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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Attila vor Augsburg
    Das römische Reich kam in Abnahm, hingegen die deutsche und andere mächtige Völker aus den nordlichen Gegenden Europens verbanden sich mit einander, und zogen mit unzählbaren Heeren daher, es gänzlich zu stürzen. Die Goten bemächtigten sich des größten Teils von Italien, die Franken Galliens, die Sachsen Engellands, die Wandalen Spaniens, die Allemannen und Sueven aber beunruhigten unsere Gegenden mit unaufhörlichen Streifereien, biß sie sich endlich auch derselben gänzlich bemächtigten, oder vielmehr die Römer ihnen wichen, und unsere Stadt ihrem Schicksal überließen.
    Während dieser Zeit kam noch der Einfall der Hunnen dazu, eines ungezähmten, räuberischen Volkes, welches sich Pannomens, das ist des jetzigen Ungarns, bemächtiget hatte, und in die römischen Provinzen mit großer Macht eingedrungen war; ein Einfall der weit entsetzlicher war als alle vorige. Ihr König Attila ist so bekannt, daß ich ihn nur nennen darf. Er nannte sich selbst die Geißel Gottes und verwüstete alles mit Feuer und Schwert wo er hin kam. Bei Augsburg aber soll sein Mut einen Schandfleck erhalten haben. Man sagt, er habe mit seinem Heere auf unsere Stadt zugehen, und sie gleich andern zu einem Steinhaufen machen wollen. Er soll bis an die Ufer des Lechs gekommen sein, und St. Affra Kapelle verwüstet haben. Als er aber durch den Fluß setzen wollte, sei ihm ein abscheuliches altes Weib, auf einem ebenso häßlichen Pferd entgegengekommen, habe ihn dreimal mit fürchterlicher Stimme angerufen: Zurück Attila, darüber soll der Held so sehr erschrocken sein, daß er mit seinem ganzen Heer die Flucht ergriffen und unsere Gegenden verlassen habe. Die Geschichte ist der Inhalt des Gemäldes am Barfüßer-Tor, das dermalen meistens vergangen ist. Für die Wahrheit will ich nicht gutstehen, dann es gibt Leute welche behaupten Attila wäre nie in unsere Gegenden gekommen. Indessen sollte es mich verdrießen wann sie nicht wahr wäre, dann sie ist einmal recht artig und ganz unwahrscheinlich ist sie eben auch nicht. Dann häßliche böse Weiber können einem wohl Furcht einjagen, sie dürfen nicht einmal Hexen sein.

Ausgehackte Frösche
    Einem Weinhäcker aus Schweinfurt begegnete unter der Petersstirn bei der Mainleite etwas sehr Seltsames. Er war mit seiner Frau mit Brechen des Weinbergs, der unmittelbar unter der Trümmerstätte liegt, beschäftigt; die Frau hackte sehr fleißig, und mit einem Mal hackte sie bei jedem Schlag in die Erde einen Frosch heraus. So mochte sie wohl fünf oder sechs Frösche herausgehackt haben, als es ihr auffiel und sie zu ihrem Manne sagte: »Pfui! Was sind das garstige Frösche.« Und jetzt kamen keine mehr. Und der Mann, näher tretend, bückte sich nach den Fröschen und sah keine, wohl aber leuchteten so viele Goldstücke, als zuvor Frösche zum Vorschein gekommen waren, am Boden. Die hob er auf und steckte sie ein, und zankte seiner Frau, daß sie nicht stillschweigend fortgehackt. Beide hackten und brachten den ganzen Tag damit zu, es gab aber keine Goldfrösche mehr.

Bamberger Waage
    Zu Bamberg, auf Kaiser Heinrichs Grab, ist die Gerechtigkeit mit einer Waagschale in der Hand eingehauen. Die Zunge der Waage steht aber nicht in der Mitte, sondern neigt etwas auf eine Seite. Es gehet hierüber ein altes Gerücht, daß, sobald das Zünglein ins gleiche komme, die Welt untergehen werde.

Beschwörung der Bergmännlein
    Zu Nürnberg ist einer gewesen, mit Namen Paul Creuz, der eine wunderbare Beschwörung gebraucht hat. In einen gewissen Plan hat er ein neues Tischlein gesetzt, ein weißes Tuch darauf gedeckt, zwei Milchschüßlein drauf gesetzt, ferner: zwei Honigschüßlein, zwei Tellerchen und neun Messerchen. Weiter hat er eine schwarze Henne genommen und sie über einer Kohlpfanne zerrissen, so daß das Blut in das Essen hineingetropft ist. Hernach hat er davon ein Stück gegen Morgen, das andere gegen Abend geworfen und seine Beschwörung begonnen. Wie dies geschehen, ist er hinter einen grünen Baum gelaufen und hat gesehen, daß zwei Bergmännlein sich aus der Erde hervor gefunden, zu Tisch gesetzt, und bei dem kostbaren Rauchwerke, das auch vorhanden gewesen, gleichsam gegessen. Nun hat er ihnen Fragen vorgelegt, worauf sie geantwortet; ja, wenn er das oft getan, sind die kleinen Geschöpfe so vertraut geworden, daß sie auch zu ihm ins Haus zu Gast gekommen. Hat er nicht recht aufgewartet, so sind sie entweder nicht erschienen oder doch bald wieder

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