Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
wirklich keine schlechte Idee. Meine Mutter war auch ganz glücklich, als mein Vater ihr zum Geburtstag goldene Ohrringe geschenkt hat. Darüber hat sie sich mehr gefreut als über die Fritteuse im Jahr davor.
Ich sollte Lena etwas schenken, das ihr zeigt, wie viel sie mir bedeutet. Ein Ring wäre gut. Der wirkt nicht so übertrieben wie ein Diamantarmband oder eine Perlenkette. Ein Ring ist prima, und billiger ist er auch!
Aber wo soll ich den herkriegen? Ich kann ja schlecht in den einzigen Juwelierladen hier im Ort gehen und dort einen Ring kaufen. Unsere Stadt ist nicht besonders groß, und wenn das Lokalfernsehen nichts zu berichten hat – was fast immer der Fall ist –, zeigt es einfach die Bilder der Überwachungskamera am Marktplatz. Jeder könnte live im Fernsehen zuschauen, wie ich den Laden betrete, und niemand würde mir glauben, dass ich dort ein Geschenk für meine Mutter kaufen wollte. Da könnte ich mir gleich »Kai liebt Lena« auf die Stirn tätowieren.
Der Juwelier geht gar nicht, so viel ist klar!
Nein, danke!
Was habe ich davon, wenn ich Lena durch mein Geschenk zurückgewinne und sie danach nur noch an den Besuchstagen im Gefängnis sehen darf?
Und das auch nur bei guter Führung.
Es muss einen anderen Weg geben, und ich weiß auch schon, wo der hinführt: direkt zum Computer meines Vaters.
Der Rechner meines Vaters ist heilig. Da darf ich nur ganz selten ran, um zu spielen. Aber diesmal will ich ja gar nicht daddeln. Ich will ins Internet. Dort kennt mich niemand, und wenn es richtig gut läuft, kann ich da vielleicht sogar noch ein Schnäppchen machen.
Nirgendwo steht geschrieben, dass so ein Ring für seine Liebste teuer sein muss!
Mein Vater ist Schauspieler. Hätte er Phantasie, würde er die Stücke, in denen er auftritt, selbst schreiben. Aber das kann er nicht, weil er keine Phantasie besitzt, und das ist mein Glück. Sein Einfallsreichtum reicht genau für drei Passwörter, und die lauten: Kai, Anti und Schatz. Mit »Schatz« ist meine Mutter gemeint, und das beweist, dass er wirklich überhaupt kein bisschen Phantasie hat.
Für das Online-Verkaufsportal hat er das Passwort »Kai« gewählt, und ich finde, das ist ein gutes Omen.
Als ich den Suchbegriff »Ring« eintippe, bietet mir die Website 755 000 Artikel an. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so viele verschiedene Ringe gibt. Nachdem ich meine Preisvorstellung eingegeben habe, reduziert sich das Angebot auf sieben. Die meisten davon sind aus Plastik und abgrundtief hässlich, aber zum Glück ist einer darunter, der auch Lena gefallen würde. Er ist aus buntem Glas und stammt angeblich aus Venedig. Das findet Lena bestimmt romantisch. Auf der Seite soll man eingeben, was einem der Ring wert ist. Wenn man Glück hat, kriegt man ihn dann für den Preis. 9,90 Euro sind das Mindestgebot. Ich setze 10,50 Euro und hoffe, dass ich in den nächsten Stunden nicht überboten werde, weil das alles an Geld ist, das ich zurzeit besitze.
Jetzt brauche ich nur noch zu bestätigen, und das Ding gehört schon so gut wie mir.
»Mach Platz! Da muss ich jetzt ran, Bruderherz!«
Hinter mir steht Anti. Erschrocken zucke ich zusammen, weil ich sie gar nicht habe kommen hören.
Wenn Anti rauskriegt, was ich hier mache, kann ich mich begraben lassen. Sie wird mich mein Leben lang damit aufziehen, dass ich für meine »kleine Freundin einen schnuckeligen kleinen Spießerring« gekauft habe.
Anti steht nicht so auf Romantik.
Panisch schlage ich auf die Tastatur ein. Ich achte nicht darauf, wohin ich tippe. Hauptsache, das Bild mit dem Ring auf dem Monitor vor mir verschwindet so schnell wie möglich. Tut es aber nicht. Denn ich habe die falschen Tasten erwischt. Ich bin auf den Nummernblock rechts außen gekommen und habe die Null erwischt. Mehrfach. Aus meinem 10,50-Euro-Gebot wird ein 1050-Euro-Gebot. Mit dem nächsten ziellosen Hieb auf die Tastatur bestätige ich die Eingabe.
»Glückwunsch, Bruderherz! Du bist Höchstbietender«, sagt meine Schwester und deutet auf den Bildschirm, auf dem mir das Auktionshaus zu meinem Gebot gratuliert. »Lass mal gucken, was du da erstanden hast.«
Anti streicht sich ihre langen schwarzen Haare aus dem Gesicht, um besser sehen zu können. Das macht sie nur ganz selten. Dann verzieht sie den Mund zu einer Grimasse und stöhnt: »Egal, was du dafür bezahlt hast – es ist zu viel! Das Ding ist potthässlich!«
Na, super! Danke, COOLMAN! Danke für deine Unterstützung.
2. Kapitel
Hilfe! Die
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