reagierten, mußten sie die Entscheidungen, die im Krieg zu treffen waren, der rascher arbeitenden Intelligenz der Computer überlassen. »In einem künftigen Krieg müssen wir alle Hoffnung aufgeben, den Ablauf des Konflikts steuern zu können. Wenn wir uns entscheiden, ihn mit der Geschwindigkeit des Menschen zu führen, werden wir ihn nahezu mit Sicherheit verlieren.
Unsere einzige Hoffnung liegt darin, daß wir unser Vertrauen auf die Maschinen setzen. Das macht die Urteilskraft des Menschen völlig überflüssig. Der dritte Weltkrieg wird ein Stellvertreterkrieg sein: ein reiner Maschinenkrieg, auf den wir keinen Einfluß auszuüben wagen, aus Furcht, damit den Entscheidungsmechanismus so sehr zu verlangsamen, daß es zu unserer Niederlage führen wird.« Der endgültige und entscheidende Übergang der von Computern, die in Nanosekunden arbeiten, auf solche, die in Picosekunden arbeiten — hing von den Diamanten des Typs IIb ab.
Elliot war entsetzt von der Aussicht, den Erzeugnissen des Menschen das Schicksal der Menschheit anzuvertrauen. Karen Ross zuckte mit den Schultern. »Es ist unvermeidlich«, sagte sie. »In der Olduvai-Schlucht in Tansania gibt es Reste von Häusern, die vor zwei Millionen Jahren dort gestanden haben. Der Hominide war mit Höhlen und anderem natürlichen Obdach nicht mehr zufrieden und schuf sich eine eigene Unterkunft. Der Mensch hat stets die natürliche Umgebung seinen Bedürfnissen und Zielen entsprechend verändert.«
»Aber man kann doch die Steuerung nicht aus der Hand geben«,
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