Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
haben und gleich hier auftauchen. Da will ich nicht, dass sie mich so sehen. Nicht in dem Kleid und nicht in Begleitung eines Mädchens.
Wobei ich gar nicht sicher bin, was von beidem peinlicher wäre.
»Was ist denn hier passiert?«, fragt Lena, als wir durch den Wald laufen. »Wo kommen die vielen roten Flecken her?«
Es stimmt. Im ganzen Wald gibt es kaum einen Baum, den es bei unserem Paintball-Spiel nicht erwischt hat.
Diesmal erzähle ich ihr lieber gleich die Wahrheit.
»Mädchen wäre das nicht passiert«, erklärt Lena, als ich ihr von dem legendären Paintball-Match und meinem ruhmreichen Sieg berichtet habe.
»Schon klar, weil ihr sowieso kein Paintball spielt«, erwidere ich nachsichtig lächelnd.
»Nein, weil wir nicht so oft danebenschießen würden«, erklärt Lena und streicht zärtlich über einen rot befleckten Stamm. »Armer Baum!«
Da bin ich doch ganz froh, dass ich damals
nur
gegen Major Horst kämpfen musste und nicht gegen einen Haufen zielsicherer Amazonen aus dem Mädchencamp.
»Amazonen! Alex und Justin meinten Amazonen!«, rufe ich aus, denn plötzlich ist mir klar geworden, vor wem die beiden mich mit ihrem Hinweis auf die Amazonasen warnen wollten.
Lena sieht mich verständnislos an.
»Amazonen! Diese kriegerischen Bräute, die sich ihre rechte Brust abgeschnitten haben, damit die beim Bogenschießen nicht im Weg ist«, erkläre ich Lena. Über die habe ich mal eine Doku auf ProSieben gesehen, und das hat mich damals schwer beeindruckt.
»Ich weiß, wer die Amazonen waren«, erwidert Lena. »Aber was, bitte schön, sollten die beiden Pappnasen sonst gemeint haben? Sag bloß, du kapierst das erst jetzt?«
Die Falte über ihrer Nase ist wieder da und sogar noch ein gutes Stück tiefer geworden.
»Klar war mir das klar! Was sollten sie denn sonst gemeint haben?!«, lüge ich. »Von Anfang an war mir das klar.«
Und weil die Falte mittlerweile die Ausmaße eines Canyons hat, schiebe ich hinterher: »Da vorn ist auch schon die Höhle! Komm, ehe sie noch jemand vor uns entdeckt.«
Ich laufe schnell los, in der Hoffnung, dass Lena bald außer Atem ist und deswegen keine weiteren Fragen über Lemminge und Amazonen stellen kann. Ist sie aber nicht. Sie hält locker mit, und der Einzige, der hier keucht, bin ich.
»Ist es noch weit?«, erkundigt sie sich mit einer Stimme, die klingt, als säße sie gemütlich in einem Liegestuhl und würde nicht neben mir durch den Wald hetzen.
»Nein«, keuche ich atemlos, »wir sind gleich da!«
Das ist glücklicherweise die Wahrheit, denn lange hätte ich das Tempo bestimmt nicht mehr durchgehalten. Aber das liegt nur an dem schrecklichen Schnupfen, den ich mir eingefangen habe. Hätte ich keine Erkältung, wäre ich derjenige von uns beiden, der alle zehn Meter auf den anderen warten muss.
Ich habe keine Angst im Dunkeln
Wir stehen vor dem düsteren Eingang der Höhle, und ich bin überhaupt nicht mehr sicher, ob das mit der Ersterkundung so eine gute Idee war. Es ist wirklich ziemlich dunkel dort drinnen, und eigentlich kann die Höhle von mir aus später heißen, wie sie will, solange ich da nicht reinmuss. Nur weil ich beim letzten Mal keine abgenagten Knochen auf dem Höhlenboden gefunden habe, beweist das noch lange nicht, dass da drinnen nicht doch irgendwelche hungrigen Bären oder Wölfe lauern.
Lena schaltet die Taschenlampe ein. Sie leuchtet in die dunkle Öffnung vor uns und lässt dabei den Lichtkegel an den Wänden entlanghuschen. Keine Spur von Bären oder Löwen.
Aber auch das beweist gar nichts.
»Worauf warten wir noch?!« Lena macht eine einladende Handbewegung, der ich aber nicht folge.
Ich bin ja nicht blöd.
»Oder hast du etwa Schiss?«, fragt sie und grinst mich herausfordernd an.
»Natürlich nicht, wie kommst du denn darauf?«, erwidere ich mit fester Stimme. »Aber sollten wir nicht lieber erst noch ein langes Seil holen? Damit wir uns da drinnen nicht verlaufen?«
Lena greift in ihre Tasche und zieht eine dicke Rolle Nähgarn hervor.
»Habe ich immer dabei.« Lena wirft mir die Rolle zu. »Du musst nur den Faden hier draußen irgendwo festknoten, dann finden wir immer wieder zurück.«
Ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Knoten und knüpfe das Garn an dem Brombeerbusch fest, der direkt neben dem Eingang wächst.
Dann folge ich Lena, die die Höhle bereits betreten hat. Mit dem Licht ihrer Taschenlampe erkundet sie den hinteren Bereich, und wie ich schon bei meinem ersten Besuch geahnt
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