Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Ihr Vater lässt das Nebelhorn des Schiffes dreimal laut tuten, sodass alle erschrocken zusammenfahren. Dann legt er mit dem Boot an Major Horsts Jeep an, der immer noch halb im Wasser steht und so einen prima Landungssteg abgibt.
Gemeinsam mit seiner Gattin und Lenas kleinem Bruder Max schreitet er majestätisch an Land, und man kann sehen, wie ihm sein spektakulärer Auftritt gefällt. So viele staunende Zuschauer hat er eher selten, weil er als Bürgermeister nicht sonderlich beliebt ist. Ich staune auch, weil hinter ihm jetzt meine Eltern an Deck erscheinen.
Das ist kein Fieber, das ist Liebe. Aber das wird COOLMAN nie verstehen. Der ist einfach nur eifersüchtig.
Lenas Eltern schließen ihre Tochter in die Arme, und meine Eltern machen es mit Anti und mir genauso, während Max allen Umstehenden mit seiner Wasserpistole Zitronensaft in die Augen spritzt.
Dann fangen unsere Eltern auch schon an zu erzählen, dass sie sich zufällig im Urlaub in der Lüneburger Heide getroffen und dort beschlossen hätten, uns gemeinsam mit der Jacht von Lenas Vater hier abzuholen.
»Ist das nicht eine gelungene Überraschung?«, fragt meine Mutter, und da kann ich nur nicken.
»Na, dann komm, Lena. Pack deine Sachen, wir fahren nach Hause«, erklärt ihre Mutter.
»Und wir auch«, sagt mein Vater und zeigt augenzwinkernd auf mein Kleid. »Schicker Fummel, den du da trägst.«
Dass ihn mein seltsamer Aufzug nicht wundert, liegt daran, dass er Schauspieler ist. Da ist er komische Verkleidungen gewohnt.
»Kai und ich gehen aber nur gemeinsam«, sagt Lena und greift wieder nach meiner Hand, die sie wegen der Umarmung ihrer Eltern kurz losgelassen hatte.
»Genau! Wir sind nämlich jetzt zusammen«, stimme ich zu und erwidere ihren Händedruck.
Dabei bemühe ich mich, Lenas Vater fest in die Augen zu blicken, damit er merkt, dass es uns beiden ernst ist. Das mit dem festen Blick ist aber gar nicht so einfach, weil Lenas Bruder mich gerade mit seiner Zitronensaftpistole erwischt hat.
»Das kannst du dir abschminken, Sportsfreund!«, faucht Lenas Vater mich an. Er kann mich nicht leiden, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. »Meine Tochter hat was Besseres verdient als einen Hänfling in einem lächerlichen Schmetterlingsfummel!«
»Das Kleid steht meinem Sohn ganz ausgezeichnet!«, verteidigt mich meine Mutter. »Im Gegensatz zu Ihrer Frau kann er so was tragen.«
»Frechheit!«, schreit Lenas Mutter. »Aber es wundert mich gar nicht, dass Ihnen als Schmierenkomödianten so ein Aufzug gefällt.«
»Besser ein Schmierenkomödiant als ein korrupter Politiker«, knurrt mein Vater.
»Wer ist hier korrupt?«, bellt Lenas Vater zurück.
»Na, Sie mit Ihrem verzogenen Bengel!«, schreit meine Mutter dazwischen. »Mein Sohn ist viel zu gut für Ihre Tochter.«
Bei jeder Bemerkung gibt es Szenenapplaus der Zuschauer, die sich auf unsere Kosten hervorragend amüsieren.
Lenas Vater fängt jetzt an, meinen Vater zu schubsen, während sich meine und Lenas Mutter Schimpfwörter an den Kopf werfen, die ich hier leider nicht wiederholen darf, weil die ziemlich unanständig sind. Ein paar davon kannte ich noch gar nicht.
»Ruhe! Ruhe! Ruhe, verdammt noch mal!«, brüllt plötzlich Anti. »Wenn die beiden sich gernhaben, dann lasst sie doch. Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten. Solange die Blumen blühen, muss man sich an ihnen erfreuen. Genießt das Leben, das ist die Botschaft des Sommers und der Liebe. Schon morgen kann das Glück verwelken, und deswegen muss man es im Hier und Jetzt in sich aufsaugen, damit man sich an den Erinnerungen wärmen kann, wenn der eisige Winter kommt. Es lebe das Leben! Es lebe die Liebe! Es lebe das Glück!«
Wow! So eine Rede hätte ich Anti gar nicht zugetraut. Alle sind ganz ergriffen: die Mädchen, die Jungs, Alex, Justin, Lena, ich, meine Eltern, Adolf Schmitz und auch Major Horst, der extra grimmig guckt, damit niemand bemerkt, wie sehr ihn Antis Rede bewegt hat. Antis Ansprache wäre selbst an dem schmierigen Banker nicht spurlos vorbeigegangen, aber der ist ja schon weg.
Alle sind ganz gerührt, abgesehen von Lenas Eltern.
»Oh mein Gott, dieses schreckliche Grufti-Mädchen gehört ja auch zu dieser grauenhaften Sippe!«, ruft Lenas Mutter entsetzt. »Die hatte ich ganz vergessen!«
»Lena! Wir gehen!« Der Bürgermeister greift nach Lenas freier Hand und zerrt sie von mir weg und hinter sich her auf die Jacht, während Max mit seiner Wasserpistole den Rückzug deckt und ihm
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