Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
bin ja nicht lebensmüde.
3. Kapitel
Und Action!
Heute ist der erste Drehtag. Wir drehen bei uns im Wohnzimmer. Damit es so aussieht wie im richtigen Leben, sagt Jonny Pony. Ich glaube, er will einfach nur morgens länger schlafen, weil der Weg von meinem Zimmer zu seinem Arbeitsplatz nicht so weit ist.
Unser Haus ist voller Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Sie gehören alle zum Filmteam, und sie bedienen sich an unserem Kühlschrank, als wäre es ihr eigener. Jonny Pony hat ihnen gesagt, sie sollen sich ganz wie zu Hause fühlen.
Bevor sie mit Papa zu den Proben ins Theater musste, hat Mama heute schon ganz früh überall im Wohnzimmer ihre unförmigen Töpferarbeiten aufgestellt. Töpfern ist ihr Hobby, und sie hat gehofft, dass ihre Kunstwerke dann im Film zu sehen sind und ganz viele Leute anrufen, um zu fragen, wo man diese tollen Sachen kaufen kann. Aber erstens haben die Filmleute die »tollen Sachen« alle sofort in den Müllereimer geworfen und zweitens hätte sowieso kein Zuschauer angerufen. Und wenn, dann nur, um zu fragen, warum man im Film den Hund nicht sieht, der überall seine Haufen hinterlassen hat.
Habe ich nicht. Aber so, wie der Titel klingt, könnte er von Jonny Pony sein.
Die Szene, mit der wir heute anfangen, spielt in der Wohnung des entführten Wissenschaftlers. Ich bin zu Besuch bei seiner Tochter, also Lena, weil wir in dieselbe Klasse gehen und ich ihr bei den Matheaufgaben helfen soll. Das zeigt ja wohl, wie völlig unrealistisch der Film ist. Lena ist in Mathe viel besser als ich. Der Rest des Films ist auch nicht viel realistischer, das seht ihr sofort, wenn ihr die folgende Szene aus dem Drehbuch lest.
15. SZENE Wohnung Lena – Innen/Tag
Lena und Kai kommen ins Wohnzimmer, das völlig verwüstet ist. Drei maskierte Männer schleppen gerade Lenas Filmvater, den Wissenschaftler, durch die offene Verandatür nach draußen in den Garten. Zwei weitere maskierte Männer stürzen sich auf die Kinder, um die unliebsamen Zeugen für immer zum Schweigen zu bringen.
LENA
Hilfe! Gemeine Verbrecher entführen meinen lieben Vater, den berühmten Wissenschaftler!
KAI
Keine Angst, Kleines! Ich bin bei dir! Verlass dich auf mich!
Kai macht ein hoch konzentriertes Gesicht, während die beiden Männer weiter auf sie zulaufen. Kai fixiert den ersten. Kurz darauf bricht der Mann zusammen mit einem schallplattengroßen Loch im Bauch, aus dem das Blut eimerweise auf den Teppich läuft.
LENA
IIIIIIH!
Dann sieht Kai den zweiten an. Als würde der Mann von einer riesigen unsichtbaren Faust getroffen, wird er nach hinten geschleudert. Er fliegt durch die geschlossene Fensterscheibe in den Garten, wo er bewegungslos zwischen den Scherben liegen bleibt.
LENA
IIIIIIIIIIIIH!
Kai läuft in den Garten, kommt kurz darauf wieder zurück.
KAI
Die Schurken waren schon weg. Mit deinem lieben Vater, dem berühmten Wissenschaftler!
Lena zeigt auf die beiden Männer am Boden.
LENA
Wie hast du das gemacht?
KAI
Man hat mich ausgebildet, das Böse zu besiegen. Aber das darf keiner wissen. Das ist jetzt unser Geheimnis!
LENA
Oh Kai! Und ich dachte, du wärst nur in Mathe gut.
KAI
Das denken viele! Ich werde deinen Vater aus den Händen der Verbrecher befeien. Das schwöre ich dir!
LENA
Oh Kai, mein Held!
Für diese Szene hat Jonny Pony einem Praktikanten befohlen, die Wand zu unserer Küche mit einem Vorschlaghammer einzureißen. Der Kameramann will von dort filmen, wie die Verbrecher sich auf mich stürzen, und da steht ihm die Wand im Weg.
Lena und ich warten ewig, bis die Mauer beseitigt ist und wir endlich dran sind. In der ganzen Zeit spricht Lena kein Wort mit mir. Aber ich brauche nur etwas Geduld: Wenn wir nachher drehen, muss sie mit mir reden.
Endlich geht es los!
»RUHE! WIR DREHEN!«, brüllt Jonny Pony.
Lena und ich kommen rein, die Bösen stürzen sich auf uns, und ich erledige sie mit meinem tödlichen Blick, als hätte ich mein Leben lang nie etwas anderes getan. Dazu kreischt Lena die ganze Zeit »IIIIIH!«, weil es so im Drehbuch steht.
Ich habe gar nicht gewusst, dass Schauspielern so einfach ist.
Als wir fertig sind, schreit Jonny Pony »Gekauft!«, und das heißt, dass er mit uns zufrieden war. Er hat auch gar keine andere Wahl, weil unser Fenster zum Garten nur einmal kaputtgehen konnte. Die beiden Angreifer stehen wieder auf und marschieren direkt in die Küche, um nachzusehen, ob in unserem Kühlschrank noch etwas zu essen ist.
Stress gibt es dann
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