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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Aufgaben, so weit er es vermochte. Der Troyian kam nicht zurück aus dem System, doch die Kultur tat es, die er in die Königreiche führen wollte.« Syncc Marwiin sah Keleeze an, der nachdenklich das Kinn auf die dunkelgraue Brust gelegt hatte, und ließ dann seinen Blick über die anderen Holo-Projektionen im Kommunikationsraum der Boe schweifen.
    »Ja, ich gehe sehr stark davon aus, dass es sich bei dieser Kultur um die Coruumer handelte, denen Troyian Harkcrow eine bestimmte Rolle in seinem Zukunftsbild der Sieben Königreiche zugedacht hatte.« Syncc Marwiin schien jetzt die Zuschauer zu vergessen, denn sein Ton wurde routiniert und klar.
    »Oldo Merceer führte die Extraktionsflotte von Ruthpark an einen geheimen Ort, den das Extraktionscorps des Zentrums nicht kannte und auch nicht finden konnte. Dieser geheime Ort hieß Enchrome und befand sich in den Dunkel-Ausläufern der Nebelwelten, einem System mit einem Roten Riesen als Sonne und fünf Planeten, von denen der zweite und dritte terrestrisch waren, eingehüllt in eine drei Lichtjahre durchmessende Wolke aus Dunkler Materie. Auf dem dritten Planeten siedelte er die Coruumer Kultur an, auf dem zweiten begann ihre Ausbildung zur Vorbereitung auf ihre Aufgaben in den Königreichen – das war im Jahr 29.204, zwei Jahre nach der Extraktion.« Der alte Mann atmete zweimal ruhig durch und starrte geradeaus als blättere er auf die nächste Seite des Geschichtsbuches aus dem er gerade vorlas.
    »Oldo Merceer erledigte seine Aufgaben über die nächsten siebenundvierzig Jahre, so gut es ging, unentdeckt vom Extraktionscorps des Zentrums und geschützt von der Garde des toten Troyians. Aber es kam der Moment, in dem er erkennen musste, dass der Tod von Troyian Harkcrow von diesem nicht eingeplant gewesen war. Merceer kam an zu viele Stellen, an denen er das fehlende Wissen und die Weitsicht des Troyians nicht kompensieren konnte und er durch Improvisation möglicherweise den Gesamterfolg des Programms gefährdet hätte. In einem solchen Moment entschied er sich, die Isolation von Enchrome zu durchbrechen und Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.«
    Keleeze bemerkte, wie er vor Spannung an seiner Lippe zu kauen begann, obwohl Syncc Marwiin ihm diese Geschichte bereits gestern erzählt hatte. Er wusste, wie das Gehörte auf die anderen Teilnehmer wirken musste.
    »Die Isolation zu durchbrechen, bedeutete vor allem, Fremde nach Enchrome zu holen, Mitwisser zu erschaffen. Achtzehn Jahre lang konnte Oldo Merceer das Risiko beherrschen, dann wurde er ermordet. Weitere achtzehn Jahre konnten die von ihm geholten Lehrer die Ausbildung der Coruumer Kultur fortsetzen – bis zur Invasion von Enchrome.«
    Die Spannung der Erzählung hatte alle Zuhörer auf ihren Plätzen gefesselt. Ruf verfolgte konzentriert die Intarsien im Parkett des Fußbodens, bis sein Blick die grauen Stiefel von Kooi erreichte und an ihrem Körper nach oben bis zu ihren geschlossenen Augen strich.
    »Fünfzehn Prozent der Kultur fielen dem übermächtigen Angriff zum Opfer, wie auch die gesamte Garde des toten Troyians. Mit ihrem Tod erkaufte sie die notwendige Zeit, die übrigen fünfundachtzig Prozent auszuschiffen.« Syncc Marwiin fuhr sich mit der Hand über die Augen, als sehe er das Massaker vor sich.
    »Nur die wenigsten Lehrer konnten entkommen.«
    Torkrage trat an die Holo-Projektion von Keleeze heran und machte eine leise Bemerkung, die niemand sonst hören konnte. Der Merkanteer nickte zustimmend.
    »Die Synccs waren die Lehrer.« Blaak Ferkuiz machte eine Feststellung, er erwartete keine Zustimmung.
    Der Kulturbeauftragte sah ihn an. »Das ist richtig, Höchster. Oldo Merceer gründete die Gemeinschaft der Synccs 29.251 auf Enchrome aus den besten Wissenschaftlern des Roten Nebels. Leider ist es auch richtig, das er von einem dieser Synccs achtzehn Jahre später ermordet wurde.«
    »Wo gingen die Coruumer hin, nachdem sie von Enchrome vertrieben wurden?« Treerose stellte die Frage nicht ohne Absicht – er kannte die Antwort bereits und wollte die aufkommende Diskussion weg von den Fragen nach den Angreifern lenken.
    »Die Legenden sind wahr, Höchster«, entgegnete Syncc Marwiin ohne Zögern. Sein Blick ging durch die Runde und verharrte auf Blaak Ferkuiz, dem Organisations-Querteer, der nicht noch zusätzlich wie Treerose und Laurenz einem Königreich vorstand.
    »Sie sind unter uns, Siir, seit damals!«
    Ein kollektives Aufatmen ging leise durch die Runde. Jeder verarbeitete das

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