Conviva Ludibundus
mich. Ich sagte aber, Frau Kutzenbacher kann ich nicht wieder ausladen, aber wenn es Ihr Gatte zuläßt, können Sie meinetwegen auch noch zu mir ziehen. Wir müssen dann die Tür auflassen und möglichst auch das Bulleye öffnen. Die automatische Belüftung schafft es nicht.
Sie schlich davon, gebückt und traurig. Sie kam nicht auf mein Angebot zurück.
Frau Kutzenbacher saß abends auf ihrem Krempelhaufen vor meiner Tür. Wir werden es uns irr gemütlich machen.
18
Friederike besaß die Fähigkeit, in einer Ecke sich so einzurollen, daß sie raumsparend schlief. Sie konnte auf hartem Untergrund fest schlafen.
Als sich herausstellte, daß ihr eigenes Bett nicht mehr in die Kabine paßte, sagte sie, macht nichts. Und als ich ihr mein Bett anbot: Kommt nicht in Frage, ich vertreibe Sie nicht aus Ihrem Bett, ich kann sehr gut auf einem Seesack schlafen.
Wir könnten dieses Bett auch teilen, sagte ich.
Durchsägen? fragte sie.
Ich überlegte, ob man zu heutigen Zeiten nicht mehr „das Bett mit jemandem teilen“ im alten Sinne anwendet. Sprach ich bereits in einer abgestorbenen Sprache? Was dies Gebiet anging, klaffte da zwischen uns ein generationeller Sprachabgrund? Oder kam sie bei meinem Alter nicht darauf, daß ich ein Teilen des Bettes ohne ein Zersägen meinen könnte? Stellte sie sich begriffsstutzig, weil sie mit Übergriffen durch mich rechnete? Dies hätte ich am liebsten für wahr gehalten. Ich sagte, wir könnten uns in dieses Bett so legen, daß wir uns beide darin gemütlich fühlen und keiner durch den anderen behindert wird.
Sie sagte, wir werden es so halten, wie es sich ergibt, variabel, man muß nicht immer in der gleichen Lage liegen, mal hier, mal dort, wie’s gerade kommt und wie es einem zumute ist.
Sie hielt es auch für richtig, daß wir die Tür nicht dauernd schlossen. So zog gelegentlich ein leiser Hauch von Luft durch die Kabine, der allerdings nicht mit dem Wind, den ich aus meinem Haus gewohnt war, verglichen werden konnte.
Chang-Mief, wie Friederike sagte, blieb an allem hängen. Obwohl sie sich nackt auszog, Naturkleidung anlegte, wie sie es nannte, fand sie die Atmosphäre drückend. Sie wollte alle vorhandenen Türen, Klappen ständig offen haben.
Aber wenn plötzlich der Ludibundus compositus hereinspaziert?
Das wäre nett von ihm, dann könnte ich ihn richtig kennenlernen, wir könnten mit ihm sprechen, ihm Johnnyscheiben vorspielen, vielleicht würde er dazu tanzen, vielleicht auch mitsingen. Sie habe ihn nur einmal ganz kurz von hinten watscheln sehen. Undeutlich. Aber sie stelle ihn sich deutlich vor.
Sie bat mich nun fast täglich, den Ludibundus compositus in unserer Kabine erscheinen zu lassen. Anstatt zu Mittelzwercks kommt er zu uns, das muß Ihnen doch möglich sein, Philemon. Von Ihnen stammt der Trick mit dem kaputten Taschenrechner. Sie müßten den Ludibundus ohne weiteres umlenken können. Da sitzt also Mittelzwerck und wartet auf neue Materialien, aber der Ludibundus erscheint nicht. Er rekelt sich auf unserem Bett und hört sich Seemannslieder an, vielleicht singt er: Der Ludi war ein Seemann von besonderem Format.
Sie bat eindringlich. Manchmal schien ihre Stimme so kindisch nörgelnd zu klingen wie die des Ludibundus.
Trotzdem ließ ich mich nicht erweichen, einen Versuch zu unternehmen. Ich erklärte mehrmals, ich könnte es natürlich, aber ich blieb hart, auch wenn sie spöttisch blickte. Tun Sie’s doch endlich.
Ich kämpfte mit der Eitelkeit. Manchmal war ich nahe am Nachgeben, aber der Wunsch, den Mittelzwerck und seine kleinen Mittelzwercke an ihrer Entfaltung nicht zu hindern, meine Neugier, was er nun weiter unternehmen würde, hielt mich zurück.
Ich kann mich da nicht einmischen, sagte ich, die Dinge müssen ihren technisch-wissenschaftlichen Gang gehen. Das muß organisch laufen, das darf ich jetzt nicht unterbrechen. Ich bin auch Forscher, ich würde es mir verbitten, wenn jemand in mein Experiment reinpfuschen wollte.
In Wahrheit dachte ich, Freund Mittelzwerck soll sich für alle deutlich entfalten können. Da muß ein ungebrochner Mittelzwerckismus herauskommen. Vorher ist es sinnlos, etwas zu tun. Es hieße dann, Philemon hat Mittelzwerck die großartige Forschungsarbeit durch Zwischenfunkerei verdorben, er war zu neidisch auf den jungen, hoffnungsvollen Wissenschaftler. Erst wenn Freund Mittelzwerck sämtliche Datenspeicherhäuser der Welt verstopft hat,
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