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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Außerdem ist vorstellbar, daß es da noch ein paar Mann in Reserve gibt, die sich folglich noch auf freiem Fuß befinden könnten. Und dieser Zamir muß ja inzwischen erfahren haben, daß die Operation daneben gegangen ist. Wenn wir ihn fassen wollen, müssen wir uns beeilen. In Morgensterns Wohnung haben wir zwei Gästebetten entdeckt, und wenn wir Glück haben, können wir jetzt hinfahren und noch zwei Mann abholen. Ich würde jetzt lieber das tun als einen Bericht zu schreiben.«
    »Kommt nicht in Frage«, brüllte Näslund. »Du läßt deine Waffe hier bei mir, sie muß sowieso zum Erkennungsdienst, da du sie abgefeuert hast.
    Dann setzt du dich hin und schreibst einen ersten Bericht, den wir so schnell wie möglich brauchen. Wir müssen Presse und Regierung informieren. Ich hoffe, du hast jetzt noch die Kraft, den Bericht zu schreiben, aber es ist wirklich notwendig.«
    Carl blickte zu Boden. Was Näslund sagte, gab ihm einen brennenden Widerwillen ein.
    »Ihr setzt doch aber sofort ein paar Fahnder auf die anderen an?« fragte er in erkennbar mißgelauntem oder mißtrauischem Tonfall.
    »Das ist nicht deine Sache. Leg deine Waffe her, geh in dein Zimmer und schreib«, sagte der Briefträger.
    Carl zögerte eine Weile. Dann zog er seinen Revolver aus dem Schulterholster und legte ihn vor Näslund auf den Schreibtisch. Er zögerte noch etwas länger, bevor er die Hand unter dem Jackett auf den Rücken führte und zur Verblüffung der drei Männer seine zweite Waffe hervorzog, die er neben den Revolver legte. Dann stand er auf und ging, ohne noch etwas zu sagen.
    Die drei Männer blieben sitzen und starrten wie verhext auf die beiden Waffen, die vor nur einer Stunde eine ganze israelische Kommando-Gruppe getötet hatten. In dem schwarzen Revolver steckten noch alle sechs leeren Hülsen in der Trommel. Die Kugeln steckten folglich in den Körpern der israelischen Soldaten. Auf dem Kolben des Revolvers und auf dem weißen Handgriff der schweren italienischen Pistole entdeckten sie einen Wappenschild mit Goldkrone, drei roten Rosen und einem silbernen Halbmond.
    »Süßer Jesus«, sagte der Briefträger, der noch vor einer Stunde nicht einmal von Carl Hamiltons Existenz gewußt hatte, geschweige denn von dessen Hintergrund, »wo hast du den denn aufgegabelt?«
    »Der gehört nicht zu mir. Er ist einer der Jungs des Alten. Wir haben ihn nur ausgeliehen. Er sollte hier eine Art Grundausbildung erhalten, oder wie man das nennen soll«, erwiderte Näslund steif, ohne den Blick von den beiden Waffen wenden zu können. An dem weißen Pistolenkolben klebte Blut.
    Anschließend kam es unter den drei Männern zu einem langanhaltenden Streit. Sie hatten sehr gegensätzliche Auffassungen davon, was jetzt zu tun sei und was nicht.
    Carl fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter, ging durch den unterirdischen Gang zum Nebengebäude und nahm den Fahrstuhl zu dem Flur mit seinem Arbeitszimmer. Dort war alles still, nur die schwache Nachtbeleuchtung brannte. Er ging in eine der Toiletten, zog den Pullover aus und begann sich zu waschen. Das Wasser im Waschbecken färbte sich hellrot.
    Anschließend ging er in ihren alten Konferenzraum, um sich Kaffee zu machen, aber der Glasbehälter fehlte. Er legte die Hand auf die Maschine und fühlte, daß sie warm war. Appeltoft befand sich mit den Technikern noch draußen am Tatort. Es mußte also Fristedt sein.
    Fristedt saß mit Kaffee, dem Zuckerpaket und zwei Plastikbechern in Carls Zimmer.
    »Was haben sie gesagt?« fragte Fristedt kurz, ohne aufzustehen oder zu erklären, warum er auf Carl gewartet hatte.
    »Die Botschaft läuft kurz darauf hinaus, daß wir Aharon Zamir laufen lassen und nicht nach weiteren Operateuren suchen sollen, wenn ich das Ganze richtig verstanden habe. Ich hatte mir gedacht, wir hätten wegen dieser beiden Schlafplätze bei Morgenstern noch eine Chance, aber auch das hat Näslund verboten«, erwiderte Carl und riß einen Kaffeebecher an sich.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Fristedt leise.
    »Ich weiß nicht. Es ist, als ob ich gar nichts fühle, das ist vielleicht auch besser so. Ich habe einen von ihnen erschossen, ohne daß er eine Chance hatte. Er stand mit einer gesenkten AK 47 in der Hand vor mir, die er nicht loslassen wollte. Ich habe nicht gewagt, anders zu handeln. Ich wußte schließlich, wer er war.«
    »Elazar persönlich?«
    Carl nickte. Erst jetzt dachte er nach. Elazar hatte vollkommen stillgestanden, hatte keinerlei Miene gemacht, schießen zu wollen,

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