Corina 01 - Dämonisch verführt
bisschen angekratzt -, aber im Moment war mir der Grund schnuppe. Ich wischte mir Tränen aus den Augen und versuchte, mich aufzusetzen.
Mircea, auch bekannt als lieber Papi beziehungsweise Daddy, wenn er die Beziehung zugab, saß mit verschränkten Armen auf dem Sofa und wartete darauf, dass ich mich wieder einkriegte. Der französische Vamp hatte sich einen Drink eingeschenkt, der es selbst nach meinen Maßstäben in sich hatte, und war damit zum Fenster gegangen, das vom Boden bis zur Decke reichte und Ausblick auf die nächtliche Stadt gewährte. Er kehrte uns den Rücken zu-Ich fragte mich, wen er auszublenden versuchte, das Monstrum oder seinen Schöpfer.
Ich kroch in einen Sessel und versuchte tapfer, mich zu beruhigen. Es fiel mir schwer nach dem, was ich gerade gehört hatte. Ich bekam nicht oft Gelegenheit dazu, und deshalb bemühte ich mich, den Moment zu genießen.
»Wäre es unhöflich zu sagen, ich hab’s dir ja gesagt?«, fragte ich, fast ohne die Miene zu verziehen.
»Dass dir die Regeln der Höflichkeit etwas bedeuten, ist mir neu«, lautete die sarkastische Antwort.
»Du-te dracului«, sagte ich automatisch, bevor mir klar wurde, wie ironisch es unter den gegenwärtigen Umständen war, ihn zum Teufel zu wünschen.
»Stattdessen möchte ich dich zu ihm schicken«, sagte Mircea.
Ich nickte in Richtung des anderen Vampirs. »Hast du deinem Freund erklärt, dass es sich um ein Himmelfahrtskommando handelt?« Ich sah Schönling an. »Leidest du an Todessehnsucht?«
Der Franzose achtete nicht auf mich, aber Mircea beschloss, streitsüchtig zu sein. Wie üblich. »Er wird nicht allein gehen. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, dich zu suchen. Seine Aufgabe besteht darin, Vlad gefangen zu nehmen, und deine…«
»Hast du ihm gesagt, dass du beim letzten Mal die Möglichkeit hattest, Onkel Drac zu erledigen, aber zu sehr damit beschäftigt warst, ein Senatsmitglied zu verführen?«
» .... und deine Aufgabe ist es, ihn am Leben zu halten. Er kennt meinen Bruder nicht, du schon.«
»Genau das ist der Grund, warum ich nicht noch einmal in seine Nähe gehen werde.« Ich stand auf, streckte mich und hielt nach meiner Lederjacke Ausschau. Claire hatte sie mir geschenkt, nachdem meine letzte nach einer Jagd ruiniert gewesen war. Als ich die Jacke zum letzten Mal gesehen hatte, war sie voller Schleim und Blut gewesen, ebenso wie das T-Shirt. Vermutlich hatte ich sie im Bad gelassen.
»Wohin willst du?«
»Ich möchte herausfinden, ob meine Reinigung mit der Spucke eines Varos-Dämons fertigwird. Rosarotes und violettes Zeugs. Riecht wie eine Stinktierfamilie und frisst sich wie Säure durch Stoff.«
Ich ging zur Tür, aber bevor ich sie erreichen konnte, versperrte mir Daddy den Weg und lehnte am Türrahmen.
»Setz dich.«
Ich seufzte. Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass es so einfach sein würde. »Das hat doch keinen Sinn.« Mircea stand einfach da, und ich beschloss, etwas mehr ins Detail zu gehen, nicht in erster Linie für meinen lieben alten Papa, sondern für den armen Kerl, der in diese Angelegenheit verwickelt worden war - vielleicht konnte er sich noch irgendwie herauswinden. Ich hoffte es für ihn, denn andernfalls sah es ziemlich duster für ihn aus.
»London, achtzehnneunundachtzig. Eine dunkle, stürmische Nacht. Erinnerst du dich? Wie hieß es doch noch? > Wenn du dies nicht heute Nacht zu Ende bringst, wenn du ihm eine Möglichkeit zur Rückkehr lässt, will ich mit dieser ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Dann jagst du ihn das nächste Mal allein. «< Ich sah zum Franzosen, der sich umgedreht hatte und uns anstarrte. »Damals war ich viel überheblicher, aber du verstehst sicher, was ich meine. Die letzte Begegnung hab ich nur mit knapper Not überlebt, und nach einer Wiederholung steht mir nicht der Sinn, zumal du ihn wieder mit einer deiner ach so sicheren Fallen schnappen willst und dann nur darauf wartest, dass er wieder entkommt. Wenn er dich und jeden, der so dumm ist, dich zu begleiten, nicht vorher erledigt. Gib jetzt den Weg frei, Daddy. Es wartet Arbeit auf mich.«
»Das ist deine Arbeit, bis ich anders entscheide.«
Ich lächelte und fühlte mich zur Abwechselung recht sanft. Ob es an all der Gewalt vorher oder dem Lachkrampf lag, wusste ich nicht, doch seltsamerweise verspürte ich nicht den Wunsch, meinem lieben Papi den Kopf von den Schultern zu reißen. »Mit deinen Ohren scheint was nicht zu stimmen.«
»Du wirst mir bei dieser Sache
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