Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
es Martin bedeutete, dass ich ihn bei seinen Aktionen unterstützte, als er mir am Morgen nach dem Bombenanschlag auf unser Haus beim Frühstück sagte: ,Coretta, du bist ein echter Soldat gewesen. Du warst die Einzige, die an meiner Seite stand.‘ Da wurde mir bewusst, dass ich Martin durch mein Verhalten Rückendeckung gegeben hatte, genau in dem Moment, wo er es am nötigsten gebraucht hatte.“
Trotz ihrer Entscheidung machte sich Coretta eine Weile lang große Sorgen. Auch Martin war zeitweilig frustriert. Der Gedanke, dass jemand ihn, seine Frau und sein Kind vernichten könnte, stellte ihn hart auf die Probe. Böse Ahnungen plagten ihn, als er sich zwei Wochen später auf eine auswärtige Rede vorbereitete, die er vor dem Bombenanschlag zugesagt hatte.
Sie vereinbarten, dass Coretta einige Tage bei ihren Eltern in Marion/Alabama verbringen und von dort aus zu Martins Familie nach Atlanta fahren würde. Martin wollte sie dann in Atlanta treffen und zusammen mit ihr und Yoki nach Montgomery zurückkehren. In dieser Woche, die sie bei ihren Eltern und Schwiegereltern verbrachte, war Coretta von Menschen umgeben, die alle große Angst hatten. Das bedrückte sie sehr. Die Ängstlichkeit ergriff auch von ihr Besitz.
Später erzählte sie, wie sie mit der erdrückenden Besorgnis zurechtkam, die sich in ihr breit machen wollte: „Ich konnte so nicht weiterleben. Ich wehrte mich gegen den Gedanken, mich damit zu arrangieren.“
Sie beschloss: „Ich weiß, dass wir im Recht sind, und es ist unsere Aufgabe, für das einzutreten, was wir glauben.“ Sie verbrachte sehr viel Zeit im Gebet. Schließlich kam sie an den Punkt, an dem sie sagen konnte: „Herr, hilf mir, deinen Willen zu tun und nicht meinen.“
Am 21. Februar, als der Busboykott schon drei Monate lang im Gange war, kam ein Schwurgericht zusammen und erklärte den Boykott für rechtswidrig. 100 Teilnehmer und Anführer des Boykotts wurden verhaftet. Martin hielt in Nashville/Tennessee eine Rede, als er erfuhr, dass ein Haftbefehl auf ihn ausgestellt war. Er eilte nach Atlanta, um Coretta und Yoki abzuholen. Er wollte sofort nach Montgomery fahren, um bei seinen Freunden zu sein.
Martin traf in Atlanta ein. Jetzt war für Coretta der Zeitpunkt gekommen, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. Martins Familie versammelte sich in der Küche. Martins Mutter war sehr aufgebracht und Martins Vater wollte seinem Sohn sagen, was er zu tun hatte. Es entbrannte eine hitzige Auseinandersetzung über die Frage, ob Martin nach Montgomery zurückkehren sollte. Weil sie dachte, dass dieser Lärm Yoki Angst einjagen würde, verließ Coretta die Küche und brachte ihre Tochter in einen anderen Teil des Hauses.
Martin, der Corettas Flucht falsch interpretiert hatte, warf ihr vor, sie hätte ihn im Stich gelassen. Coretta erklärte ihm ihre Sorge um das Kind. Dann sagte sie: „Ich habe dich nicht im Stich gelassen. Und ich will dir sagen, dass für jeden Mann eine Zeit kommt, in der er seine Entscheidungen selbst treffen muss, und niemand kann ihm das abnehmen. Es kann sein, dass er ganz allein dasteht. Aber du sollst wissen, dass ich an deiner Seite sein werde, egal wie du dich entscheidest.“
Coretta und Martin kehrten nach Montgomery zurück. Martin stellte sich freiwillig.
Am 19. März fand der Prozess statt. Er dauerte vier Tage. Martin wurde für schuldig befunden, gegen das staatliche Anti-Boykott-Gesetz verstoßen zu haben. Er wurde zu einer Geldstrafe von 500 Dollar oder 386 Tagen Zwangsarbeit im Bezirksgefängnis verurteilt. Martin legte Berufung ein, und zusammen mit anderen Verurteilten wurde er gegen Kaution entlassen. Coretta und Martin verließen lächelnd den Gerichtssaal. Eine große Menschenmenge jubelte ihnen zu.
Zwei Monate später, am 11. Mai, kam es zur Revisionsanhörung beim Bundesdistriktgericht. Drei Richter hörten sich den Fall an. Sie brauchten drei Wochen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Diese Entscheidung lautete, dass die Segregationsgesetze für den Busverkehr in Montgomery gegen die Verfassung verstießen.
Die Anwälte der Stadt Montgomery trugen den Fall vor das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten. Erneut war Montgomery der Verlierer. Am 13. November 1956 erklärte der Oberste Gerichtshof Alabamas Segregationsgesetze in Bussen für verfassungswidrig.
Nach 382 Tagen Fußmarsch für die Freiheit hatten sich 50.000 Menschen in Montgomery gegen die Ungerechtigkeit durchgesetzt.
Über ihre Erfahrungen in Montgomery
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