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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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die Heilkunst bei den Mozzarabern in Spaniern und die Kräuter und Heilpflanzen bei den Ärzten von Paris studiert.«
    »Eine Frau?« sagte er missmutig.
    »Wer wäre besser geeignet, einen Kräutergarten zu hegen, Mylord, als eine Frau?« Hildegarde sprach nun selbst, ihre dunklen Augen blitzten. »Und wer wäre besser geeignet, die Kranken und Verletzten zu versorgen, als eine, die einst an der Schwelle des Todes stand und der das Leben neu geschenkt wurde?«
    Der lebhafte Blick und die Wortgewandtheit der Frau ließen ihm nur einen Einwand übrig: »Ihr hättet mich vorher zu Rate ziehen sollen!«
    Eloise musste sich sehr beherrschen, um darauf nicht zu erwidern, er habe ja auch nicht ihren Rat eingeholt, bevor er Hadric in sein Amt eingesetzt habe, doch sie hielt ihre Zunge im Zaum.
    »Derlei Angelegenheiten zählen sehr wohl zu den üblichen Pflichten einer Burgherrin. Wenn Ihr nicht wünscht, dass sie im Haus wohnt, werde ich sicher einen Platz im Dorf für sie finden.«
    »Könnt Ihr gebrochene Glieder heilen?« fragte er Hildegarde.
    »Ich habe viele Arme und Beine kuriert, Mylord.«
    »Könnt Ihr, falls erforderlich, auch ein zersplittertes Körperteil amputieren?«
    »Bedauerlicherweise habe ich auch das schon tun müssen.«
    Er sah beide prüfend an, dann nickte er und widmete sich wieder seinem Essen. Auf seiner Neuerwerbungsliste für Whitmore hätte ein Knochenflicker ganz unten gestanden, aber falls es mit Claxton zu kriegerischen Auseinandersetzungen käme, würde man jemanden für die Versorgung der Verwundeten brauchen. Er beobachtete, dass Eloise Hildegarde zu einem Platz am anderen Ende der großen Tafel schickte, gegenüber Hadric und Pater Basset, und er fasste seine Gemahlin am Ellenbogen.
    »Sie sitzt über dem Salz?«
    »Sie steht im Rang über den Dienern, Mylord.« Eloise zog ihren Arm aus seinem Griff. »Sie ist gebildet und bekleidet eine Vertrauensstellung. Eure Ritter und der Haushofmeister sitzen ja auch an unserem Tisch. Als eine meiner Frauen hat sie das Recht, mit uns zu essen.«
    »Eine Eurer Frauen?«
    »Wie Ihr wisst, Mylord, habe ich mir jüngst eine Zofe namens Rose zugelegt. Die Herrin eines Ritterguts braucht Hilfe, ebenso wie der Herr.«
    Seine Antwort ertränkte er im Wein.
    Als Eloise sich zu ihrem eigenen Mahl neben Peril niederließ, merkte sie, dass er sie immer wieder von der Seite ansah. Mit jedem Mal wuchs ihre Empörung.
    Nichts hat sich geändert, dachte sie. Doch nein, das stimmte nicht ganz. Etwas in ihr selbst hatte sich verändert. Etwas Wichtiges. Sie dachte an Hildegarde und den ereignisreichen Tag. Sie gehörte hierher, nach Whitmore; daran glaubte sie jetzt.
    Als sie sich im Saal umsah und an die Zustände bei ihrer Ankunft zurückdachte, kam sie darauf, dass dies tatsächlich der Weg war, der ihr vorbestimmt war. Sie sollte unter diesen Menschen leben und beim Aufschwung von Haus und Hof und Land helfen. Sie hatte diesen Mann heiraten sollen. Ihre Wut schmolz dahin und wich einer großen Sehnsucht. Wenn sie und Peril doch nur irgendwie Frieden schließen könnten! Wenn er doch nur lernen würde, sie so zu nehmen und zu achten, wie sie war, und sie sich nicht anders wünschen würde!
    Später, als Peril die Männer zu den Pferden führte, bat sie Hildegarde, sich mit Rose und den Hausmägden um das Herdfeuer zu versammeln, um den Arbeitsplan für den nächsten Tag zu erstellen. Sie notierte sich die einzelnen Aufgaben auf einer Schiefertafel, als sich Hadric mit herablassendem Lächeln ihrem kleinen Kreis näherte.
    »Darf ich kurz mit Euch sprechen, Lady Eloise?« Er machte eine übertriebene Verbeugung.
    War es Einbildung, oder hörte sie Geringschätzung aus seiner Stimme heraus?
    »Ja, Hadric?«
    »Ihr hattet den Wunsch geäußert, einen Teil der Schurwolle für die Weberinnen auf Whitmore einzubehalten. Es bekümmert mich zutiefst, Mylady, Euch mitteilen zu müssen, dass die Ausbeute so gering ausfiel, so wenig Wolle, dass wir keine übrig haben.« Sein mitfühlendes Lächeln war ihr so unangenehm, als ob sie gerade das unerwartete Quietschen eines rostigen Scharniers gehört hätte. »Vielleicht nächstes Jahr.«
    »Vielleicht.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich danke Euch.«
    Als er ging, hatte sie gelinde Schwierigkeiten, sich wieder auf die Schiefertafel zu konzentrieren. Erbärmliche Kreatur! War es seine oder ihre Schuld, dass alles, was er sagte, sie argwöhnisch machte? Sie sah, dass Hildegarde ihn stirnrunzelnd musterte, als er ging.

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