Conni-Erzählbände, Band 22: Conni und das neue Fohlen (German Edition)
dem Hof. „Liese muss sterben?“, stammelt sie.
„Ja“, sagt Frau Behrens. „Sie ist auch schon sehr, sehr alt. Und ewig leben kann leider keiner.“ Traurig zuckt sie mit den Schultern.
„Die Reitstunde kann ruhig ausfallen. Dann können Sie sich um Liese kümmern“, bietet Liska an.
„Ja, vielleicht können wir Ihnen stattdessen etwas helfen?“, meint Conni.
Frau Behrens lächelt. „Das ist nett. Ich würde heute wirklich gerne bei Liese bleiben.“
„Die Reitstunde muss aber nicht ausfallen. Die übernehme ich“, sagt Herr Behrens, der gerade hinzukommt und die letzten Sätze aufgeschnappt hat.
„Es ist also so weit?“, fragt er und nimmt seine Frau in den Arm.
„Kommt“, flüstert Lars. „Lassen wir die beiden alleine!“
Gemeinsam laufen sie zur Weide. Schweigend stehen sie am Zaun und schauen den Ponys zu. Ausgelassen springen die über die Wiese und kommen dann neugierig zu den Kindern herüber.
Conni schluckt. Letztes Mal war auch Liese noch mit dabei. Sie war nicht gerade die Schnellste und schon grau und kantig. Aber ein sehr liebes Pony, das sich gerne streicheln ließ und überhaupt ganz zutraulich war.
Gedankenverloren krault sie Karlina hinter den Ohren.
Ob sie weiß, was mit Liese los ist?
Eine Fee müsste man sein
Herr Behrens gibt sich alle Mühe, die Kinder während der Reitstunde etwas abzulenken, indem er ein straffes Training macht. Sie reiten in der Abteilung durch die Halle und üben Bahnfiguren für die Prüfung.
„Durch die halbe Bahn wechseln und dann auf dem Zirkel geritten!“, ruft er.
Anna reitet vor Conni. Stolz sitzt sie auf Stern. Sie hat ihn ihr nun doch noch vor der Nase wegschnappt. Also quält sich Conni wieder einmal mit Josefina herum. Aber mehr noch als an Anna, Stern und Josefina muss Conni an Liese denken. Es ist so schrecklich, dass sie sterben muss. Und es gibt nichts, was man machen kann! Am liebsten wäre Conni eine gute Fee, dann würde sie Liese wieder jung und gesund zaubern. Genauso wie auf dem Foto, das im Reiterstübchen hängt. Da steht Frau Behrens als Mädchen, kaum älter als Conni, neben einem übermutigen, hübschen Pony. Liese war nämlich eine richtige Schönheit, mit rotbraunem Fell, schwarzer Mähne und Schweif und einem lustigen, tigergescheckten Popo.
„Conni, konzentriere dich“, mahnt Herr Behrens.
Aber genau das fällt Conni heute schwer. Und nicht mal das Reiterspiel am Schluss der Stunde kann sie von Liese ablenken.
Später, als die Pferde wieder auf der Weide stehen, helfen sie in der Sattelkammer.
„In der Prüfung müsst ihr auch über Lederpflege Bescheid wissen“, meint Herr Behrens. „Da kann ein bisschen Praxis nicht schaden.“
Während sie gemeinsam auf dem Hof sitzen und Gurte einfetten, fragt Liska, was Conni auch schon die ganze Zeit im Kopf herumgeht: „Wieso muss überhaupt jemand sterben?“
Herr Behrens hebt die Arme. „Wenn niemand stirbt, kann auch keiner geboren werden. Irgendwann wäre einfach kein Platz mehr da!“
Conni schaut ihn überrascht an. So hat sie das noch nie gesehen.
„Das ist natürlich bedauerlich für die, die nach uns kommen“, Lars grinst, „aber ich hätte nichts dagegen, ewig zu leben. Ganz und gar nichts.“
„Bloß dass du dann selbst nie geboren wärst“, meint Conni. „Wir sind ja nicht gerade die ersten Menschen auf der Erde, oder?!“
„Stimmt“, nuschelt Lars kleinlaut.
„Und das wäre doch zu schade, wenn es keinen Lars gäbe“, meint Herr Behrens schmunzelnd. „Und darum ist es schon besser so, wie es ist!“
Am Nachmittag hat es Conni endlich geschafft: Sie ist zuerst bei Stern! Merkwürdigerweise hatte diesmal Anna Steinchen in den Stiefeln …
„Das ist voll gemein“, schimpft die.
Aber Conni stellt ihre Ohren auf Durchzug und kratzt mit aller Hingabe Sterns Hufe aus.
Endlich macht Conni das Springen richtig Spaß. Stern fliegt nur so über die Hindernisse, während Josefina um alle hohe Stangen einen großen Bogen macht. Conni ist das nicht entgangen. Fast tut ihr Anna leid. Aber eben nur fast!
Frau Behrens taucht nur kurz zum Abendessen auf. Die Nacht verbringt sie, wie den ganzen Tag schon, bei Liese im Stall.
Diesmal ist wegen Liese alles ganz anders als sonst.
„Heute herrscht Frieden“, meint Lars.
Conni guckt ihn überrascht an.
„Keine Streiche“, erklärt er. „Wegen Liese!“
„Na klar“, stimmt Conni zu. Sie hat nicht mal daran gedacht.
Anna und sie begraben ihr Kriegsbeil allerdings nicht. Nicht
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