Conni-Erzählbände, Band 22: Conni und das neue Fohlen (German Edition)
dass sie sich streiten, aber ihr eisiges Schweigen ist fast noch schlimmer.
„Könnt ihr euch nicht wieder vertragen?“, bettelt Liska unglücklich.
Aber Anna und Conni denken nicht daran. Darin sind sie sich wenigstens einig. So liest jede für sich still im Bett, bis es Zeit ist, das Licht auszumachen.
So müde Conni auch ist, sie kann einfach nicht einschlafen. Und das liegt ausnahmsweise nicht an Anna. Conni muss immerzu an Liese denken. Wie geht es ihr jetzt wohl? Wird sie morgen noch leben?
Anna und Liska schlafen längst, als sich Conni zum Fenster hinüberschleicht. Vorsichtig linst sie durch den Vorhang. Der Mond hängt blass am Himmel. Auf dem Hof ist alles wie ausgestorben. Nur aus einem Stallfenster schimmert noch etwas Licht. Conni schlüpft ins Bett zurück. Sie ist wohl nicht die Einzige, die nicht schlafen kann.
Darf heute überhaupt die Sonne scheinen?
Noch benommen und mit einem flauen Gefühl im Magen läuft Conni zum Frühstück hinunter.
Frau Behrens stellt gerade die Milch auf den Tisch. Sie hat rote Augen und sieht sehr, sehr müde aus.
„Wie geht es Liese?“ Conni wagt kaum zu fragen.
„Es ist, wie Doktor Hoffmann vermutet hat: Liese ist heute Nacht eingeschlafen und wird nicht mehr aufwachen.“ Frau Behrens’ Stimme klingt heiser.
„Sie ist gestorben?“, fragt Liska, die eben hereinkommt. Frau Behrens nickt.
„Das tut mir leid“, stammelt Conni.
Frau Behrens lächelt ihr müde zu.
Bei diesem Frühstück hat keiner so rechten Appetit. Und auch Herr Behrens’ Vorschlag, einen kleinen Ausritt zu machen, wird nicht wie sonst mit lautem Gejohle aufgenommen.
Obwohl Anna ihr Stern vor der Nase wegschnappt, ist Conni ganz aufgeregt, als es losgeht. So ein Ausritt ist einfach etwas anderes, als auf dem Hufschlag zu reiten.
„Das macht ihr prima“, lobt Herr Behrens sie, während sie hintereinander den Feldweg entlangtraben. An einem Bach machen sie Pause. Es gibt Kekse und etwas zu trinken.
„Wollen wir Frau Behrens nicht ein paar Blumen pflücken?“, fällt Conni ein.
Alle machen mit, selbst Lars und Moritz. Und am Schluss haben sie einen riesigen, bunten Strauß beisammen.
„Da wird sich meine Frau aber freuen“, meint Herr Behrens und verstaut die Blumen vorsichtig in seiner Satteltasche.
Er hat Recht.
„Sind die für mich?“ Überrascht nimmt Frau Behrens auf dem Hof die Blumen entgegen. „Die sind ja schön! Vielen, vielen Dank!“
Conni seufzt. Was sind schon ein paar Blumen, wenn ein Pony stirbt?
Frau Behrens legt den Arm um ihre Schulter. „Na, kommt schon“, sagt sie. „Das mit Liese ist kein Grund, Trübsinn zu blasen.“
Conni glaubt sich verhört zu haben. „Sie sind doch auch traurig“, sagt sie.
„Liese war mein erstes Pony. Seit ich acht bin, habe ich mich jeden Tag um sie gekümmert. Mit ihr geschmust, sie geputzt, gefüttert und geritten.“ Frau Behrens hebt die Arme. „Natürlich bin ich traurig. Ich vermisse sie jetzt schon. Sehr sogar.“
Conni nickt. Ja, das kann sie sich vorstellen.
„Trotzdem bin ich froh“, sagt Frau Behrens. „Ich bin froh, dass Liese so alt geworden ist. Froh, dass sie bis zuletzt bei mir auf dem Hof bleiben konnte. Froh und glücklich, dass sie all die Jahre hier war und wir so viel Spaß miteinander hatten.“
Moritz ist auf einmal ganz blass. „Wie alt ist sie denn geworden? War sie viel älter als Amadeus?“
„Oh ja, sehr viel älter“, versichert ihm Frau Behrens. „Um den brauchst du dir noch lange keine Sorgen zu machen.“
Moritz atmet auf. Das Zirkuspony hat er richtig lieb gewonnen. Genauso lieb wie seinen Max.
„Und wenn ein Pony ein richtig langes und schönes Leben hatte“, meint Frau Behrens, „dann ist das doch eher ein Grund, sich zu freuen und dankbar zu sein!“
Conni holt tief Luft. Sich freuen, wenn ein Tier stirbt? Das ist ziemlich viel verlangt, findet sie.
„Ich möchte heute Abend ein kleines Fest für Liese geben“, sagt Frau Behrens. „Was meint ihr?“
„Eine Trauerfeier?“, fragt Liska.
„Nein“, Frau Behrens schüttelt den Kopf. „Keine Trauerfeier, ein kleines Abschiedsfest. Draußen, am Lagerfeuer.“
Conni überlegt. Das ist gar keine schlechte Idee. „Und jeder muss ihr noch etwas Nettes sagen!“, schlägt sie vor.
„Ja“, sagt Frau Behrens und lächelt. „Genauso machen wir das!“
Nach dem Mittagessen ist noch etwas Zeit. Anna hat sich mit ihrem Pferdebuch verzogen.
Und Conni sitzt mit Liska draußen im Sonnenschein.
Eigentlich
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