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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Sensorenphalanx, dass er über keinerlei Verbindung mehr nach außen verfügte und damit vom Großteil seiner Streitmacht isoliert war. Ihm jagte ein kalter Schauder über den Rücken.
    Der Querschnitt des Tunnels veränderte sich von oval zu kreisrund, bis er schließlich in einen großen Hangar mündete. Rufs Sensorenphalanx lieferte ihm ein komplexes, aus den unterschiedlichen Systemen zusammengesetztes Bild. Fasziniert sah er auf eine unbekannte Silhouette eines kleinen Raumschiffs, das ungefähr ein Zehntel des Hangars ausfüllte. Eine große Anzahl von Containern zu seiner Linken ähnelte stark den heutigen Ausrüstungsverpackungen der Organisation. Die vor ihm liegende Wand des Hangars sah aus wie ein sehr frühes Modell des Schiffskonfigurators. Er zoomte einen Bereich mit seinem Visier heran, wo er den Auswurfschacht der konfigurierten Schiffe am ehesten erwartet hätte, und wurde nicht enttäuscht. Ungefähr vierzig Meter über ihm befand sich ein großes Tor mit einer zentralen Gravur. Er schluckte. Klar erkannte er das Logo der Pretaia – die angedeutete Kurve des doppelten Potentialdurchgangs beim Sprung durch den Nebenraum – wie er es vor kurzem an Bord der T3 zuletzt an der Uniform von Hud Keraas gesehen hatte.
    Die dreidimensionale Richtungsanzeige in einem Ausschnitt seines Visiers deutete schräg nach unten.
    »Ist das ein Fehler irgendwo in der Umrechnung oder müssen wir noch dreiundfünfzig Kilometer in die Tiefe?«, fragte Zaguun unsicher.
    Ruf schüttelte in seinem Anzug den Kopf. »Nein das ist kein Fehler. Ich hab’s gerade überprüft, Speer, was sagt deine Navigationsausrüstung?«
    Ruf sah auf seinem Visier, wie sich die Auflösung des Zielpunktes rasch verfeinerte, als der Navigationsdom hinter der linken Schulter von Speers Aufkläreranzug hervor wuchs.
    »Jetzt besser, Siir?«, dröhnte die tiefe Stimme des Offiziers. »Ich schlage eine kleine Aufklärungsrunde vor, bevor wir weitermachen«, ergänzte er.
    »Einverstanden«, antwortete Ruf. »In fünf Minuten treffen wir uns wieder hier, besuchen das Kommunikationszentrum und finden heraus, wer so freundlich war, uns hereinzulassen.«
    Seine Offiziere verteilten sich sternförmig in der großen Anlage. Ruf trieb langsam über das unbekannte Schiff im Hangar, während er mit einem Ohr den leisen Kommentaren folgte und die Markierungen der Einheiten auf dem Visier in die zweite Betrachtungsebene legte, um Platz für eine Panoramaansicht des Schiffes zu bekommen.
    Die Grundform glich einem dickwandigen, schmutziggrauen Rohr von knapp einhundertfünfzig Metern Länge und fünfzig Metern Durchmesser, das an den äußeren Enden jeweils einmal abgeschnürt war. Er trieb an einem Ende hinunter und stoppte auf Höhe des Hohlraumes. Die Sensorphalanx lieferte keine Bilder von der Rohrinnenseite, obwohl optisch durchaus ein Loch zu sehen war. Neugierig trieb er an die Öffnung heran, bis sein Anzug im Abstand von wenigen Metern ohne Vorwarnung mit großer Geschwindigkeit in das Rohrinnere hineingezogen wurde.
    Ruf wurde schwarz vor Augen, sein Visier spielte verrückt. Als er wieder die Augen öffnete, war der Spuk vorüber und er trieb vor dem anderen Ende des Schiffes.
    »Was war das für ein Sprung, Siir?« fragte Kooi irritiert, »ich habe Euer Signal für einen Moment von zwei Positionen gleichzeitig empfangen.«
    Ruf schüttelte benommen den Kopf. »Keine Ahnung, Kooi, wenn wir Zeit haben, sehe ich mir das später noch einmal an.«
    »Merkanteer, wenn ihr einmal herkommen könnt, wir haben hier etwas gefunden!«, meldete sich der Certeer der dritten Alstorgruppe.
    Ruf übernahm die Markierung des Offiziers in die Anzug-KI und ließ sich zu ihm bringen.
    Er war der Letzte, der den Ort erreichte. Alle anderen Einheiten verharrten im Halbkreis vor einem großen Panzeranzug, der sich in einem hallenähnlichen Raum befand, von dem drei weitere Gänge wegführten.
    Ruf schwebte neben den Anzug von Kooi und schloss sich dem andachtsvollen Schweigen der anderen Offiziere an. Er erinnerte sich an das archaische Gemälde in der Winterresidenz. Dies war nun der erste wirkliche Tempus, den er je zu Gesicht bekam.
    Die menschliche Komponente des Tempus-Übermenschen musste vor langer Zeit gestorben sein. Er stand vor ihnen in Angriffsposition, die Railcannons ausgefahren, die Drohnenbehälter ausgeworfen, einen Ausfallschritt nach seitlich vorn. Wäre die zentimeterhohe Staubschicht nicht gewesen, Ruf hätte ihn für eine beeindruckende Dekoration

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