Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
später am Vormittag im Saal auftauchte und aussah, als ob ihn ein Küfer durch den Bodensatz eines Fasses gezogen hätte, war klar, dass er eine genauso schwere Nacht wie sie hinter sich hatte. Nun wusste sie, dass sie richtig gehandelt hatte.
Als sie später den Männern Anweisung erteilte, die Kapelleneinrichtung aus den Kellergewölben zu holen, kam Maria Clematis ganz aufgeregt herbeigelaufen.
»Wie ich höre, hast du eine Botschaft ans Kloster geschickt!« sagte sie eifrig und ergriff Eloises Hände. »Hat er denn die Prüfung bestanden? Bekommt er eine Braut?«
Eloise zwang sich zu einem milden Lächeln. »Ich habe den Earl lediglich veranlasst, sogleich eine Botschaft und eine Eskorte ins Kloster zu schicken.«
»Wahrhaftig?« juchzte Maria Clematis und warf die Arme um Eloise. »Ach, wie schön! Dann bekommt er eine Braut … und die Bewohner von Whitmore eine würdige Burgherrin … Sie haben wieder eine Zukunft … und wir kehren heim. Das hätte sich alles nicht besser fügen können.« Sie holte Luft und drehte sich zu den Arbeitern um, um zu sehen, was da hinaufgetragen wurde. »Das sieht ja aus wie ein Altar!«
»Das ist auch einer«, sagte Eloise, dankbar, dass die unsichtbare Hand, die ihre Brust zusammendrückte, sich endlich genügend gelockert hatte, um sie wieder atmen zu lassen. »Die Kapelle, von der ich dir erzählt habe … wir haben alles Mögliche dafür gefunden. Komm, sieh dir das mal an.«
Maria Clematis stieg sofort in das neue Thema der vernachlässigten Kapelle ein.
»Bitte, Elly. Ich habe nichts getan, seit ich hier bin. Ich habe nur im Bett gelegen und bin dir zur Last gefallen. Dabei wollte ich dich doch unterstützen. Lass mich helfen, die Kapelle zu reinigen und neu einzurichten. Oh!« Sie hatte einen Geistesblitz. »Wenn wir uns sputen, kann der Earl sogar sein Ehegelöbnis dort ablegen!«
Eloise biss die Zähne zusammen und eilte einem Knecht zu Hilfe, der sich mit einem Teil des schweren Altargitters abmühte. Maria Clematis folgte eifrig, ging neben ihr her und inspizierte das frisch polierte Walnussholz.
»Das ist wunderschön, El … Schwester Eloise – sicher wird es Alaina gefallen.«
Das schwere Gitter entglitt Eloises Händen und landete auf den Zehen ihrer besten Freundin.
Eloise war an jenem Abend zu sehr mit den Anweisungen für den Hausputz und das Tünchen des Vorratsraums beschäftigt, um am gemeinsamen Mahl im Rittersaal teilzunehmen. Und in den nächsten Tagen bat sie Roxanne und Johanna, ihr das Essen in das Haus zu bringen, das sich an die Mauer des Turms schmiegte und dessen Reinigung sie ebenfalls überwachte. Sie setzte sich mit der Weberin Edythe zusammen, grübelte über den Zusammenbau eines französischen Webstuhls nach, den man im Keller entdeckt hatte. Und sie pflegte Maria Clematis, die sich beim Aufprall des Altargitters offen bar einen Zeh gebrochen hatte.
Auch Peril mied des Abends den Großen Saal, zumal viele seiner Mannen abwesend waren. An jenem ersten Abend ließ er sich spät Brot und Käse auf seine Kammer bringen, und am zweiten Abend ging er ins Dorf, um mit dem Schmied zu reden, und bekam dort eine Mahlzeit vorgesetzt, die die beiden kürzlich aus seiner eigenen Küche verbannten Köche zubereitet hatten. Dass der Burgherr nun in ihrer provisorischen Schenke einkehrte, hatte den unerwarteten Nebeneffekt, dass er deren gekränkten Stolz besänftigte und damit eine Quelle der Unzufriedenheit im Dorf versiegte. Da Peril sich davon überzeugen konnte, dass Tweet ein Händchen fürs Bierbrauen hatte, schlug er ihr und Hessie spontan vor, als Brauerinnen zu ihm zurückzukehren. Erfreut nahmen sie an und schlugen zur Feier des Tages ein Fass ihres besten Biers an.
Wenn es nur so einfach wäre, sich auch mit Schwester Eloise wieder auszusöhnen!
Einige Tage später ritt Peril auf den Burghof und hielt vor der Treppe zur Großen Halle. Rote und goldenen Streifen zogen sich über den Abendhimmel, die Luft war lau, und die Steine des Turms strahlten die tagsüber gespeicherte Sonnenwärme ab. Als er wenig später den Saal betrat, war er nicht recht auf die Geschäftigkeit vorbereitet, die ihn dort erwartete. Mägde bestickten Leinen und reinigten Kerzenhalter, Knechte arrangierten Möbel und hängten ein kürzlich wieder gefundenes Banner auf. Und mittendrin stand Schwester Eloise, die wie gehabt alles beaufsichtigte.
Der Geruch von Bienenwachs, frischen Binsen und getrocknetem Klee ließ ihn lange den Saal betrachten, den er in
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