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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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PARIS. Also: P anik, A ufregung, R eißaus nehmen I n letzter S ekunde? – Nein.
    P ure, A bsolute, R iesige, I mmense S pannung, sonst nichts, entschied ich, als meine Mutter den Blinker setzte, um am Flughafen München auf die Parkspur vor dem Terminal zu biegen. Von meinen Gedanken ahnte sie dabei nichts und sollte es auch nicht tun, denn schließlich war sie es, die mich wegschickte. Dabei hatten wir beide in unserem reinen Frauenhaushalt doch nur einander: Du und ich, wir sind wie Amazonen und halten zusammen wie Pech und Schwefel, sagte sie oft.
    »Also, wenn ich in deinem Alter einfach so einen Monat nach Paris gekonnt hätte, ich wäre vor Freude an die Decke gesprungen! Außerdem wohnen die Lefebvres in
Montparnasse
, ganz in der Nähe von Picassos ehemaligem Atelier. Das ist doch toll für meine kleine Künstlerin.« Meine Mutter strich mir kurz und zärtlich über die Haare. »Vielleicht gehen sie mit dir im
La Coupole
essen. Dort ist jede Säule von einem anderen Künstler bemalt und es gibt tolle Schweinsrüssel in Aspik zu essen.«
    »Hör auf, Susanne, mir kommt gleich alles hoch«, mischte Mogens sich fröhlich von hinten ein. »Da esse ich ja noch lieber Schnecken oder Froschschenkel.«
    »Die gibt es nicht mehr, zumindest keine französischen. Das hat der Artenschutz den Franzosen vermiest«, entgegnete meine Mutter und schob sich die Sonnenbrille in ihr sorgfältig gesträhntes blondes Haar, um nach einem Parkplatz Ausschau zu halten. Wie man einmal im Monat an die 200 Euro für den Besuch beim Friseur ausgeben konnte, war mir ein Rätsel. Aber deshalb sahen meine Haare (die ich gerade in Heimarbeit pechschwarz gefärbt hatte) auch so aus, als könnten Vögel darin nisten. Das behauptete zumindest meine Mutter.
    »Ava, andere in deinem Alter wären froh …«, begann sie wieder, worauf ich ihr patzig das Wort abschnitt: »Dann lass doch mal die anderen fahren.«
    Meine Mutter schwieg verletzt.
    Sie in meinem Alter hatte im Friseursalon meines Großvaters gestanden und fremden Damen die Haare auf Lockenwickler gedreht, ehe sie gegen den Wunsch ihrer Eltern an der Abendschule das Abitur nachgemacht und dann Architektur studiert hatte. Daher wohl auch ihre Vorliebe für teuer gesträhnte Haare: die Stimme des Blutes, für die ich anscheinend vollkommen taub war.
    »Mach nicht so ein Gesicht, Ava«, sagte sie schließlich.
    »Was für ein Gesicht mache ich denn? Ich habe doch nur eins. Und das hast du mir vererbt.«
    »Du ziehst eine Flunsch.« Sie sah auf ihre Uhr. »Verdammt, ist hier wieder viel los. Sieh dir doch nur mal all die Autos an. Als ob sie eine Büchse geöffnet hätten. Können die Leute denn nicht einfach zu Hause bleiben? Es muss doch nicht jeder fliegen!« Ihr Fuß, der in einem teuren Stiletto steckte, federte ungeduldig auf dem Gaspedal auf und ab. »Glück gehabt, Parkplatz«, sagte sie, ehe sie scharf und ohne zu blinken nach rechts in eine Lücke direkt vor dem Terminal bog. Ein Auto, das es ebenfalls auf den Platz abgesehen hatte, musste scharf bremsen, und hinter uns drückte jemand wütend auf die Hupe. Meine Mutter sah kurz und unbeteiligt in den Rückspiegel. Ich wandte mich um. Der Fahrer des Wagens schrie mit rotem Gesicht und schüttelte drohend seine Faust. Meine Mutter winkte ihm lächelnd zu und meinte: »Die Leute sollten sich nicht so aufregen. Das ist ganz schlecht für den Blutdruck.«
    Mogens lachte. Er mochte meine Mutter und sie mochte ihn. Eigentlich sollte ihn das als meinen ersten Freund augenblicklich und endgültig disqualifizieren. Aber bisher hatte er sich tapfer gehalten, obwohl ich meistens nicht so nett zu ihm war, wie ich es sein sollte. Aber je kratzbürstiger ich war, umso anhänglicher wurde er.
    »Es gibt kein größeres Glück für einen jungen Menschen, als einige Zeit in Paris zu verbringen«, sagte er gerade und klang dabei wie unser Lehrer.
    Ich verdrehte die Augen. »Wer sagt das?«, fragte ich ihn, nachdem ich gerade noch ein Stöhnen hatte unterdrückenkönnen. Ich griff nach meiner Handtasche, deren Verschluss sich geöffnet hatte. Tampons, Lippenstifte, Geldstücke, ein angebissener und dann vergessener Schokoladenriegel, mittlerweile klebrige Bonbons, ein mit vielen Eselsohren versehener Roman, eine Haarbürste voll schwarzer Haare, viel zu viele zerknüllte Kassenzettel, mein iPod und mein Handy lagen bunt auf der Fußmatte verstreut.
    »Wer sagt das?«, fragte ich noch einmal, als ich mich bückte und alles mit einer Handbewegung

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