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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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drehte sie sich zu Carl um und versicherte ihm, das Interview sei ein Knüller gewesen, man werde keine Sekunde wegschneiden. Er sei ein fantastischer Gesprächspartner, der sich nicht in Gestammel verliere, sondern kurze und druckreife Antworten gebe. So etwas sei selten.
    Zehn Minuten später war das Team von CBS wieder auf dem Weg zum Flughafen. Carl blieb sitzen und überlegte, ob das Interview auch für ihn und die palästinensische Flotte vorteilhaft verlaufen war. Es war schwer zu sagen. Der Vorwurf psychischer Instabilität wog in den USA enorm schwer. Aber nun konnte er ohnehin nichts mehr ändern. Der nächste und letzte Termin dieses Tages war jedenfalls um einiges angenehmer. Er würde auf einer großen Restaurantterrasse Schalentiere und gegrillten Fisch essen und dazu reichlich jungen und kräftigen Wein aus Südafrika trinken.
     
    Wie zwei Schwergewichtsboxer, die sich vor einem Titelkampf mustern, dachte Condoleezza Rice, als Mouna al-Husseini das Kaminzimmer des Gutshauses betrat. Die Begrüßung verlief förmlich und steif. Abgesehen von einem Sicherheitsmann, der sich so weit wie möglich von den beiden Sesseln am Kamin entfernt hatte, waren sie ganz allein in dem dunklen Raum.
    Sie ist sommerlich gekleidet, wahrscheinlich ein Panikkauf in Kapstadt, dachte Condoleezza Rice.
    Mit dem vielen Haarspray sieht sie aus, als hätte sie einen Kuchen auf dem Kopf; jedes Schmuckdetail ist präzise platziert. Eine pedantische Ästhetin, konstatierte Mouna.
    Sie setzten sich, und Condoleezza zeigte fragend auf ein Tablett mit allerlei Getränken, sogar Gin und Tonic waren darunter. Mouna schüttelte kaum merklich den Kopf. Und dann beäugten sie sich wieder.
    »Es ist ganz ausgezeichnet, dass Sie kommen konnten, Admiral. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Ich vermute stark, dass wir zwei uns einiges zu sagen haben, und hoffe, dass wir einander verstehen werden«, begann Condoleezza Rice.
    »Ich bin überzeugt, dass wir einander verstehen werden, Madame Außenministerin«, antwortete Mouna fast mechanisch. Sie ließ der Gastgeberin den Vortritt.
    »Tja, dann fangen wir mal an«, fuhr Condoleezza Rice fort. »Was wollen Sie erreichen, welche Instruktionen hat Ihnen Ihr Präsident gegeben?«
    »Unsere Forderungen sind hinlänglich bekannt, wir haben keinen geheimen Forderungskatalog in petto. Wir wollen ein freies Gaza, und das bedeutet: ein eigener Hafen, ein eigener Flugplatz, eigenes Territorium zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Nicht mehr, nicht weniger.«
    »Im Austausch gegen was?«
    »Wir demobilisieren die U-1 Jerusalem und sind bereit, die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen.«
    »Sie werden nicht alle Ihre Ziele erreichen können.«
    »Das sagt die Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika?«
    »Ja. Und eine, deren außenpolitisches Urteilsvermögen inzwischen recht geschult ist.«
    Mouna wusste nicht, ob sie Enttäuschung oder Angriffslust empfinden sollte. Wut wäre idiotisch gewesen, dies war die einzige Chance, mit der mächtigsten Frau der Welt zu sprechen.
    »Ich hätte mehr Verständnis für Ihre ablehnende Haltung, Madame Außenministerin«, begann Mouna langsam, »wenn wir den Ostteil Jerusalems, die Wiederherstellung der Grenzen von 1947 und das Rückkehrrecht für alle Flüchtlinge verlangt hätten. Das wären unrealistische Forderungen gewesen; vielleicht nicht ungerechtfertigt, aber unrealistisch. Gerade deswegen verfolgen wir eine äußerst gemäßigte Strategie, finden Sie nicht?«
    Sie ist klug, dachte Condoleezza Rice. Ihre Akte stellte sie als Auftragsmörderin der Klapperschlangenklasse dar, und der Secret Service war die Wände hochgegangen, als sie nur einen Wachmann hier drin haben wollte. Aber Mouna al-Husseini benahm sich wie eine erfahrene Politikerin. Eine ungewöhnliche Kombination.
    »Ihre rhetorischen Fähigkeiten in Ehren, Madame Admiral«, antwortete Condoleezza Rice mit einem breiten Grinsen. »Ich habe Sie nicht um ein Treffen gebeten, um mit Ihnen über Gerechtigkeit zu diskutieren. Auf diesem Gebiet wären Sie mir mit Sicherheit überlegen, aber es würde nichts nützen. Fragen Sie mich nicht, was ich für gerecht erachte, sondern was ich tun kann, um diese Situation zu entschärfen.«
    »Ich bin nicht befugt, von den genannten Punkten abzurücken. Der Gazastreifen ist ein Gefangenenlager für mehr als zwei Millionen Menschen. Die Leute verkaufen ihre letzten Wertsachen, den Goldschmuck der Frauen, verschiedene Milizen schie­ßen aufeinander, die

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