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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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anderen von den Israelis ermordet worden waren, immer betrachtet. Als Arafat starb, waren von den alten Recken aus dem inneren Kreis nicht viele übrig, und Abu Mazen eignete sich unter anderem deshalb als Kompromisskandidat, weil er von den Israelis, und vor allem von den Amerikanern, für harmlos gehalten wurde.
    Als Bankier der PLO hatte er sich an einige äußerst unkonventionelle Methoden des Umgangs mit Geld gewöhnt – herkömm­liche Buchführung gehörte nicht dazu. Yassir Arafat hatte dafür gesorgt, dass er allein die Kontrolle über alle ausländischen Bankkonten hatte. Dieser Umstand führte nach seinem Tod zu einigen nahezu tragikomischen Missverständnissen. Unter ande­rem bildete sich seine Witwe ein, ihr Mann habe ein Erbe von mehreren Milliarden Dollar hinterlassen. Das musste sie der westlichen Presse entnommen haben, in der er immer als vollkommen korrupt dargestellt wurde. Natürlich hatte er einige persönliche Schwächen. Mouna hatte viel gegen seinen Führungsstil einzuwenden gehabt. Soweit sie wusste, war sie die einzige Frau in der PLO, die er jemals ernst genommen hatte.
    Als er in Paris im Sterben gelegen hatte, war sie aus Moskau herbeigeeilt und hatte mit Abu Mazens Hilfe durch den Hintereingang in das angeblich so gut bewachte Krankenhaus ge­schmuggelt werden können.
    Er war schwach, aber bei vollem Bewusstsein gewesen. Das Projekt war damals bereits vier Jahre alt und das U-Boot so gut wie fertig. Es fehlten nur noch fünfhundert Millionen Dollar.
    Sie hatte ihm direkt ins Ohr geflüstert. Er hatte nach Medikamenten gestunken und ungepflegt gewirkt, war aber klar im Kopf gewesen und hatte einige Passwörter zurückgeflüstert, die er seltsamerweise auswendig konnte. Erst lange nachdem sie die Konten geleert und das Geld auf eine russische Bank gebracht hatte, war ihr klar geworden, welcher simplen Gedächtnisstützen er sich bedient hatte. Jeder dahergelaufene Hacker hätte den Zugang zu den Konten knacken können.
    Abu Mazen war Zeuge des Ganzen gewesen. Er hatte einen alten Mann seinen letzten Willen äußern sehen und hatte niemals etwas dagegen eingewandt, nicht einmal, als er später Präsident wurde und durchaus Möglichkeiten dazu gehabt hätte. Aus seiner Sicht war die Sache klar. Arafat, Abu Ammar, hatte tatsächlich ein enormes Erbe hinterlassen. Allerdings nicht seiner Familie oder seiner Witwe, sondern dem palästinensischen Widerstandskampf. Und Mouna hatte er zur Verwalterin seines Erbes ausersehen. Ganz einfach.
    Während sie nun mit dem neuen Präsidenten im Garten spaziert war, hatte sie ihm das genaue Datum und die Uhrzeit des Angriffs mitgeteilt, der die gesamte Geschichte der palästinensischen Widerstandsbewegung in den Schatten stellen würde. Er selbst, Abu Mazen, würde die Verantwortung tragen; die Opera­tion würde erst auf seinen endgültigen Befehl hin durchgeführt werden.
    Ihn bedrückte, dass anscheinend einige religiöse Wirrköpfe in der Hamas so gute Chancen bei der kommenden Wahl hatten, dass man sie vermutlich an der Regierung würde beteiligen müssen. Eine nahezu absurde Situation. Man stelle sich vor: Der Präsident bestellt zwei Minister von der Hamas zu sich und schärft ihnen ein, die folgende Mitteilung unbedingt für sich zu behalten. Die Minister schworen beim Propheten, Friede sei mit ihm. Am nächsten Tag steht der geplante Terrorangriff in der New York Times. Manchmal war Demokratie ein Elend.
    Sie hatte nach dem Treffen mit Mahmud Abbas unversehrt die israelischen Straßensperren und Passkontrollen an der Allenby-Brücke passiert und war von Amman direkt nach Moskau und dann nach Murmansk geflogen. Während des gesamten Fluges war sie sich vor Freude und Optimismus leicht wie ein Vogel vorgekommen. Das schlechte Gewissen, weil sie Abu Mazen nicht eingeweiht hatte, war verflogen, und nichts deutete darauf hin, dass die Übungen in der Barentssee etwas anderes als positive Ergebnisse erbringen würden.
    Und dann berichtete ihr Peter Feisal auf seine kühle und leichte Cambridge-Art, dass die Operation nicht durchführbar wäre. Genau das hatte er im Kern gesagt. Man wollte den verwegensten und tödlichsten Angriff der marinemilitärischen Neuzeit – Fregattenkapitän Owjetschins Worte – mit einer U-Boot-Besatzung durchführen, die sich spinnefeind war. Das war unmöglich. Hier waren keine kleineren Reparaturen vonnöten, hier mangelte es nicht an einem Imam oder vegetarischen Gerichten. Die Sache würde unendlich viel schwieriger

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