Corellia 02 - Angriff auf Selonia
verbrachten sie in unterirdischen Stollen, und ihr Gesellschaftssystem war ungewöhnlich, um es vorsichtig auszudrücken.
Aber so interessant der Umstand auch war, daß die selomanische Gesellschaft von unfruchtbaren Weibchen be herrscht wurde – Han hatte im Moment andere Sorgen. Und zwar die sehr, sehr scharfen Zähne dieses speziellen un fruchtbaren Weibchens.
Die große, geschmeidige, anmutige Kreatur betrat mit einer solchen Gelassenheit und Selbstsicherheit den Raum, als wäre sie die Herrin und nicht eine Gefangene. Zwei weitere Wachen folgten ihr in den Saal, aber sie schenkte ihnen ebensowenig Beachtung wie dem ersten Duo.
Han bemerkte noch etwas anderes – die Hände der Selonianerin waren nicht gefesselt. Das konnte nur bedeuten, daß die Selonianerin ihr Ehrenwort gegeben hatte, allen Be fehlen zu gehorchen und keinen Fluchtversuch zu machen. Aber wenn sie ihr Ehrenwort gegeben hatte, dann waren die Wachen nicht nur überflüssig, sondern auch eine tödliche Beleidigung. Es war definitiv nicht ratsam, die Ehre einer Se lonianerin anzuzweifeln. Überheblichkeit oder Unkenntnis konnten einen derartigen Lapsus vielleicht erklären, aber niemals entschuldigen.
»Runter mit dir«, knurrte einer der Wachen und wies auf die untere Ebene des Saales, wo Han wartete. Han hatte man mit gefesselten Händen von der Ringplattform gestoßen. Die Selonianerin durfte die kurze Treppe in der linken hinteren Ecke des Raumes benutzen. Anmutig stieg sie die Stufen hinunter und blieb in der Mitte des Saales stehen. Sie drehte sich zu Han um und sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an.
»Sag Hallo zu Dracmus«, forderte Thrackan Han auf. »Ein eindrucksvolles Exemplar, nicht wahr? Wir haben sie bei einem Sabotageversuch in Coronet aufgegriffen.«
Han sagte nichts. Thrackan zu reizen war eine Sache. Er wußte, wie weit er bei ihm gehen konnte und wie die mögli chen Folgen aussahen. Bei einer Selonianerin lag die Sache anders. Vor allem unter den gegebenen Umständen.
Thrackan lachte. »Wie ich sehe, willst du kein Risiko eingehen. Dracmus, sag Hallo zum Piraten und Verräter der Familie, meinem geliebten Vetter Han Solo.«
»Bellorna-fa eeto mandaba-sa, despecto Han Solo!« sagte Drac mus. »Pada ectal ferbraz bellorna-cra.« Ihre Stimme troff vor Verachtung, aber ihre Worte paßten nicht zu ihrem Tonfall. »Sprichst du meine Sprache, ehrenwerter Han Solo? Diese Narren verstehen sie nicht.«
Han überlegte fieberhaft. Er wußte nicht, was Dracmus vorhatte. Er wußte nur, daß sie der Feind seiner Feinde war – zumindest sah es so aus. Sie konnte natürlich auch Thrackans Handlangerin sein, Teil eines hinterlistigen Pla nes. War dies vielleicht eine Falle? Aber welchen Sinn hatte eine Falle, wenn er bereits ein Gefangener war? Und was war, wenn sich Dracmus irrte und einer der Ligisten doch Se lonianisch sprach?
Aber das Universum hatte Han noch nie viele klare Ant worten gegeben, und es wahr höchst unwahrscheinlich, daß es ausgerechnet jetzt damit anfangen würde. »Belorna-sa mandaba-fa kurso-kurso«, fauchte Han und bemühte sich, sei nen Tonfall ebenso beleidigend klingen zu lassen wie zuvor Dracmus. »Ich verstehe dich gut.« Han wich in die Ecke zu rück und riskierte einen Blick zu Thrackan. Sein Vetter grin ste von einem Ohr zum anderen. Offenbar hatte er keinen Zweifel daran, daß die beiden Gefangenen Beleidigungen austauschten.
»Kurso! Sa kogna fos zul embaga. Persa chana-sa prognas eis abtafor dejed kurso«, knurrte Dracmus und schnappte mit den Fängen nach ihm. »Gut! Ich glaube, sie wollen uns zwingen ge geneinander zu kämpfen. Erlaube mir schnell zu gewinnen, und ich werde dich so wenig wie möglich verletzen.«
Das hatte Han befürchtet. Es paßte zu Thrackan, zwei Ge fangene zum Kämpfen zu zwingen; und daß dieser Kampf so ungleich war, bereitete ihm nur noch mehr Vergnügen.
»Wie ich sehe, habt ihr beide euch schon gegenseitig ins Herz geschlossen«, sagte Thrackan. »Ich denke, unsere selo nianische Freundin ist voller Haß auf ihre Gastgeber. Aller dings kann sie ihre aufgestauten Gefühle nicht an uns auslassen, denn sie hat ihr Ehrenwort gegeben und darf ihren Schwur nicht brechen. Ich muß gestehen, daß es überaus an genehm ist, einen Gegner mit derart starken Prinzipien zu haben. Ich denke, ich werde ihr ehrenvolles Verhalten beloh nen und ihr gestatten, ihre Wut an dir auszulassen.«
Han zerrte an seinen Handschellen, aber sie hielten. »Ein verdammt fairer Kampf, Thrackan«,
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