Coruum Vol. 3
sich im schlimmsten Fall als sehr nachteilig für den gesamten Roten Nebel herausstellen kann – und damit auch für diesen alten Mann.«
Der Kapitän wurde nachdenklich.
»Ich werde das, was Ihr sagt, vom Stab der Ersten Händlerin bestätigen lassen, Dawn.«
»Tut das, Kapitän, und bestätigt im Gegenzug Eure Demission gleich mit. Ich kann niemanden in einer Aufklärungsmission gebrauchen, der meine Befehle anzweifelt«, fügte ich in möglichst gleichgültigem Ton an und wandte mich dem zentralen Navigationsholodisplay zu.
Es dauerte fast zehn Sekunden, bis ich an den Positionsänderungen darin ablesen konnte, dass dem Kapitän eine Aussicht auf seine Degradierung nicht behagte.
»Sprungsequenz über drei Transfersysteme, Dawn. Damit verlieren wir die Hälfte unseres Treibstoffes«, meldete sich der Landsucher.
»Das ist weit mehr, als wir dann noch benötigen werden«, antwortete ich und drehte mich zu Lumidor, der an der Lehne eines Konturensessels in der Nähe des Landsuchers lehnte und die schwere Luft einer Tapet einsog. Endlich verzogen sich seine Mundwinkel zu einem schwachen Grinsen.
*
Als drei in das Xee-System vorausgeschickte Aufklärungsdrohnen nicht zurückkehrten, nicht einmal ein einziges Signal entsandten, wusste ich, dass die zu erwartenden Schwierigkeiten noch weit größer werden würden als angenommen.
»Ich war nie im Extraktionscorps, Dawn – aber ist es nicht etwas ungewöhnlich für ein final extrahiertes System, wenn dort gleich drei Aufklärungsdrohnen verschwinden?« Kapitän Om’Lees hatte die Esteer , fünf Lichtminuten vom letzten Sprungpunkt entfernt, in Verteidigungsbereitschaft versetzt, nachdem auch die dritte nicht zurückgekehrt war.
»Ein außerordentlich effektives Abwehrsystem – die Drohnen konnten kein einziges Signal absetzen, sie wurden bereits im Prozess des Wiedereintritts zerstört«, Lumidor ließ in einem Nebendisplay die Übertragungsdaten der letzten durchlaufen, »- unmöglich, in der kurzen Zeit zwischen Freund oder Feind zu unterscheiden.«
»Als hätte jemand diesen Sprungpunkt dichtgemacht«, dachte ich laut. »Haben sie uns damit entdeckt?«
Om’Lees schüttelte verneinend den Kopf. »Nicht unbedingt. Wir verwenden zuerst immer einfache, neutrale Drohnen – für jeden zu erwerben, Wachsysteme registrieren lediglich ein Eindringen. Bei dieser Reaktionszeit können sie nicht unbedingt unterscheiden, ob es sich um einen Asteroiden oder ein Schiff gehandelt hat. Wenn der zur Abwehr benötigte Energielevel unterhalb ihrer Toleranzgrenze lag, gab es möglicherweise keinen Alarm.«
»Dann haben wir jetzt die Wahl«, sagte Lumidor, »stärkere Drohnen – und jemanden da drinnen auf uns aufmerksam zu machen, diesem Jemanden die Zeit zu geben, Verstärkung zu holen oder -«, er lächelte, »wir gehen sofort möglichst massiv hinein, sehen uns um und sind wieder weg, bevor sie gemerkt haben, wer da vorbeigeschaut hat.«
Kapitän Om’Lees sah mich an.
»Allein das Vorhandensein dieser Abwehrsysteme bestätigt meinen Verdacht, Toreki. Wir müssen nachsehen! «
»Ich kann mir nicht vorstellen, Dawn, dass die Erste Händlerin eine Verwicklung dieses Schiffes in einen aktiven Kampf in Betracht gezogen hat, als sie Euch ihre Unterstützung zusagte.«
»Habt Ihr jemals in Eurem Leben ein Schiff kommandiert, das an einem Kampf beteiligt war, Kapitän?«, fragte ich ihn möglichst teilnahmslos.
Es funktionierte – wie immer. Die Röte schoss ihm ins Gesicht. »Fünf Antimaterie-Rumbler auf unterschiedlichen Beschleunigungskurven«, wies er seinen Landsucher an. »Wir springen zehn Sekunden später!«
Na also! Ich schloss das Visier meines Exors. Lumidor war von der Brücke in Richtung Ausrüstungsraum verschwunden, um in seinen Panzeranzug zu steigen.
Die Esteer hatte ihre Systemtriebwerke auf maximalen Schub gebracht, die Rumbler beschleunigten ihrerseits am Limit ihrer Trägheitsfelder für unbemannte Schiffe und entfernten sich rasch vom Kreuzer in Richtung Sprungpunkt. Zwei Fregatten dockten aus und fielen zurück. Sie würden uns den Rücken freihalten und nicht mit springen. Der Countdown im zentralen Display meines Visiers zeigte noch vier Minuten bis zum Sprung.
Der Kapitän vertraute seinem Schiff – trotzdem stieg er in seinen Exor-Panzeranzug, der mit denen der anderen Brückenmitglieder in seitlichen Nischen aufbewahrt wurde. Zehn Sekunden Abstand zu den Rumblern war das Minimum, um den Sprung abzubrechen, falls wir die
Weitere Kostenlose Bücher