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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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wären wir nah dran, aber nicht ganz. Wie lautet die Bedingung?«
    »Wir kaufen das U-Boot. Komplett.«
    »Wir haben uns gegenüber Russland verpflichtet, das Kriegsmaterial nicht weiterzuverkaufen. Tut mir leid, darüber lässt sich nicht verhandeln.«
    »Dann werde ich den Präsidenten nur schwer davon abhalten können, das Problem U-1 Jerusalem ein für alle Mal mit Gewalt zu lösen.«
    »Ich möchte Sie trotzdem bitten, Madame Außenminister«, murmelte Mouna, die nun keine Hoffnung mehr sah, »alles zu tun, was in Ihrer Macht steht, um einen Angriff auf uns zu verhindern. Amerikanische Verluste würden uns in fürchterliche Schwierigkeiten bringen. Palästinensische Verluste würden Sie in fürchterliche Schwierigkeiten bringen. Niemand hat etwas zu gewinnen. Egal, was Sie tun, führen Sie nicht Krieg gegen uns. Ich sage das nicht, weil ich Angst hätte zu sterben.«
    »Nein, ich weiß«, seufzte Condoleezza Rice. Auch sie wusste, dass das Spiel aus war. »Sie sind schließlich die einzige Freiheitskämpferin, die bereits zweimal gestorben ist. Ihr Mann und Ihr Kind wurden auch getötet, nicht wahr?«
    Condoleezza Rice war abrupt ins Private gerutscht, weil sie plötzlich den Ring an Mounas linker Hand gesehen hatte. Ein schwarzes Schmuckstück mit Goldfassung, in der Mitte ein Brillant von ungefähr anderthalb Karat, ringsherum ein Rubin und ein Smaragd. Die palästinensischen Farben. Sie ist inzwischen mit dem Freiheitskampf verheiratet und für den Rest ihres Lebens genauso einsam wie ich, dachte Condoleezza Rice. Allerdings hat sie, so durchtrainiert sie auch sein mag, eine viel niedrigere Lebenserwartung als ich.
    Zurückhaltend erzählte Mouna von ihrem früheren Leben, von den Toten, von dem pazifistischen Arzt, der in einer Zeit der Mann an ihrer Seite gewesen war, als sie Krieg und Nachrichtendienst hinter sich lassen und ein normales Familienleben führen wollte.
    Sie saßen bis in die frühen Morgenstunden zusammen und redeten über Männer und das Leben, über Politik und Macht und Einsamkeit beim ersten Kaffee am Morgen. Sie waren sich so ähnlich.
    Keine von ihnen beabsichtigte, die politischen Verhandlungen noch einmal aufzunehmen, die beide als gescheitert betrachteten. Trotzdem genossen sie es, endlich den einzigen Menschen auf der Welt getroffen zu haben, mit dem sie offen über ihr Innerstes reden konnten.
    Am nächsten Morgen machte Condoleezza Rice um vier Uhr fünfundvierzig keine Morgengymnastik, obwohl ihre Spezialausrüstung vom Regierungsflugzeug zu dem Gutshof transpor­tiert worden war, zu dem Tony Blair seine Freundin zügig und gut gelaunt chauffiert hatte. Am Ende hatte Condoleezza Rice zwei Gin Tonics getrunken. Außer Mouna al-Husseini hatte das noch niemand erlebt, und es würde auch nie wieder vorkommen.
    Als der Wagen vorfuhr, der Mouna nach Heathrow bringen sollte, wurde ihr eine außergewöhnliche Gunst erwiesen. Sie bekam eine Handynummer, die sie jederzeit, »von jedem U-Boot der Welt«, anrufen dürfe. Beide mussten unwillkürlich lachen, und dann umarmten sich die zwei einsamsten Frauen der Welt.
     
    »Achtung! Klar Schiff!«, kommandierte Carl, als die U-1 Jerusalem gemächlich aus dem Hafenbecken von Kapstadt hinausglitt. Die Besatzung war bereits unter Deck verschwunden, nicht ohne vorher die Flaggen einzuziehen, weil sie sogar unter Wasser Geräusche machten. Die Sonargeräte, mit denen sie es nun zu tun bekommen würden, waren die besten, die es gab.
    Weil das Risiko eines Lauschangriffs zu groß war, hatten sie im Hafen keinerlei Stabsbesprechungen durchführen können. Bei ihren kurzen Treffen hatten sie lediglich gezielte Desinformation betrieben und felsenfest behauptet, dass sie vor der südafrikanischen Küste keine Gefahren erwarteten. Das träge Abtauchen der U-1 Jerusalem vor den Augen der applaudierenden Touristen unterstrich den Eindruck, dass an Bord keine Nervosität herrschte.
    Das Gegenteil war der Fall. Die Torpedorohre wurden augenblicklich geladen, diesmal mit Schkwal-Torpedos, sechs Schtschukas zur Torpedoabwehr und zwei konventionellen ferngesteuerten Torpedos, die den Mark 48 der NATO entsprachen.
    Sie fuhren so langsam wie möglich, weniger als zwei Knoten, um allen drei Krabbenaugen einen beträchtlichen Vorsprung zu lassen. In der Zentrale herrschte höchste Bereitschaft.
    Carl hatte die U-Boot-Leitung im kleinen Konferenzraum versammelt. Die Diskussion dauerte nicht lang.
    Sie fuhren mit gut hörbarem Dieselantrieb, um herauszufinden, ob

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