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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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den letzten beiden Tagen kaum betreten hatte. Die Veränderungen überraschten ihn. Der Ruß war mit Sand von den Wänden gescheuert, der Steinfußboden gründlich geschrubbt, der Tisch und die Stühle aus dem Keller waren frisch poliert, und die farbenprächtigen Wandbehänge und Banner hingen von den Balken zu beiden Seiten des Kamins. Es war einfach wunderschön.
    Wieder blieb sein Blick an Eloise hängen.
    Was zum Teufel machte sie da bloß? Wieso beaufsichtigte sie nach dem, was vorgefallen war, immer noch alles und richtete seinen Saal und ganz Whitmore wieder her?
    Er straffte die Schultern und ging auf sie zu, entschlossen, etwas zu sagen, das seine Dankbarkeit und vielleicht auch sein Bedauern ausdrückte. Doch just in diesem Augenblick kam Roxanne mit einem schmucken Burschen aus der Küche, der einen schweren Sack trug.
    »Verzeiht, Schwester«, sagte Roxanne mit einem unbeholfenen Knicks, »aber ich hielt es für das Beste, wenn Ihr das hier sofort seht.«
    Der junge Adam verbeugte sich linkisch, und als die Köchin ihn weiter ermunterte, setzte er den Sack ab und zog eine neue geschnitzte Schale, einen Becher und einen Löffel heraus … dann noch weitere Löffel. Sie waren meisterhaft aus feinstem Hartholz gedrechselt, mit Mustern, die dem Familienwappen derer von Whitmore nachempfunden waren.
    »Wer hat die gemacht?« fragte sie den Burschen.
    »Mein Meister hieß mich Löffel schnitzen, und da dachte ich mir … nun, ich war im Saal und habe den Wandschirm von der Lady gesehen …«
    »Ihr habt sie also selbst gedrechselt? Die sind ja wunderschön! Habt Ihr noch mehr davon?«
    In kurzer Abfolge erörterten sie Pläne für die Anfertigung mehrerer Möbelstücke für den Saal – darunter auch eine Truhe, um die Tischwäsche zu verstauen, die eben jetzt in unmittelbarer Nähe angefertigt wurde.
    »Ihr habt eine wunderbare Gabe, Adam«, sagte sie und legte dem jungen Mann eine Hand auf den Arm. »Widmet Euch mit Sorgfalt Eurem Handwerk, dann werdet Ihr Eurer Familie Wohlstand und Eurem Lord Ehre einbringen.«
    Der Drechsler errötete und zupfte verlegen an seiner Stirnlocke. Unter ständigen Verbeugungen zog er sich zur Küchentreppe zurück – die er dann übermütig hinuntersprang.
    Erst jetzt hatte Eloise sich genügend gesammelt, um Lord Whitmore gegenüberzutreten. Doch schon seine ersten Worte brachten sie beinahe wieder um ihre mühsam errungene Selbstbeherrschung.
    »Auch Ihr besitzt eine Gabe, Schwester Eloise.« In seinen Augen brannte die Leidenschaft, von der sie nichts wissen wollte. »Euch gelingt es, das Gute in anderen hervorzubringen … zumindest in den meisten anderen. Ich selbst zeige mich Euch anscheinend immer nur von meiner schlechtesten Seite.«
    »Aber ich bitte Euch, Mylord …« Sie verkrampfte sich und blickte beschämt zu Boden.
    »Nein, hört mich bis zu Ende an, Schwester. Ihr wart eine viel barmherzigere Richterin, als ich verdient habe. Ihr sollt wissen … dass ich mich bemühen werde, derjenigen, welche Eure Äbtissin für mich auswählt, ein guter und würdiger Gemahl zu sein.«
    »G … g … gewiss wird die Äbtissin eine kluge Wahl treffen«, sagte Eloise mit gequältem Lächeln.
    »Wie das erste Mal«, sagte er, trat einen Schritt zurück und wünschte, er wüsste wohin mit seinen Händen, die sich nur danach sehnten, Eloise zu berühren. »Ich wünschte, Schwester, ich wäre nur halb so gut als Grundherr wie Ihr als Nonne.«
    Ein Riss zeigte sich in ihrer Fassade, und insgeheim frohlockte er, weil seine Worte einen wunden Punkt bei ihr berührt hatten.
    »Wir alle müssen Gott auf dem Weg dienen, auf den er uns stellt, Mylord. Selbst wenn der Pfad nicht der ist, den wir selbst wählen würden.« Als sie sich abwandte, um sich wieder dem abendfüllenden Säumen der Tischwäsche zu widmen, hätte er schwören können, dass ihre Augen feucht waren.
    Er grübelte eine Weile über das Gesagte nach und gelangte zu dem Schluss, dass Gott, falls er denn existieren sollte, wohl ein unergründlich verqueres Wesen sein müsste … Menschen auf Pfade zu stellen, die ihnen gegen die tiefste Natur gingen, gegen die Sehnsucht ihres Herzens.
    Ein Opfer darbringen, nannten sie das wohl. Gemäß der Kirchenlehre errettete und adelte so etwas die Menschheit.
    Voller Verdruss begab er sich in den Pferdestall – einen Hort der Vernunft – und in die Gesellschaft seiner stummen und unverständigen Mitgeschöpfe.
     
    Sir Michael, Pater Basset und die anderen überbrachten Eloises

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