Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Campaign erinnern, bei der solche Wagen verwendet wurden, um Menschen nach Washington, D.C., zu bringen.
Während des Gottesdienstes saß Coretta schweigend da. Mit ihrem Leben tat sie das Gleiche, was ihr Mann durch seinen Tod und durch die Arbeit der Bürgerrechtsbewegung getan hatte – sie redete Amerika ins Gewissen. Wann würde es endlich Gerechtigkeit geben? Wie viele Männer, Frauen und Kinder mussten noch sterben?
An diesem Tag kamen viele wichtige Menschen in das Haus der Kings, aber die bewegendste Gestalt von allen war Mrs John F. Kennedy. Sie wurde von einer Freundin, Rachel Mellow, begleitet, als sie das Haus betrat. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um sich ins Gästebuch einzutragen, und ging dann durch den Flur zu Corettas Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin unterhielt sie sich kurz mit den Kindern der Kings. Mrs Kennedy konnte Corettas Schmerz vermutlich besser verstehen als alle anderen.
Die frühere Mitherausgeberin des Chicago Defender , Betty Washington, beschrieb die Begegnung dieser beiden Witwen, die eine schwarz, die andere weiß, die eine, deren Trauer noch ganz frisch war, und die andere, deren Verlust fünf Jahre zurücklag und die noch immer die Spuren davon trug: „Mrs Kennedy breitete die Arme aus und drückte die zitternde schwarze Frau an ihre Brust. Dann standen sie sich wieder gegenüber.“ Mrs King und Mrs Kennedy waren beide in schwarze Seide gekleidet. Diese beiden Frauen haben für die Afroamerikaner eine besondere Bedeutung. Als der Präsident starb, hatten die Afroamerikaner das Gefühl, einen Freund verloren zu haben. Mit ihrem Mut und ihrer aufrechten Haltung gab Mrs Kennedy ihnen Kraft. In dieser Krise tat Coretta nun das Gleiche. Mut und Gottvertrauen hatten Coretta schon immer begleitet, aber nie hatte sie beides so nötig gehabt wie in diesen Tagen.
Wenn Coretta nach dem Bombenanschlag auf ihr Haus Angst bekommen und sich von der Bürgerrechtsbewegung distanziert hätte, hätte dies zur Folge haben können, dass Dr. King sich aus dem Kampf zurückzog. Sie eilte in Harlem an seine Seite, als er von einer psychisch kranken Frau angegriffen worden war. Sie führte damals seine Arbeit fort, während er sich erholte. Im Laufe dieses Kampfes hätte sie jederzeit weiblichen Druck auf ihren Mann ausüben können, damit er sich weniger engagierte. Mit seinem Doktortitel hätte er schließlich eine führende Position an einer ungefährlichen Universität oder in einer großen Kirche haben können. Dann wäre er jetzt höchstwahrscheinlich noch am Leben.
An Corettas Geburtstag, dem 27. April 1968, hätte Martin bei einer Anti-Kriegs-Kundgebung im Central Park in New York eine Rede halten sollen. Ob sie es für sich tat oder für die Menschen oder ob sie sicherstellen wollte, dass die Arbeit ihres Mannes weiterging – auf jeden Fall nahm Coretta diesen Termin wahr.
Sie begann ihre Rede mit: „Ich komme heute nach New York mit der starken Gewissheit, dass mein geliebter Mann, der vor knapp drei Wochen so plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde, es gewollt hätte, dass ich heute hier bin. Mein persönlicher Verlust ist durch nichts wiedergutzumachen, und mein Herz ist von Trauer erfüllt, aber mein Glaube an den Erlösungswillen Gottes ist heute stärker als jemals zuvor.“
Sie erzählte von den vielen Zetteln, die ihr Mann immer mit sich herumtrug und auf denen er sich Notizen für seine Reden machte. Unter diesen Notizen hatte sie seine „Zehn Gebote über Vietnam“ gefunden. Sie dachte, er habe sie vielleicht als Teil seiner Rede auf dieser Kundgebung gebrauchen wollen, und las sie vor:
1. „Du sollst nicht an den militärischen Sieg glauben.
2. Du sollst nicht an den politischen Sieg glauben.
3. Du sollst nicht glauben, dass uns die Vietnamesen lieben.
4. Du sollst nicht glauben, dass die Regierung in Saigon vom Volk unterstützt wird.
5. Du sollst nicht glauben, dass die Mehrheit der Südvietnamesen den Viet Kong als terroristische Gruppe ansieht.
6. Du sollst den Zahlen über getötete Feinde oder getötete Amerikaner nicht glauben.
7. Du sollst nicht glauben, dass die Generäle am besten wissen, was zu tun ist.
8. Du sollst nicht glauben, dass der Sieg des Feindes den Kommunismus bedeutet.
9. Du sollst nicht glauben, dass die Welt hinter den Vereinigten Staaten steht.
10. Du sollst nicht töten.“
Coretta erinnerte daran, dass Martin seine wichtigste Rede über den Vietnamkrieg am 4. April 1967 gehalten hatte und dass
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