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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Frühling
Prolog – Eine Erinnerung an Flügel

    Unter den Seeschlangen wogten die Beete aus Seegras sacht in der Strömung der Gezeiten. Das Wasser hier war warm, so warm wie damals im Süden, bevor sie emigriert waren. Trotz Maulkins Erklärung, dass sie der Versorgerin mit dem silbrigen Rumpf nicht länger folgen würden, hing ihr lockender Duft dennoch weiter im Salzwasser. Und sie war auch nicht weit entfernt. Sie folgten ihr immer noch, wenn auch in einigem Abstand. Shreeva überlegte, ob sie ihn deswegen zur Rede stellen sollte, entschied sich aber dagegen. Besorgt betrachtete sie ihren Anführer. Die Verwundungen, die Maulkin bei seinem kurzen Kampf mit der weißen Seeschlange davongetragen hatte, heilten nur langsam. Die Wunden beeinträchtigten das Muster seiner Schuppen. Die goldenen, falschen Augen, die über seinen ganzen Körper liefen und ihn als Propheten auswiesen, waren verblasst und schimmerten nur trüb.
    Genauso fühlte sich Shreeva, blass und trüb.
    Sie waren auf ihrer Suche nach Der, die sich erinnert, weit gekommen. Maulkin war am Anfang ihrer Odyssee so zuversichtlich gewesen. Jetzt jedoch wirkte er ebenso verwirrt wie Shreeva und Sessurea. Die drei waren die Letzten, die von dem großen Knäuel Seeschlangen geblieben waren, das diese Wanderung einmal begonnen hatte. Die anderen aus ihrem Knäuel hatten das Vertrauen in ihr Unterfangen verloren und sich von Maulkin abgewendet. Als sie sie das letzte Mal gesehen hatten, waren sie einem großen, dunklen Versorger gefolgt und hatten sich ohne Sinn und Verstand an dem widerstandslosen Fleisch satt gefressen, das er ihnen lieferte. Doch das war schon vor vielen Gezeiten gewesen.
    »Manchmal«, vertraute Maulkin Shreeva an, als sie ruhten, »manchmal verliere ich meinen festen Punkt in der Zeit. Mir scheint es dann so, als wären wir hier schon einmal entlanggekommen, als hätten wir diese Dinge schon einmal getan, vielleicht sogar diese Worte schon einmal gesprochen. Manchmal ist meine Überzeugung so stark, dass ich glaube, das Heute wäre einfach nur eine Erinnerung oder ein Traum. Dann glaube ich, dass wir eigentlich nichts tun müssen, weil alles, was uns widerfahren ist, erneut geschehen wird. Oder vielleicht sogar längst passiert ist.« Seine Stimme klang schwach und war ohne rechte Überzeugung.
    Sie glitt neben ihn. Sie schwammen nebeneinander, wobei sie ihre Körper wellenförmig bewegten, und wedelten dabei nur so viel mit ihren Flossen, wie nötig war, um ihre Position zu halten. Unter ihnen schüttelte Sessurea plötzlich seine Mähne und stieß eine schwache Giftwolke aus, um sie zu warnen. »Seht! Nahrung!«, bellte er.
    Eine Schule von Fischen kam silbrig schimmernd wie ein Segel auf sie zugeschwommen. Hinter den Fischen folgte ein anderes Knäuel von Seeschlangen. Sie hingen wie Schatten über der Schule der Fische und fraßen von ihrem Rand. Es waren drei rote, eine grüne und zwei blaue. Das Knäuel der Jäger war zwar nicht groß, aber sie wirkten lebhaft und gesund. Ihre glänzenden Häute und ihre prallen Körper bildeten einen auffälligen Kontrast zu den matten Schuppen und eingesunkenen Flanken von Maulkins Knäuel.
    »Kommt«, forderte Maulkin sie auf und führte sie zu den anderen, um gemeinsam mit ihnen zu fressen. Shreeva gab ein erleichtertes Trompeten von sich. Endlich konnten sie wieder ihre Bäuche füllen. Vielleicht gesellten sich die anderen ja sogar Maulkins Knäuel zu, sobald sie merkten, dass er ein Prophet war.
    Ihre Beute waren keine einzelnen Fische, sondern eine ganze Schule, die silbrig glitzerte und das Auge verwirrte. Sie bewegten sich wie eine einzige Kreatur, und doch war es ein Geschöpf, das sich plötzlich aufteilen und um einen ungeschickten Jäger herumfließen konnte. Die Schlangen aus Maulkins Knäuel waren jedoch alles andere als ungeschickte Jäger, und alle drei folgten elegant den Fischen. Das andere Knäuel trompetete ihnen Warnungen zu, aber Shreeva konnte keine Gefahr entdecken. Mit einem kurzen Schlag ihres Schwanzes glitt sie in die Schule und packte mit ihrem aufgerissenen Maul mindestens drei Fische. Sie weitete ihren Hals, um sie zu schlucken.
    Zwei rote Seeschlangen wandten sich plötzlich zur Seite und griffen Maulkin an. Sie schlugen mit ihren Schnauzen nach ihm, als wäre er ein Hai oder ein anderer gemeinsamer Feind. Die Blauen stürzten sich mit weit aufgerissenen Mäulern auf Shreeva. Mit einer kurzen Drehung wich sie ihnen aus und schoss in die andere Richtung davon. Sie

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