Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
wenn kastastrophenartige Zustände eingetreten sind oder kurz bevorstehen, ist der richtige Zeitpunkt herangereift. Dann werde ich mi ch einschalten, dann werde ich auch verstanden werden, dann wird die ganze Welt auf meiner Seite sein, dann ist auch die Zeit gekommen, meine Arbeit über die Ludibundi auszugraben, sie zu vervollständigen und sie den Leuten, die mich befeiern wollen, zu schenken. Das wäre ein schöner Abgang für einen alten Mann.
      Ich hörte also nicht auf Friederike und steckte demonstrativ Klimms Stöpsel in die Ohren, sobald sie wieder an zu quengeln fing.
      Kapitän Nickelsen ließ sich mit Ohrenstöpseln nicht abweisen. Er kam im offnen Hemd, barfuß und völlig kahlgeschoren zu uns herein.
      Aus seiner Hosentasche sah der Hals einer Flasche. Er zog sie, nahm einen Schluck und sagte, ich bin für diesen Chang verantwortlich. Mich sperrt man ein, falls ich nicht schon auf Grund liege, wenn Mittelzwerck etwas passiert.
      Aber wie soll ich dafür garantieren, daß er in guterhaltenem Zustand auf Kai siebzehn abgeliefert wird und daß der Chang noch einigermaßen als Mobil erkennbar dort wieder Fuß faßt, wenn diese Glibberdinger sich überall verbreiten. Die setzen sich frech auf die Schaltanlagen. Erst gestern hab ich, mit nichtleitenden Handschuhen natürlich, zwei Dinger aus der Steuerung geklaubt und sie ins Meer geschmissen. Heute saßen gleich sieben am Radar.
      Ich kann aber nicht dauernd hinter ihnen her sein. Wenn ich Ungezieferverjagungsgruppen aus der Mannschaft bilde, flitzen alle in dieser Enge und dieser Hitze durcheinander, rempeln sich in den Gängen an, und ihre eigentliche Arbeit unterbleibt. Wobei noch gar nicht sicher ist, ob nicht die frechen Dinger Kurzschluß erzeugen. Dann säßen wir im Dunkeln, manövrierunfähig.
      Das Beispiel vom Meeresgarten können sie ohne weiteres hier wiederholen. Plötzlich sind alle elektronischen Innereien durchgeschmort.
      Ich habe es Professor Mittelzwerck erklären wollen, aber er sagte, die technischen Steuer- und Lenkungsfragen des Chang wären meine Sache, damit könne er sich nicht auch noch abgeben, er hätte nachweislich nicht ein einziges ludibundisches Element beauftragt, sich mit dem Chang als solchem zu beschäftigen, er könne das belegen.
      Ich erklärte auch, es wäre jetzt unübersichtlich auf dem Chang, die neuen Anlagen seien viel zu schwer, es dürften keine neuen mehr dazukommen. Sonst könnte ich nicht mehr garantieren, daß im gegebenen Moment der Chang sich in die Luft erhebt. Ich müßte befürchten, daß er an einigen Stellen Wasser nimmt, zumindest bei Seegang überflutet wird. Auch durch das dauernde Abladen von Computerschlangenpapier durch Flügler, das meist noch einige Zeit an Deck herumliegt und überspült wird, so daß aus ihm ein kleistriger Brei entsteht, der eine Rutschgefahr bedeutet, überall an den Sohlen rumgeschleppt wird und auch schon anfängt, sich in den Ritzen und Spalten festzusetzen, so daß es Türen und Klappen gibt, die nicht mehr dicht geschlossen werden können. Also, ich sagte, das bewältigen wir nicht.
      Aber er erklärte, dann werden es vielleicht die Ludibundi bewältigen.
      Er überlege, ob er nicht einem Teil von ihnen die Leitung des Chang anvertrauen solle. Allerdings, sagte er, konkret müßte die jeweiligen Aufgaben der Kapitän erteilen. Das beste wäre, Herr Nickelsen, Sie würden mir die notwendigen Aufgaben schriftlich hereinreichen, damit ich sie umsetzen und meinen ludibundischen Gehilfen übermitteln kann. Das ist zwar Mehrarbeit für mich, aber ein anderer hat ja nicht die Fähigkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. In hundert Jahren, vielleicht schon früher, werden auch andere Führungspersönlichkeiten sich diese Fähigkeit aneignen können. Vielleicht auch Kapitäne, falls es sie dann noch gibt. Also, reichen Sie mir die Materialien für die Aufgabenstellung her.
      Aber das fehlte noch.
      Nickelsen trank schon wieder aus der Flasche. Das wäre unser Untergang.
      Ich fragte ihn, was er zu tun gedenke.
      Das wollte ich Sie fragen.
      Ich sagte, was kann ein alter Opa tun.
      Ach, Opa, rief die kleine Kutzenbacher, die Kutz, so nannte ich sie jetzt, glauben Sie dem das nicht, Herr Kapitän, der tut bloß so, ein schöner Opa, kann ich Ihnen sagen.
      Es war ja nett, daß sie so gut für meinen Ruf sorgte. Hier schien es mir jedoch nicht passend.
      Ich gehe mal mit Nickelsen was reden.
      In seinem Schaltraum war die

Weitere Kostenlose Bücher