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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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kommen Sie rein, das war ja nichts, war nur ein Test. Ich wollte sehen, wie meine neuen Nummern ankommen. Hier bloß in Quallnik rumzuhängen und sich angaffen zu lassen beziehungsweise verschleiert am Strand zu hocken, das hat mich angeödet. Nun weiß ich wenigstens, ob ich die Nummern in einen neuen Film einbauen kann.
      Und, bauen Sie sie ein?
      Ich glaube nicht, und zu dem Film habe ich vorläufig keine Lust. Ist ja immer dasselbe, man zieht sich an. Für die Leute mag es immer wieder aufregend sein, aber ich habe es satt. Ich bin ja eigentlich in Quallnik, um zu malen, aber ich finde hier nicht die richtigen Objekte. Quallnik ist scheußlich, aber ich kann nirgendwo anders meinen Urlaub verbringen, sonst heißt es gleich, die ist wohl nicht mehr Spitze. Glauben Sie, das könnte mir auch Wurscht sein, bloß, die Leute hören dann nicht mehr auf einen. Und ich will denen doch was zeigen, aber am liebsten mal etwas anderes. Die Grüne-Medaillon-Kosmetik ist übrigens großartig. Ich nehme sie seit fünfundzwanzig Jahren.
      Dann haben Sie als Baby damit angefangen, sagte ich.
      Quatsch, gucken Sie genauer hin.
      Ich bemühe mich, sagte ich, aber Sie werden auf eine andere Kosmetik umsteigen müssen.
      Hab schon gehört, na, schadet auch nicht, wenn man mal wechselt. Sie fahren ja jetzt mit diesem Schauervieh und bringen alles wieder in Ordnung.
      Sie kam mir beinah ironisch vor, als sie mich fragte, haben Sie vielleicht noch einen freien Platz?
      Ich schien ja populärer zu sein, als ich gedacht hatte.
      Argwöhnisch sagte ich jedoch, von wegen der Natur, die man in ihrer reinsten Form nur noch auf hoher See genießen kann, also für solche Zwecke ist kein Platz frei.
      Mir geht es um die Farben, sagte sie. Dies Ungeheuer soll ja dauernd die Farbe wechseln, es paßt sich der jeweils vorhandenen Meeresfarbe an.
      Dann wird es sich wohl meistens der grauen Farbe der Wasser der Langeweile anpassen, sagte ich.
      Nehmen Sie mich doch mit, quengelte sie, ich bin zu neugierig, ob wir uns dann auch alle der Meeresfarbe anpassen.
      Ich verstehe nicht, warum eine so schöne Frau sich auf solch ein häßliches Unding wie das Totalmobil begeben will. Das ist kein Hintergrund für sie.
      Doch, gerade, das wäre mal ein neuer Hintergrund, ein ekliges Rieseninsekt. Vor solchen, wenn sie im Fernsehen kommen, mach ich immer die Augen zu, aber wenn ich darauf bin, müßte eigentlich der Horror weichen. Oder was meinen Sie? Ich muß das ausprobieren, neue Farben, neue Hintergründe. Und dann die eigenartigen Wesen, die noch keiner kennt. Ich habe es einfach satt, immer zu sehen, was schon jeder kennt. Sie müssen verstehen, Professor, ich als Künstlerin soll dauernd den Leuten Neues zeigen, Umwerfendes, ich soll dauernd ausstrahlen, aber wer strahlt auf mich aus? Wer zeigt mir mal was Neues? Ja, Reize, heißt es, brauchen die Leute, aber wer reizt mich? Soll ich denn alles aus mir selber nehmen, immer wieder was aus mir hochpumpen? Da wird eines Tages nur noch Luft kommen, graue, verbrauchte, miefige, es ist einfach eine Existenzfrage für mich, da mitzufahren.
      Na, na, dachte ich, so schlimm wird es wohl nicht sein.
      Der Gedanke, sie Freund Mittelzwerck unterzujubeln, machte mir aber Spaß.
      Ich garantiere für nichts, sagte ich, und schimpfen Sie nachher nicht auf mich, wenn Sie nicht auf Ihre Kosten gekommen sind und die ganze Zeit nur geschlafen haben. Wenn Sie unbedingt wollen, stelle ich sie Professor Mittelzwerck vor. Sie müssen sich aber von ihm bitten lassen, und Sie müssen möglichst im neuesten oder im ältesten Auto vorfahren. Sie müssen sich so anziehen, daß sein Schaubedürfnis… ich meine, Professor Mittelzwerck ist ein hart arbeitender Wissenschaftler, sehr gewissenhaft, sehr planmäßig, sehr energisch, ich meine, er muß den Eindruck von Kunst gewinnen, aber er darf nicht beunruhigt sein. Sie müssen eine todsichere Nummer sein, wie soll ich es ausdrücken…

    8

    Die Reise sollte von Kai 17 ausgehen, eben dem Kai, von dem der freischaffende Kapitän Jon Nickelsen erzählte hatte, es lägen dort die Mißgebilde der technisch-wissenschaftlichen Phantasie des Zeitalters verankert.
      Zwar sollte die Abfahrt erst um 6.3l stattfinden, ich war aber schon eine gute Stunde früher auf dem Kai, um die Gebilde ausgiebig zu besichtigen. Nachdem ich die sieben Kontrollen durchlaufen und eidesstattlich versichert hatte, daß ich nichts filmen, zeichnen oder

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