Coq 11
widersprach ihm niemand.
»Nun«, fuhr er fort, »wissen Sie, was das für mich bedeutet? Und für meinen Bruder Marwan und meinen Freund Ibra? Wir sind jetzt Landesverräter, wir sind Spione, und diesen Gedanken finde ich total beschissen. Wir hatten bereits Scherze darüber gemacht, dass diese Laufbahn für Männer aus Cambridge nicht angemessen scheint. Ein russischer Spion ist tatsächlich das Letzte, was ich hätte werden wollen.«
Es entspann sich eine lange Diskussion. Denn nun meldeten sich die Wissenschaftler Iwan Firsow und Boris Starschinow zu Wort. Sie betonten, das gemeinsam Erreichte sei ein wissenschaftlicher Durchbruch, und bei Entdeckungen im Bereich der Wissenschaften könne es sich nicht um Spionage handeln. Die Geheimnisse anderer auszuspionieren und zu verkaufen, sei schändlich. Aber über nationale Grenzen hinweg zu forschen und zu experimentieren, sei nicht ehrenrührig. Im Übrigen hätten alle Teilnehmer nun ein gemeinsames Wissen. Wenn die drei englischen Genossen in ihre Heimat zurückkehrten, würde sich die britische Regierung sicherlich lieber ihre Kenntnisse zunutze machen, als sie ins Gefängnis zu stecken. Außerdem beinhalte die neue Technik enorme zivile Möglichkeiten, beispielsweise würde für die Ozeanografie eine ganz neue Ära anbrechen. Zumindest Boris und Iwan sei es eine Ehre gewesen, mit so außerordentlich fähigen Forschern wie den drei englischen Genossen zusammenzuarbeiten.
»Wir fangen noch einmal von vorn an!«, befahl Mouna al-Husseini. »Ich sehe ein, dass Sie nicht gegen Ihren Willen zu Spionen gemacht werden dürfen. Sollte das Projekt scheitern, steht es Ihnen frei, in Ihr Heimatland zurückzukehren und den Nobelpreis zu erringen. Aber wir machen einen Neuanfang, wir dürfen jetzt nicht aufgeben, sondern müssen das Projekt retten. Sie verlangen einen neuen Befehlshaber an Bord, der über dem russischen Kommandanten steht. Und weiter?«
»Es muss ein Mann sein«, stellte Iwan Firsow fest.
»Kein Russe«, fuhr Ibra fort.
»Aber auch kein Araber«, sagte Boris Starschinow.
»Ein echter Offizier zur See, kein angeblicher Admiral oder Ähnliches«, fügte Fregattenkapitän Owjetschin hinzu.
»Er spricht Englisch und Russisch, am besten perfekt«, meldete sich Peter Feisal zu Wort. »Ach, vergessen Sie das perfekte Englisch, ich bitte um Verzeihung, aber Standardenglisch reicht in diesem Raum vollkommen aus.«
»Idealerweise tut er es nicht wegen des Geldes. Vielleicht ist es nicht unbedingt notwendig, aber ich würde einen Mann vorziehen, der an unsere Sache glaubt«, sagte Mouna al-Husseini.
»Folglich könnte er Amerikaner, Engländer, Franzose, Deutscher oder Skandinavier sein, in diesen Ländern gibt es ausreichend kompetente Offiziere«, sagte Fregattenkapitän Owjetschin.
Alle hatten sich die Stichpunkte notiert. Nun saßen sie eine Weile schweigend da, betrachteten ihre Aufzeichnungen, schüttelten die Köpfe und seufzten. Natürlich steckten sie in einer Sackgasse. Dem Besprochenen hatte niemand etwas hinzuzufügen. Jeder suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, die sie zurück zu einem Projekt führen würde, das bis vor Kurzem im sicheren Hafen gewesen zu sein schien.
»Ich würde den Forderungskatalog gern vervollständigen«, sagte Mouna al-Husseini mit einem Gesichtsausdruck, aus dem jeder der Anwesenden den Galgenhumor herauslesen konnte. »Der Mann, den wir suchen, sollte über weitere Qualifikationen verfügen. Ich schlage vor, dass wir einen Vizeadmiral nehmen, denn der kann einem Kapitän zur See Befehle erteilen. Und er sollte während seiner militärischen Laufbahn so gut mit Russland zusammengearbeitet haben, dass ihm die höchsten russischen oder sowjetischen Orden verliehen wurden, beispielsweise als Held der Sowjetunion. Sie wissen schon, dieser kleine fünfzackige Stern in Gold, von dem Breschnjew drei, vier Stück hatte. Aber wie man an Breschnjew sieht, bekommen diese Auszeichnungen auch Menschen, die sich nur den Hintern breitsitzen. Unser Held sollte also auch einen Roten Stern haben. Denn den erwirbt man nur im Kampf. Verlangen wir doch sicherheitshalber auch die Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion und das deutsche Bundesverdienstkreuz. Das wäre doch etwas, oder?«
»Hervorragend«, konstatierte Peter Feisal, der genau wie alle anderen im Raum davon ausging, dass Mouna al-Husseini sich über die Anforderungen lustig machte. »Eine glänzende Idee. Ich schlage vor, dass wir eine Stellenanzeige ausschreiben
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