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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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anderes, als daß hier Elefantenland ist«, sagte sie. Die Geologen pflegten zu sagen: »Wer Elefanten sucht, muß ins Elefantenland gehen.« Mit Elefantenland war eine Stelle gemeint, an der man höchstwahrscheinlich die Mineralien finden würde, die man suchte. »Und wer Diamanten sucht«, sagte Karen Ross mit einem Achselzucken, »muß sich in vulkanisches Gebiet vorwagen.«
    Der Zusammenhang zwischen Diamanten und Vulkanen war seit über einem Jahrhundert bekannt, aber noch nicht wirklich erforscht. Die meisten Theorien besagten, daß Diamanten, Kristalle aus reinem Kohlenstoff, unter der Einwirkung ungeheurer Hitzegrade und riesigen Drucks in der oberen Erdschicht entstanden, rund tausendsechshundert Kilometer unter der Erdoberfläche. In dieser Tiefe sind sie unzugänglich, in Vulkangebieten hingegen fördern Ströme flüssigen Magmas sie an die Erdoberfläche.
    Das bedeutete nicht, daß man einfach zu tätigen Vulkanen hingehen und ausgespiene Diamanten aufsammeln konnte. Die meisten Diamantenfelder fanden sich in der Nähe erloschener Vulkane, in fossilierten Stümpfen, Eruptionsschloten, die nach den geologischen Formationen bei Kimberley in Südafrika als Kimberlit-Schlote bezeichnet wurden.
    Im Virunga-Gebiet, das in der Nähe des geologisch instabilen Zentralafrikanischen Grabens lag, gab es Hinweise auf mehr als fünfzig Millionen Jahre ständiger Vulkantätigkeit. Sie suchten jetzt nach eben den erloschenen Vulkanen, die den früheren Bewohnern von Zinj bekannt gewesen waren.
    Kurz vor Mittag fanden sie sie, in halber Höhe auf den Hügeln östlich der Stadt — eine Reihe von Stollen, die sich in die Hänge des Muhavura hineinzogen.
    Elliot war enttäuscht. »Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, erklärte er später, »aber es war einfach nur ein dunkelgelber Stollen, der in die Erde getrieben war und aus dem hier und da kleine, stumpfe Steinstückchen hervorstanden. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum Karen Ross so aufgeregt war.« Die kleinen braunen Steinstückchen waren Diamanten. Wenn man sie säuberte, hatten sie die Durchsichtigkeit schmutzigen Glases. »Alle dachten, ich sei verrückt geworden«, sagte Karen Ross, »weil ich plötzlich einen Freudentanz vollführte. Aber sie wußten nicht, was sie da vor sich sahen.«
    In einem gewöhnlichen Kimberlit-Schlot waren Diamanten nur spärlich im Ganggestein verteilt. Die Ausbeute eines durchschnittlichen Bergwerks betrug lediglich zweiunddreißig Karat — rund sechs Gramm auf je hundert Tonnen Gestein, so daß man beim Blick in ein Diamantenbergwerk überhaupt keine Diamanten sah. Doch in den Minen von Zinj war die Wand förmlich mit Steinen gespickt. Mit seiner Machete holte Munro sechshundert Karat heraus.
    Karen Ross sah sechs oder sieben weitere Steine aus der Wand ragen, jeder von ihnen ebensogroß wie der, den Munro herausgeholt hatte. Später sagte sie:
    »Mit einem flüchtigen Blick konnte ich ohne weiteres vier-oder fünftausend Karat sehen. Und dazu wäre kein weiteres Graben, kein Trennen, nichts erforderlich gewesen. Sie waren einfach da.
    Die Mine war reicher als die Premier-Mine in Südafrika. Es war einfach unglaublich.«
    Elliot stellte die Frage, die Karen Ross sich auch selbst schon gestellt hatte: »Wenn diese Mine so von Steinen strotzt«, fragte er, »warum hat man sie dann aufgegeben?«
    »Wahrscheinlich haben die Menschen hier die Herrschaft über die Gorillas verloren«, sagte Munro. »Und die Gorillas haben die Macht übernommen.« Er holte lachend weitere Diamanten aus dem Fels.
    Karen Ross hatte die Möglichkeit erwogen, die Stadt könnte, wie Elliot schon früher vermutet hatte, von einer Epidemie entvölkert worden sein. Sie hielt eine weniger spektakuläre Erklärung für wahrscheinlicher. »Ich nehme an«, sagte sie, »daß in den Augen dieser Menschen die Diamantminen unergiebig geworden waren.« Denn als Schmucksteine waren die Kristalle tatsächlich nicht geeignet — sie waren kräftig blau gefärbt und voller Einschlüsse.
    Die Bewohner der Stadt Zinj konnten sich unmöglich vorgestellt haben, daß fünfhundert Jahre später eben diese wertlosen Steine seltener und gesuchter sein würden als jedes andere Mineralvorkommen der Welt.
    »Was macht diese blauen Diamanten denn so wertvoll?«
    »Sie werden die Welt verändern«, sagte Karen Ross leise. »Mit ihnen hört das Atomzeitalter auf.«

2. Krieg mit Lichtgeschwindigkeit
    Im Januar 1979 sagte General Franklin F. Martin von der Abteilung für

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