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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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beschützen – wir haben versagt. Wir konnten Harkcrow nicht schützen – weil er es nicht zugelassen hat, und wir konnten die Sucher nicht vor den Abtrünnigen der Synccs bewahren. Wir können nur hoffen, dass sie trotzdem Erfolg haben werden und uns dann informieren. Wir werden vorbereitet sein.«
    Das Licht seiner Sensorenphalanx wurde schwächer, als er sich zur Seite drehte. Ich stand im Dunkeln und erkannte ein Zeichen auf der Seite seiner Schulterpanzerung. Es war das tief eingravierte Zeichen der Troyians, wie ich es zuletzt in dem Dimensionstor auf Ruthpark gesehen hatte. Es leuchtete dunkelrot auf sandfarbenem Grund. Die anderen Tempi machten sich auf den Weg, die Höhle zu verlassen.
    »Das heißt, die Geschichte vom Untergang der Tempi ist nicht wahr?«, stellte ich ihm endlich die für mich jetzt wichtigste Frage.
    Das helle Licht des Scheinwerfers kam zurück. Er war jetzt der einzige verbliebene Tempus in meiner Umgebung.
    »Ihr seid die Exekutive der Königreiche, Merkanteer?«, stellte er mir eine Gegenfrage.
    Ich nickte schwach.
    »Wir waren die Exekutive der Troyians, wir mussten unsichtbar sein und müssen es bleiben – das geht am besten wenn man nicht mehr existiert – richtig?«
    Ich nickte wieder, meine Konzentration schwand dahin.
    »Wir bringen Euch zu den Bunkeranlagen, Merkanteer. Von dort müsst Ihr es allein schaffen, unsere Zeit ist noch nicht gekommen.«
    Er griff über seine Schulter und holte einen zylindrischen Gegenstand von fast drei Meter Länge hervor, den er vor mir auf den Felsen legte. »Das ist eine Panzerzelle. Steigt da hinein, solange wir unterwegs sind.«
    Ich starrte auf die Zelle. An ihrer Oberseite hatte sich eine ovale Öffnung gebildet, vor der ein blaues Schutzfeld flimmerte. Es sah verlockend aus – und doch .
    »Könnt Ihr die Soldatin mitnehmen, Herrscher? Ich verdanke auch ihr mein Leben.«
    Ein violetter Lichtstrahl aus seiner Sensorenphalanx huschte über den Exor der Soldatin. »Sie muss in ihrem Anzug bleiben, Merkanteer. Ihre Verletzungen sind zu schwer, andernfalls stirbt sie«, erklärte er nüchtern. »Warum lasst Ihr sie nicht hier? Sie gehört zu den Feinden!«
    Ich überlegte einen Moment. Er hatte Recht aber -. »Sie war dabei, die Seiten zu wechseln, Herrscher. Deshalb ist sie mit mir zusammen hier!«
    Einer der anderen Tempi kam auf seinen Antigravs zurück. Ohne zu zögern, nahm er die Corps-Soldatin auf und hielt sie wie eine Puppe mit der linken Klaue an seinen Brustpanzer gedrückt. Ihr Exor war steif, hoffentlich hielt er die kommende Beanspruchung aus.
    »Danke«, sagte ich, holte ein letztes Mal tief Luft und deaktivierte meinen Schildring. Mit zwei schnellen Schritten ging ich durch die lähmende Kälte zu dem vor mir liegenden Behälter und kletterte hinein. Als ich vollständig in ihm lag, verschwamm die Öffnung über mir und ein großes Holodisplay erschien vor meinen Augen, das mir offenbar einige Daten des Tempus übertrug. Ich sah die Höhle in Tageslichtdarstellung, sah die gigantischen Ausmaße und auch die Wracks von unzähligen Drohnen jeglichen Formats, welche den Kampf zum Ende doch verloren hatten. Zum ersten Mal sah ich einen Tempus in vollem Licht, sah seine mir vollkommen unbekannten mehrschichtigen Felder, wie ineinander verlaufende Öle, die mit bloßem Auge vollkommen unsichtbar gewesen waren. Sie mussten über eine intelligente Kontaktsteuerung verfügen, denn der Tempus, welcher die Corps-Soldatin trug, hatte sein Feld weiterhin aktiviert.
    Der Innenraum der Panzerzelle schrumpfte auf mich zu, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Die Luft roch schlecht, aber bei weitem besser als die der Planetenatmosphäre. Außerdem verfügte sie über den normalen Sauerstoffgehalt und sie war warm .
    »Wir brauchen zwei Stunden, Merkanteer«, dröhnte die synthetische Stimme des Tempus an meine Ohren.
    Dann war ich mit meinen Gedanken und meinem unfassbaren Glück allein.
    »Herrscher«, sagte ich nach einer Weile, als wir uns bereits eine Zeitlang außerhalb der Höhle und tief in dem dunklen Canyon befanden und zügig die rauchenden Überreste des Mercenarys, der einstigen Krone der Evolution der Z-Zemothy-Kampftechnik, überflogen. »Ihr kanntet Harkcrow Treerose und seinen Plan. Könnt Ihr mir darüber erzählen – vor allem wer diesen Plan schließlich durchkreuzt hat?«
    »Nein, Merkanteer, auch wenn Ihr möglicherweise schon einzelne Fragmente der Wahrheit kennt und es als ungerecht empfinden mögt«, antwortete er.

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