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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Durchschußlöcher auf dem Rücken.
    »Diese Teufel«, flüsterte er, »die verwenden Patronen mit weicher Spitze statt ummantelter Kugeln.«
    Das bedeutete, daß die Durchschußlöcher auf dem Rücken wie Krater aussahen und so groß waren wie geballte Fäuste. Das Mädchen lag in einer Lache, die mindestens eineinhalb Liter ihres Bluts enthielt. Carl riß eine Lederplatte von einem Beistelltisch an sich, drückte sie auf das Durchschußloch auf dem Rücken der jungen Frau und wickelte dann die Stoffstreifen ein paarmal um sie herum, bevor er sie auf eine der Steppdecken legte und zudeckte.
    Appeltoft stand neben ihm. Er fühlte sich hilflos, angeekelt und war einer Ohnmacht nahe.
    Seltsamerweise war das Mädchen immer noch bei Bewußtsein. Sie flüsterte etwas, was Carl nicht hörte. Er legte ihr den Finger auf den Mund und lächelte sie an.
    »Ssch, nicht sprechen. Wenn du ein tüchtiges Mädchen bist, kommst du durch«, sagte er. Er beugte sich über sie und sah ihr aus nächster Nähe ins Gesicht, um ihre Pupillen betrachten zu können und um zu erkennen, wie sehr sie sich geweitet hatten. Noch lag sie nicht im Sterben.
    »Seid … ihr … Schweden …?« flüsterte sie schwach.
    »Ja«, sagte Carl, »wir sind Schweden. Aber es waren Israelis, die auf euch geschossen haben. Es ist jetzt vorbei, nicht mehr sprechen.«
    Er strich ihr behutsam über die Stirn und spürte erst jetzt, wie der Schock, den er in sich haben mußte, ins Bewußtsein aufzusteigen begann.
    Er stand schnell auf. Ihm war schwindlig vor den Augen.
    »Was zum Teufel machen wir jetzt?« fragte Appeltoft mit einer kaum hörbaren Stimme, da sein Mund völlig ausgetrocknet war.
    Carl schloß die Augen und spannte sich einige Augenblicke an, um die Selbstkontrolle zu behalten.
    »Sieh mal nach diesen beiden Israelis da hinten, sieh nach, ob einer von ihnen noch lebt«, sagte er und ging selbst zu dem einen hin, auf den er als letzten geschossen hatte.
    Der Mann saß zusammengesunken am Türpfosten. Er war weiß im Gesicht und hielt sich mit beiden Händen den Bauch. Er war bei Bewußtsein und atmete schnell und stoßweise.
    Carl hockte sich vor ihm hin und sah ihm in die Augen.
    »Schalom, ich soll dich von Mouna grüßen«, sagte er, ohne zu begreifen, warum er das sagen mußte; einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl, als sei er dabei, den Verstand zu verlieren.
    Der Israeli lächelte schwach.
    »Wer zum Teufel bist du?« fragte er mit kaum vernehmbarer Stimme, aber immer noch angestrengtem Lächeln. Er sprach ein stark gebrochenes Englisch.
    »Sayeret Matkal, aber auf schwedisch«, erwiderte Carl, zog seine Pistole und machte vor dem Gesicht des israelischen Kommando-Soldaten die Waffe demonstrativ schußbereit. Dann hielt er ihm die Pistolenmündung kurz an die Stirn, bevor er seine Frage stellte.
    »Wo befindet sich Aharon Zamir, wo befinden sich die anderen?«
    Wieder lächelte der Israeli matt, antwortete aber nicht. Carl wiederholte seine Frage.
    »Sei kein Idiot … sage nichts … schieß doch, wenn du willst«, entgegnete der Israeli mit letzter Kraft.
    Carl sicherte die Pistole, steckte sie wieder ein und zog den Mann auf den Fußboden. Er begann, dessen Taschen zu leeren. Er fand Munition, ein paar tausend Kronen in Hundert-Kronen-Scheinen und einen arabischen Paß.
    Carl nahm den Paß und stand auf.
    Appeltoft hatte sich über die anderen Israelis gebeugt, um zu sehen, ob sie noch lebten oder schon tot waren. Er war sich nicht sicher.
    »Der ganz hinten und der hier scheinen tot zu sein, aber ich weiß nicht, wie es mit dem Mann in der Mitte steht«, sagte er tonlos.
    Carl trat zu dem Mann, den Appeltoft ihm zeigte. Er war an zwei Stellen getroffen worden. Eine Kugel hatte den Unterkiefer durchschlagen, vermutlich der zweite Schuß. Der erste Treffer saß neben der Nasenwurzel und hatte ein Auge gesprengt. Beide Kugeln waren im Nacken wieder ausgetreten. Der Mann atmete, aber nur schwach.
    Der andere neben ihm schien jedoch tot zu sein. Auf ihn hatte Carl als ersten geschossen, und im Augenblick des Schusses hatte der Mann stillgestanden. Die erste Kugel war dicht neben dem rechten Ohr eingedrungen und war nach dem Aufprall möglicherweise abgefälscht worden, denn das Austrittsloch auf der anderen Seite war groß wie ein Tennisball.
    »Ja, er ist tot«, sagte Carl und ging zu Elazar hinüber, der mit ausgestreckten Armen und starrem, an die Decke gerichtetem Blick am anderen Ende des Zimmers lag. Carl sah, daß das Eintrittsloch

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