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0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

0340 - In der Häuserschlucht des Grauens

Titel: 0340 - In der Häuserschlucht des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In der Häuserschlucht des Grauens
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Vier Minuten vor seinem Tode trat Raoul Boulanger an den Spiegel seines Hotelzimmers, zog den Knoten der Krawatte zurecht, überzeugte sich davon, daß sein Haar tadellos gekämmt war, und fuhr sich dann mit dem Daumennagel über den kleinen blonden Schnurrbart.
    Draußen leuchteten die Neonreklamen New Yorks farbenprächtig auf. Boulanger war mit dem Verlauf seiner Reise nach New York sehr zufrieden. Und jetzt konnte er das Geschäftliche vergessen und durch New York bummeln. Dabei konnte er sogar ein nettes Sümmchen auf den Kopf hauen, denn seine Brieftasche platzte aus allen Nähten.
    Mit einem zufriedenen Ausdruck auf seinem jungen Gesicht wandte er sich vom Spiegel ab, ging zur Tür und griff nach deip Lichtschalter.
    Er hatte die Tür erst halb geöffnet, als sein Blick das große, weinrote Efeublatt erfaßte, das genau vor seiner Tür auf dem Gang lag.
    Plötzlich wurde Raoul Boulanger bleich. Er warf einen angstvollen Blick hinaus in den leeren Hotelkorridor, machte einen Schritt nach vorn und hob das Efeublatt vorsichtig auf.
    Er trat in sein Zimmer zurück. Mit fahrigen Fingern griff er zum Schlüssel, der in der ’Für steckte, und drehte ihn hastig um. Seine Augen wandten sich wieder dem weinroten Blatt in seiner Hand zu.
    Er schüttelte wortlos den Kopf, als wolle er sich von einer fixen Idee lösen. Dann griff er nach den Zigaretten und zog gierig den Rauch in seine Lungen.
    Eine Minute lang hing er seinen Gedanken nach. Dann schleuderte er das Efeublatt mit plötzlicher Entschlossenheit fort. Es gaukelte wie ein Schmetterling durch den Raum und blieb auf der Bettdecke des Hotelzimmers liegen, während Raoul Boulanger schon den Hörer des, Telefons von der Gabel riß.
    »Verbinden Sie mich mit der New Yorker Dienststelle des FBI, Miß«, sagte er mit seinem französischen Akzent. »Es ist dringend.«
    Dann zog er nervös an der Zigarette und blickte sich in dem Zimmer um, während er auf die Verbindung wartete. Endlich antwortete ihm eine männliche Stimme.
    »Hallo, FBI?« erkundigte sich Boulanger rasch. »Mein Name ist Raoul Boulanger, und ich möchte dringend mit einem Ihrer Leute sprechen.«
    »Gewiß, Sir«, antwortete eine unpersönliche Stimme. »Worum bandelt es sich denn?«
    »Das werde ich dem Beamten erklären, wenn ich mit ihm spreche«, sprudelte Boulanger weiter. »Aber beeilen Sie sich bitte. Mein Leben steht auf dem Spiel.«
    »Gewiß, Sir«, sagte die Stimme wieder. »Geben Sie mir nochmals Ihren Namen und Ihre Adresse.«
    Raoul verbrannte sich die Finger an der Zigarette, ließ den Glimmstengel in den Aschenbecher fallen, und dann nannte er rasch seinen Namen.
    Weiter kam er allerdings nicht, denn zu den Neonlichtern, die von draußen hereinfielen, gesellte sich ein weiteres Licht. Es war allerdings greller als die anderen. Grell und orangefarben, und es zerriß das Fenster mit einem berstenden Knall. Aber den hörte Raoul Boulanger schon nicht mehr, denn er versuchte, den furchtbaren Schmerz zu begreifen, der plötzlich in seinem Rücken brannte. Der Telefonhörer entfiel seiner Hand, schwang wie ein unruhiges Pendel am Draht, während Raoul Boulanger nach vorn fiel und mit dem Gesicht auf die Bettdecke stürzte.
    »Hallo, Sir?« quäkte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Hallo, Sir?«
    Aber Raoul Boulanger antwortete nicht. Er konnte nicht mehr antworten, denn eine schwere Revolverkugel hatte ihn getroffen.
    ***
    Ich blickte von dem Bericht auf, mit dem ich mich befaßt hatte, und sah Phils verdutztes Gesicht.
    »Entweder will mich hier einer zum Narren halten, oder es ist wirklich etwas ganz Übles passiert«, knurrte mein Freund.
    Phil drückte die Taste mehrere Male herunter, um die Zentrale zu rufen.
    »Forsch’ doch mal nach, ob dieser Anruf für mich soeben unterbrochen wurde und mit wem ich verbunden war«, bat er und legte den Hörer auf.
    Ich reichte ihm die Zigaretten.
    »Muß eine tolle Sache sein, wenn du dich aus der Ruhe bringen läßt«, zog ich ihn auf.
    Phil ließ sich nicht beirren. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe das nicht«, gab er zu. »Der Bursche nannte sich Boulanger und sprach mit einem, französischen Akzent. Er wollte mit einem FBI-Beamten sprechen, mir aber nicht verraten, worum es sich handelte. Dann gab es noch ein paar sonderbare Geräusche, und er meldete sich nicht mehr.«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Dafür gibt es alle möglichen Antworten«, knurrte ich. »Am besten ist es, du gehst hin und siehst nach, ob alles in Ordnung ist.

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