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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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will, wer geklingelt hat.
    »Mein herzliches Beileid, Herr Baumann! Das mit Ihrem Sohn tut mir ja so leid!«, sagt der Paketbote betroffen. Anscheinend kennt er meinen Vater von irgendwo her, und das ist mal wieder typisches Kai-Pech.
    »Wie bitte?« Mein Vater starrt den Boten verständnislos an. Der Mann sieht richtig mitgenommen aus, als ob ihm die Nachricht vom Tod meines Zwillingsbruders wirklich nahegehen würde.
    »Ich kann gut verstehen, dass Sie den Tod Ihres Sohnes verdrängen. Aber Sie müssen sich Ihrer Trauer stellen. Ich weiß, wovon ich rede. Letzte Woche ist unsere Katze überfahren worden.«
    »Tut mir leid, das mit Ihrer Katze«, murmle ich. Dann nehme ich ihm schnell das Päckchen aus der Hand und unterschreibe.
    Ich weiß, wann ein Plan gescheitert ist.
    Der Bote starrt fassungslos die Unterschrift »Kai Baumann« auf dem Display seines Minicomputers an, so als wäre ich von den Toten auferstanden. Mittlerweile hat auch mein Vater kapiert, was hier los ist.
    »Über so etwas macht man keine Witze«, sagt er ernst, dann wendet er sich an den Paketboten, um das Missverständnis aufzuklären.
    Dazu braucht er mich nicht: Ich drehe mich um und laufe die Treppe zu meinem Zimmer rauf.
    »Vielleicht könnte er sie ins Kino einladen«, höre ich meine Mutter sagen, als ich an der Küche vorbeikomme. »Ich war mit meinen Freunden damals immer im Kino.«
    Das Thema Kai & Lena ist da unten anscheinend noch nicht ganz ausdiskutiert. Und auch Anti muss noch einmal ihren Senf dazugeben.
    »Kino ist doch voll out! Die beiden sollten zu einem Heavy-Metal-Konzert gehen. Glaub mir, das ist Romantik pur!«
    Es ist schön zu sehen, dass sich Anti wenigstens für etwas begeistern kann.
    Aber muss das unbedingt mein Liebesleben sein?
    Als ich das Päckchen in meinem Zimmer auspacke, bewahrheitet sich meine Befürchtung.
    In der Pappschachtel liegen der Glasring und eine Rechnung, in der ich aufgefordert werde, die 1050 Euro innerhalb von zwei Wochen zu überweisen. Handschriftlich hat der Verkäufer noch angemerkt, wie glücklich er ist, mit mir Geschäfte zu machen, und dass die superschnelle Sonder-Express-Auslieferung auf seine Kosten geht, weil der Ring mir anscheinend so viel wert ist. Ich stopfe den Ring in meine Hosentasche und werfe die Rechnung in den Papierkorb. Zwei Wochen sind eine lange Zeit, und mit etwas Glück kriegt der Verkäufer in den vierzehn Tagen ja doch noch einen Herzinfarkt.

    Womit denn, bitte schön? COOLMAN wird mir kaum etwas leihen können.
    Deswegen stecke ich einfach meine 10,50 Euro in einen Umschlag und schreibe dem Verkäufer einen Brief, in dem ich ihm alles erkläre.
    Das wird er verstehen und mich danach in Ruhe lassen. Ich habe sowieso ein viel größeres Problem: Wie und wann gebe ich Lena den Ring?
    Ich habe noch keine Antwort auf diese drängende Frage gefunden, als ich drei Tage später die Antwort des Verkäufers erhalte. Die fällt viel unfreundlicher aus als die netten Worte, die er seiner ersten Rechnung beigefügt hatte. Er besteht auf seinen restlichen 1039,50 Euro und erinnert nachdrücklich noch einmal daran, dass die Zahlungsfrist bereits läuft. Daneben hat er einen Totenkopf gemalt.
    Ich krame den Glasring aus meiner Hosentasche, verpacke ihn bruchsicher in Zeitungspapier und schicke ihn einfach zurück mit der freundlichen Bitte, mir jetzt auch meine 10,50 Euro zurückzuerstatten.
    Damit ist die Sache für mich erledigt.
    Für den Verkäufer nicht.
    »Kai! Ein Päckchen für dich!«, ruft meine Mutter zwei Tage später.
    Es ist ein sehr kleines Päckchen, und ich weiß, was drin ist. Neu ist der zweite Totenkopf, den der Verkäufer zusätzlich neben die Rechnung gemalt hat.

    So ein Blödsinn! COOLMAN wird es nicht gelingen, mir Angst zu machen. Der Verkäufer kann mir gar nichts. Ich bin erst zwölf und deshalb überhaupt nicht geschäftsfähig. Deswegen werde ich die Sache auch nicht weiter ernst nehmen. Meiner Erfahrung nach lösen sich die meisten Probleme sowieso ganz von selbst.
    Das sehen Alex und Justin genauso, als ich ihnen mein Problem schildere. Ich treffe die beiden regelmäßig, weil Anti ihnen Prügel angedroht hat, wenn sie sich weigern, meine Freunde zu sein. Das war damals, als wir neu hierhergezogen sind und ich noch niemanden kannte. Die zwei sind nicht gerade die Klügsten, und als Vorbilder eignen sie sich auch nur bedingt, aber sie haben mir schon ein paarmal aus der Patsche geholfen.
    Und mal ehrlich: So viele Alternativen habe ich nicht,

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