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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Kapitel 1
Der Angriff
    Julia und Jason blieben wie erstarrt an der Treppe stehen, die man in die Klippen von Salton Cliff gehauen hatte. Die Zwillinge waren dorthin gelaufen, nachdem sie aus Angst vor einem Erdbeben aus dem Haus gerannt waren. Ein heftiger Ruck, der das ganze Haus erzittern ließ, hatte sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen.
    Kurz danach hatten sie es gesehen. Mitten in der Bucht von Kilmore Cove lag eine schwarze Brigantine mit pechschwarzen Segeln. Sie hatte soeben aus acht Kanonen eine volle Breitseite auf die Villa Argo abgefeuert.
    Die Zwillinge hörten das Schießpulver explodieren und dann erhellten Feuerblitze den Nachthimmel.
    »RUNTER!«, schrie Jason, stieß seine Schwester zu Boden und schirmte sie mit seinem Körper ab.
    Das Türmchen der Villa Argo wurde von einer Kanonenkugel getroffen, die durch ein Fenster eindrang und auf der anderen Seite wieder hinausschoss.
    »JASON! JULIA!«, schrien ihre Eltern, während im Garten ein Hagel von Holzsplittern und Glasscherben auf sie niederprasselte.
    Ein zweiter Pfiff erklang, dann ein dritter und ein vierter. Eine weitere Kugel zertrümmerte die Veranda vor dem Wintergarten und rollte ins Wohnzimmer. Eine andere traf wieder das Türmchen und die folgende entwurzelte einen der uralten Bäume des Parks und versank danach im Rasen.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, stammelte Julia völlig fassungslos.
    »Bleib unten!«, schärfte ihr Bruder ihr ein, bevor er aufstand und loslief.
    Ein Knall. Ein Feuerblitz. Ein unerträgliches Pfeifen, das Julias Schreckensschrei übertönte. »JASON!«
    Wieder flog ein Geschoss durch den Garten und brachte einen Mauerstumpf, ein Überrest von Nestors abgebranntem Gärtnerhaus, zum Einsturz.
    Mrs Covenant bekam einen Weinkrampf, und ihr Mann bemühte sich, sie zu beruhigen. Aber auch er hatte entsetzliche Angst und begriff nicht, was um ihn herum eigentlich vorging.
    Auf einmal senkte sich das Türmchen und ächzte dabei so wie ein verletztes Tier. In der dem Meer zugekehrten Wand der Villa Argo bildete sich ein breiter Riss.
    »JASON!«, schrie Julia noch einmal so laut, wie sie konnte. »WO WILLST DU HIN?«
    Doch ihr Bruder schien sie nicht gehört zu haben. Er lief zu seinen Eltern, die eng umschlungen im Garten standen. »Das Auto, schnell!«, rief er und zeigte zur Garage. »Wir müssen ins Auto! Wo sind die Schlüssel?« Doch als er ihre verstörten Gesichter sah, merkte er, dass sie gar nicht verstanden, was er meinte. Er erkannte, dass er selbstständig handeln musste, und lief weiter in die Küche. Er fand die Autoschlüssel in der Schale, in die Mr Covenant seine Hosentaschen leerte, nahm sie, rannte in den Garten zurück und warf seinem Vater den Schlüsselbund zu. Dieser fing ihn automatisch auf und starrte ihn dann an, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte.
    »Wir müssen sofort weg von hier! Sie schießen auf uns!«, erklärte Jason den Eltern.
    Mr Covenant starrte immer noch den Schlüsselbund in seiner Hand an. »Wieso? Was soll das heißen, Jason?«
    Doch sein Sohn war bereits wieder im Haus verschwunden. Und erneut gab es einen Knall und einen Pfiff und Mr und Mrs Covenant schrien erschrocken auf.
    Das Auto in der Garage.
    Doch, das war eine gute Idee.
    »Julia, lauf!«, rief Mr Covenant. »Da rüber!« Dann fasste er seine Frau an den Schultern und zog sie mit sich mit.
    Jason war auf das, was er vorhatte, so fixiert, dass er die Schüsse kaum noch wahrnahm. Er lief ins Wohnzimmer und wäre dort beinahe über die Kanonenkugel gestolpert. Sie war auf den Teppichen ausgerollt und hatte eine verbrannte, immer noch qualmende Spur hinterlassen. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie zu berühren. Seit er seinen ersten Piratenfilm gesehen hatte, war er immer neugierig gewesen, ob …
    »Aua!«, schrie er erschrocken auf und zog blitzartig seine Hand zurück.
    Jetzt endlich hatte er Gewissheit: Soeben abgefeuerte Kanonenkugeln waren tatsächlich glühend heiß.
    Er lief weiter. Durch das zweite Wohnzimmer, das Steinerne Zimmer mit der Tür zur Zeit und zur Treppe, ohne dabei all den umgestürzten Nippes und die von der Wand gefallenen Bilder zu beachten. Nach ein paar Stufen blieb er stehen, weil er wieder einen Knall und einen Pfiff gehört hatte. Er duckte sich, schützte den Kopf mit den Armen und wartete mit angehaltenem Atem auf den Aufprall.
    »Nicht jetzt!«, betete er stumm, als über ihm irgendetwas explodierte.
    Die Spiegeltür des Turmzimmers am oberen

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