Coruum Vol. 3
2014
Keleeze
Der Kulturbeauftragte sah mitgenommen aus, als er die Fähre auf dem Deck des Schiffskonfigurators verließ. Seine Wangen strahlten in einem frischen Rosa, während seine Augen tief in ihren Höhlen lagen – ein deutliches Anzeichen für eine zu intensive Beanspruchung des Makrobot-Systems über einen zu langen Zeitraum.
»Holt Hud Pasuun. Sie soll sich um Syncc Marwiin kümmern, bevor er in zwei Stunden mit Torkrage spricht«, bat ich Noxx Septoon, meinen neuen Adjutanten. »Bringt ihn eine halbe Stunde vorher zu mir.«
»Siir!« Sein pechschwarzer Schopf nickte und er tat ein paar Schritt zur Seite, während er es veranlasste.
Mich hatten alle Nachrichten über die Arche der Sole-Sourcer erreicht – alle, die über die Geschehnisse außerhalb von ihr berichteten und vom ersten Eindringen des Synccs gemeinsam mit den drei Einheimischen – wenig von den Abläufen, nachdem Oldo Merceer wie aus dem Nichts aufgetaucht war und ihn gezwungen hatte, mit ihm erneut hineinzugehen.
Der alte Mann mit Sinistra im Gefolge kam mit ernstem Gesichtsausdruck auf mich zu.
»Höchster«, grüßte er, »habt Ihr Neuigkeiten aus dem Enchrome-System?«
»Der Adjutant von Treerose ist zurück, meint ihr das?«
Er nickte. »Gibt es Informationen über seinen aktuellen Aufenthaltsort?«
»Nein, sie sind weiterhin verschwunden – auf dem Weg zum Tektor-System, wird vermutet.« Ich sah in seine Augen.
»Ich habe den Eindruck, Eure Einschätzung von Oldo Merceer war ein wenig voreilig?«
Eine Spur von Bitterkeit legte sich auf seine Züge.
»Möglicherweise, Siir. Er wird uns nicht helfen, gegen die Sole-Sourcer zu arbeiten. Er verlangt einen neuen Troyian, dem er dienen kann.«
Sinistra ließ eine große Tasche, die sie bis jetzt über der Schulter getragen hatte, achtlos auf den Boden gleiten. Sie schien uns vollkommen vergessen zu haben. Gebannt beobachtete sie den intensiven Verkehr auf dem riesigen Flugdeck, die voranschreitenden Reparaturarbeiten am Atmosphärenschild, die klare Sicht auf die messerscharfe Sichel des Mondes von Ruthpark. Als Hud Pasuun in ihr Blickfeld trat, umarmte sie sie, wie es schien, aus der spontanen Laune heraus, etwas Vertrautes zu entdecken.
»Das klingt, als spiele er auf Zeit. Wer soll das sein, Synccs«, kam ich auf seine letzte Aussage zurück. »Ich denke da an Torkrage – Ihr nicht?«
Er nickte matt. »Auf unserer Seite ist das klar. Wir müssen aber auf das Gleichgewicht achten. Auch das Zentrum benötigt einen neuen Troyian. Die Erste Händlerin hat ihren Vorgänger genannt, Kamir Des’Rafil.«
Ich erinnerte mich an den Händler. »Eine gute Wahl, wenn Mom nichts dagegen einzuwenden hat und sicher kein leichter Gegner für Ramone.«
»Die Urmutter ist tot, Höchster.«
»Könnt Ihr das noch einmal sagen?«
»Oldo Merceer hat aus der Arche Kontakt zu ihr aufgenommen. Sie hat ihn verhöhnt. Er hat ihren Thieraport auf Innocentia ferngezündet, nachdem er den Eindruck hatte, sie würde das Dritte Imperium gefährden und er könne sie nicht mehr kontrollieren. Die Urmutter und Metcalfe standen direkt daneben.«
*
Torkrage schüttelte den Kopf. Der schwere Ohrring in seinem linken Ohr schaukelte ein wenig. »Ich sollte beide Thieraports ausbauen lassen. Wenn Oldo Merceer das kann, kann es jeder Sole-Sourcer – und im Moment fliegen hier wenigstens noch zwei andere herum.«
»Glaubt Ihr nicht mehr an Euren Adjutanten, Siir?« fragte ich vorsichtig.
Das feine Narbengeflecht im rechten Augenwinkel kräuselte sich, als er die Augen unbewusst ein wenig zusammenkniff und ohne zu zögern antwortete: »Ich glaube an die Logik und das Beurteilungsvermögen meiner Offiziere, die Zeugen im Enchrome-System waren und ihn seit Jahren kannten. Sie sind einstimmig der Meinung, dass das, was sich als Ruf Astroon ausgegeben hat , Projektion, Cyborg oder Androide gewesen ist.«
Sein Stirnreif funkelte im Licht der Nachmittagssonne in der Winterresidenz.
»Nach deinen Erfahrungen mit Oldo Merceer habe ich keine Wahl. Wir müssen herausfinden, was sie auf Tektor wollen, bevor sie dort auftauchen, Keleeze.«
»Das System befindet sich in Alarmbereitschaft, Overteer, alle Sprungpunkte werden an ihrem äußeren Ende bewacht. Sie können da nicht einfach rein«, antwortete ich und nickte meinem Adjutanten zu, der mit fragendem Blick hereingekommen war und Syncc Marwiin, der erfrischt wirkte und neu gekleidet war, bei sich hatte.
»Ich habe die T3 hingeschickt. Wenn
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